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Ein Stern fliegt vorbei

Ein Stern fliegt vorbei

Titel: Ein Stern fliegt vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Triebwerke – davongeschleudert werden würden, wenn die Winkelgeschwindigkeit noch wesentlich niedriger war. Es bestand die Gefahr, daß sich die leichten Schichten wie eine Schale vom Kern lösen würden, bevor die tektonischen Spannungen groß genug waren, den ganzen Körper zu zerstören. Der Rest wäre aber für eine Sprengung noch viel zu groß.
    Da trotz Duncans und I-rens Fortschritten immer noch fraglich war, ob die Sprengkraft der Hyperfusion rechtzeitig zur Verfügung stehen würde, beschloß der Rat nach längeren Diskussionen und einigen weiteren Testbohrungen, auf diesem Planetoiden in hundertzwanzig Kilometer Tiefe eine Serie von thermonuklearen Sprengsätzen des herkömmlichen Typs anzulegen, die den Berechnungen zufolge im Zusammenwirken mit den Rotationskräften genügen müßten, auch den festeren Kern zu sprengen – ein weiteres, unerhört kompliziertes und aufwendiges Vorhaben, das den ohnehin schon ausgefüllten Zeitplan noch mehr belastete.
    Unter diesen Umständen gewann das gemeinsame Experiment von Yvonne, Ljuba und Miguel plötzlich große Bedeutung, und sein Ausgang wurde allgemein mit starkem Interesse erwartet. Nun war die Zeit zu einer Überprüfung gekommen. Das Leitgerät hatte wöchentlich einmal gemeldet, wie weit die Arbeit vorangeschritten war. Demnach hatte es nur eine kleine Stockung gegeben nach dem Durchgang durch einen Meteoritenschwarm, aber danach war es noch schneller vorwärtsgegangen, und das Vorkommen war nun schon fast abgebaut.
    Yvonne, Ljuba und Miguel landeten auf einer abgelegenen Stelle. Sie hatten eines der spinnenartigen Universalgeräte mitgebracht, und Ljuba und Miguel setzten sich in die Kanzel. Yvonne war zunächst für einen Spaziergang zu Fuß gewesen, schloß sich dann aber wegen des stärkeren Scheinwerfers des Gerätes an und zwängte sich noch mit hinein. Sie bogen in die große Mulde ein, in der die Schächte liegen sollten, und sahen schon in der Mitte eine Zusammenballung von vielen kribbelnden Geräten – als plötzlich mit schnellen Bewegungen zwei davon auf sie zukamen.
    „Raus! Schnell!“ kommandierte Yvonne, sie fanden gerade noch Zeit, aus der Kanzel zu springen, dann erfaßten die beiden das Gerät, hoben es hoch, so daß das nicht abgeschaltete Laufwerk hilflos zu strampeln schien, und schleppten es davon.
    „Los! Weg!“ rief Ljuba, aber Yvonne hielt ihren Arm fest und sagte mit tiefer, erregter Stimme: „Nein, bleib doch! Sieh mal!“
    Da erlosch der Scheinwerfer des entführten Geräts. Sie schalteten ihre Helmscheinwerfer ein, gingen näher heran und staunten: Die beiden Angreifer montierten den Scheinwerfer und Teile der Steuerung ab und ersetzten sie durch Radarfühler und elektronische Teile aus dem Lager des Maschinensystems, überprüften das Ganze, und das Gerät war eingereiht in das Maschinensystem und marschierte sofort auf eine Schachtmündung zu.
    Das alles hatte etwa zwanzig Minuten in Anspruch genommen. Sie hatten stumm zugesehen. Jetzt fragte Yvonne mit vor Erregung zitternder Stimme: „Versteht ihr, was hier passiert ist?“
    „Die beiden haben den gelben Kreis am Rumpf“, sagte Ljuba zögernd, „sie gehören also zu denen, die den größten Strukturüberschuß haben. Aber…“
    „Und das Leitgerät“, führte Yvonne mit unterdrücktem Jubel in der Stimme den Gedanken weiter, „hat sie deshalb als Kontroll- und Reparaturmaschinen angelernt und eingesetzt!“
    „Da bin ich gespannt, wo die anderen drei stecken“, sagte Ljuba. „Das ist ja eine ganze Hierarchie. Hoffentlich wollen sie nicht auch noch uns reparieren.“
    „Das wohl kaum, unser Radarbild sieht nicht so aus“, sagte Miguel. „Trotzdem ist es vielleicht besser, wir sehen uns die Sache von oben an. Unsere Helmleuchten sind auch nicht stark genug.“
    Ljubas Wort von der Hierarchie bestätigte sich. Die Geräte arbeiteten rudelweise, jeweils von einer Maschine mit gelbem Kreis angeführt: Ein Rudel transportierte das Erz weg, das aus dem Schacht kam, ein anderes Rudel brachte Werkzeuge und irgendwelche anderen Teile an den Schachtmund, und ein drittes Rudel mußte, der Zahl der sichtbaren Maschinen nach zu urteilen, wohl unter Tage im Abbau arbeiten. Als dann aber eine der Schachtmaschinen aus dem Schacht herauskroch, hatten sie wieder Grund zum Staunen: Das Gerät hatte nur noch vier Beine, und die waren gekürzt. Die Maschine verhielt kurze Zeit und kletterte dann wieder hinab.
    „Grandios“, murmelte Yvonne.
    „Ich würde mich nicht

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