Ein Stern für Lou - Die Popkörner ; [1]
ganz ehrlich bin, hat Rosa den Text allein geschrieben.«
Rosa zuckte zusammen. »Ich… aber wir…«, stotterte sie.
»Ich konnte nicht mitschreiben, weil ich einen Arzttermin hatte«, fuhr Billie fort.
Rosa wusste nicht, wo sie hinsehen sollte.
»Wirklich, Billie?« fragte Frau Korte kühl. »Weißt du, Rosa hat es versucht. Und jeder, der versucht hat, einen neuen Text zu schreiben, weiß, wie schwer es ist. Am besten, ihr macht zu zweit weiter.«
Billie zog eine Schnute und wollte etwas erwidern, aber Frau Korte ging zurück zum Smartboard. »Gibt es ein Team, das Hejo, spannt den Wagen an umgeschrieben hat?«, fragte sie.
Niemand meldete sich. Lou kritzelte auf ihrem Blatt. Sollte sie sich melden?
»Keiner?«, fragte die Lehrerin überrascht.
Aus dem Augenwinkel sah Motte, wie Lous Hand nach oben ging.
»Lass das!«, flüsterte sie Lou zu. Doch Frau Korte hatte die Meldung schon gesehen. »Lou und Motte. Schön. Dann lasst mal hören, ihr zwei.«
Lou sah Hilfe suchend zu Motte hinüber. »Ich… äh, wir«, begann sie, während Motte anfing, hektisch in ihrer Mappe zu blättern.
»Das hast du ja prima hingekriegt!«, zischte sie Lou zu.
»Hast du nicht Hejo?«, fragte Lou leise zurück.
»Ich habe gar nichts!«, presste Motte zwischen den Zähnen hervor, sodass Frau Korte sie nicht hören konnte.
Lou schob ihren Text in die Mitte des Tisches. »Hier, unser neuer Text«, sagte sie so laut, dass es alle mitbekamen. »Komm, wir lesen zusammen«, raunte sie Motte zu.
Motte sah sie überrascht an. Lou meinte es wirklich ernst. Aber sie wollte trotzdem keine fremden Texte als ihre eigenen ausgeben. »Keinen Bock«, murmelte sie und schob die Mappe zurück.
»Okay«, seufzte Lou. »Dann fang ich mal an.« Sie räusperte sich. »Wolken…schiffe…«
Verdammter Mist! Warum kratzte es denn jetzt so in ihrem Hals? Lou räusperte sich. »Wolkenschiffe, groß und weiß…«
Das Kratzen wurde immer schlimmer. Lou musste husten.
»’tschuldigung«, murmelte sie. »Noch mal. Wolkenschiffe, groß und weiß. Segeln durch das Blau des Himmels leis. Wohin geht die Reise? Wohin geht die Reiheisehe? Wolkenschiffe, groß und weiß… «
Es war so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Lou zupfte sich am Ohr. Vielleicht waren die Wolkenschiffe doch keine so brillante Idee gewesen?
Aber da pfiff Brille anerkennend durch die Zähne und Frau Korte sah von ihren Notizen auf. »Sehr schön, Louise. Sehr schön, Karlotta. Euer Text passt Silbe für Silbe zu dem Originalrhythmus. Gut gemacht.«
Motte sah zu Lou rüber. Los, dachte sie, sag es schon. Sag doch endlich, dass du es allein geschrieben hast!
Aber Lou schwieg. Sie atmete nur erleichtert aus. Niemand hatte sie ausgelacht. Niemand hatte gesagt, dass der Text blöd war. Und Frau Korte begann, von Tisch zu Tisch zu gehen.
»Das wär nicht nötig gewesen«, sagte Motte mit rauer Stimme.
»Ich weiß«, sagte Lou.
»Jetzt denkt sie, wir haben es zusammen geschrieben«, bohrte Motte weiter.
»Ja, sieht so aus.« Lou nickte abwartend.
Motte lag etwas auf den Lippen, aber sie brachte es einfach nicht heraus.
Lou tat so, als merke sie nichts, und klappte ihren Schreibblock auf. Aber der Elektrozaun war aus. Das konnte sie genau fühlen.
15. Song
Es dauerte ziemlich lange, bis Motte die Klaviernoten für Hejo, spannt den Wagen an fand. Dabei hatte sie ein ganzes Regal voller Klaviernoten: Chopin, Bach, Mozart. Nur Noten für Volkslieder gab es nicht. »Das ist nichts für eine angehende Pianistin«, antwortete ihre Mutter, als Motte sie danach fragte. Erst in Oles Musikmappe wurde Motte fündig. Die Zwillinge hatten das Lied mit dem Schulchor gesungen. Zur Sicherheit legte Motte das Blatt so in ihre Noten, dass sie sofort umblättern konnte, falls ihre Mutter überraschend im Musikzimmer auftauchte.
Die Melodie war einfach und es fiel Motte nicht schwer, die passenden Begleitakkorde zu finden. »Wolkenschiffe, weiß und groß … «, begann sie leise zu singen. Weiß und groß? Oder groß und weiß? Während Mottes Hände wie von selbst über die Tasten glitten, versuchte sie, sich an Lous Text zu erinnern. »Wohin geht die Reise? Wohin geht die Reiheisehe?« war in jedem Fall der Refrain.
Motte fand, dass der Text nicht nur zum Rhythmus, sondern auch wunderbar zur Stimmung des Liedes passte. Wie hatte Lou das nur gemacht? Sie hatte doch auch versucht, den Liedtext umzuschreiben. Bis zwei Uhr nachts hatte sie auf ihrem Bleistift
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