Ein starkes Team
Zorn in der Geste, nur ruhige Entschlossenheit.
Langsam stand sie auf, um die Gardinen zu schließen. Ein dumpfes Klappern in der Nähe des offenen Fensters ließ sie verharren. Angst packte sie.
Augenblicklich schaltete Chad das Licht aus. „Was war das?" fragte er dicht hinter ihr. Zu dicht.
„Ich weiß nicht." Sie erinnerte sich an die Scheinwerfer, die sie ein paar Minuten zuvor geblendet hatten. Sie wirbelte zu ihm herum. „Was hast du vorhin gekauft?"
„Nichts."
„Ist dir jemand gefolgt?"
„Nein."
Hannah griff nach dem Pfefferspray in ihrem verborgenen Gürtel und spähte durch den Spalt zwischen Gardine und Wand. Eine schattenhafte Gestalt eilte über den dunklen Bürgersteig, fort von ihrem Raum. „Er ist weg", sagte sie leise.
Chad öffnete die Tür, bückte sich und hob eine zerquetschte Limonadendose auf. „Sieht ganz so aus, als ob unser nächtlicher Besucher Fußball mit Dosen spielt." Er legte die Dose zurück vor die Tür.
Sie erschauerte trotz der Hitze. „Ich habe niemanden am Fenster vorbeigehen sehen."
„Ich auch nicht. Ein unschuldiger Passant läuft normalerweise nicht weg, wenn man ihn hört."
Hannah rieb sich die Arme. „Es sieht so aus, als ob wir verfolgt werden."
„Allerdings." Chad blickte sie an mit einem Ausdruck in den Augen, den sie nicht deuten konnte. Besorgnis? Angst?
Sie spähte aus dem Fenster auf den unheimlich stillen Parkplatz und Bürgersteig.
„Bist du okay?"
Sie wünschte, er würde die Arme um sie legen, wenn auch nur für einen Moment, um sie zu beruhigen und ihr zu zeigen, dass er sie nicht hasste.
„Es geht mir gut. Vielleicht reagieren wir übertrieben. Vielleicht ist der Typ nur ein Motelgast, der einen Spaziergang macht. Wer sonst könnte es sein?"
„Nicht das FBI, das ist sicher. Die hätten das Zimmer inzwischen sicherlich gestürmt."
„Danke, dass du mich daran erinnerst."
„Es hat keinen Sinn, die ganze Nacht hier herumzustehen und zu warten.
Der Typ wird nicht zurückkommen. Ich schlage vor, dass wir etwas schlafen. Wir werden es brauchen."
Sie nickte und kroch vorsichtig neben Bonny unter die Decke. „Könntest du bitte das Licht ausmachen?" flüsterte sie.
Er befolgte die Aufforderung. Dunkelheit senkte sich über den Raum. Die Straßenlaterne beleuchtete die Gardinen von außen. Unbeholfen zog Hannah sich aus und legte die Sachen neben das Bett in Reichweite. Sie starrte an die Decke, lauschte Chads Bewegungen, schloss dann die Augen.
Wie sollte sie Schlaf finden, wenn ihr Herz pochte und sie jeden Muskel anspannen musste, um zu verhindern, dass sie zu ihm in das andere Bett stieg?
„Hannah?" flüsterte er.
„Ja?"
„Sie - ich meine Bonny - sieht aus wie du."
5. KAPITEL
Hannah beschattete sich die Augen gegen die grelle Sonne, die über dem endlos grauen Atlantik aufging. Während sie Chad den Gehweg zum Kasino folgte, setzte sie sich Bonny etwas höher auf die Hüfte und erntete dafür ein zorniges Murren.
Um Viertel nach fünf war Bonny aufgewacht und hatte das Motelzimmer mit untröstlichem Gewimmer erfüllt. Sie hatte sich geweigert, ihren Haferbrei zu essen und auch die Pfirsiche, die sonst ihr Lieblingsgericht darstellten.
Chad war rastlos umhergewandert und hatte sie mit den unterschiedlichsten Blicken bedacht, von Verwirrung über Hilflosigkeit zu Unbehagen. Schließlich hatte er etwas Unverständliches gemurmelt, den Raum verlassen und Hannah mit dem schreienden Baby sich selbst überlassen.
Sie drückte Bonny einen Kuss auf die Stirn. „Du kriegst wieder einen Zahn, stimmt's, Bonbon? "
Bonny antwortete mit heftigem Gejammer. Trotz der Hitze drückte Hannah sie ein wenig enger an sich. Auch ihr war nach Schreien zu Mute. Sie hätte den Schmerz des Zahnens bevorzugt, der bald wieder vergehen würde. Denn der Schmerz, den Chad ihr durch sein abweisendes Verhalten ihr und Bonny ge genüber zufügte, würde vermutlich länger anhalten.
„Bist du bereit?" fragte er.
Hannah zögerte. Die Vorstellung, ihm ihre Tochter zu überlassen, behagte ihr nicht. Aber sie waren sich einig, dass sie besser geeignet war, um Informationen über Rita Minelli einzuholen. Eine Frau, die Fragen über eine andere Frau stellte, erregte weniger Verdacht und erhielt mehr Auskünfte als ein Mann, der für einen verschmähten Freund gehalten werden konnte.
Widerstrebend löste sie Bonnys Finger, die sich in ihre Haare gekrallt hatten. „Du musst sie gut festhalten. Sie entwickelt viel Kraft, wenn sie runter will. Und da sie
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