Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1
wisst ihr
Bescheid
.«
Nach ein paar Minuten kroch sie auf Opa Heinrichens Grundstück zurück und rannte auf den Gartentisch zu, den Oskars Mutter inzwischen gedeckt hatte.
»Ich habe übrigens fünfundzwanzig Euro ausgehandelt«, sagte Mathilda zu ihr und blickte sie erwartungsvoll an. »Das ist hoffentlich okay für Sie.«
»Wie bitte?« Henriette Habermick rückte die Hocker zurecht und ließ ihren Blick noch einmal prüfend über den Tisch wandern. »Was meinst du damit?«
»Die Stunde natürlich«, sagte Mathilda und ließ sich auf einen Hocker fallen. »Hmmm, das sieht aber sehr einladend aus«, grunzte sie und strich über die karierte Serviettentischdecke.
In diesem Moment kam Oskar durch die Tür spaziert. Er balancierte die Mokkatorte auf seinen Händen.
»Von welcher Stunde redest du?«, fragte seine Mutter.
»Von der Stunde, die Sie Opa Heinrichen dreimal pro Tag im Haushalt helfen werden«, antwortete Mathilda. »Samstag und Sonntag natürlich ausgenommen.« Sie sprang auf, nahm Oskar die Torte aus der Hand und drehte sich im Kreis. »Opa Heinrichen wird sich halb totfreuen!«, jubelte sie, verlor das Gleichgewicht und kippte rücklings gegen ihren Hocker. Kracks! machte es und eins der Kunststoffbeine brach ab. Der Hocker hüpfte unter Mathildas Fuß weg.
»Aaah!«, stieß sie hervor und ruderte wie wild mit dem Arm. Die Torte, die sie in der anderen Hand hielt, rutschte langsam in Richtung Tellerrand.
»Neiiin!«, kreischte Oskar. Er sprang auf Mathilda zu und rettete die Torte in letzter Sekunde. Mathilda plumpste in die Wiese und fing an zu lachen. Sie wälzte sich von einer Seite auf die andere und lachte und lachte. Pusteblumensamen flog auf und tanzte über ihr in der Luft herum.
»Samstags und sonntags …«, stammelte Henriette Habermick.
»Haben Sie selbstverständlich frei«, brachte Opa Heinrichen, der in diesem Augenblick mit zwei Klappstühlen um die Ecke geschlurft kam, den Satz zu Ende. Er lehnte sie gegen die Gartenhauswand und reichte Oskars Mutter die Hand. »Ich freue mich sehr, dass Sie mir helfen wollen. Wissen Sie, mir wächst der Haushalt mittlerweile doch ein wenig über den Kopf.«
»Ja, aber …«, stammelte Henriette Habermick. »Fünfundzwanzig Euro!«
Opa Heinrichen deutete galant einen Handkuss an. »Also sagen wir dreißig.«
»Nein!«, schrie Oskars Mutter auf. »Ich …«
»Sie macht’s«, rief Mathilda, die mit einem Schlag zu lachen aufgehört hatte und auf die Füße gesprungen war. »Dreißig Euro die Stunde, neunzig pro Tag, vierhundertundfünfzig in der Woche. Auszahlung jeden Samstag um Punkt zehn Uhram Vormittag, damit Sie und Oskar ihre Wochenendeinkäufe noch erledigen können.«
»Aber …«, sagte Henriette Habermick.
»Krankenversichert sind Sie natürlich auch«, beeilte Mathilda sich hinzuzufügen. Sie schnappte Henriette Habermicks Hand und hielt sie Opa Heinrichen entgegen. »Los, Leute, schlagt ein.«
»Dieses Kind ist völlig verrückt!«, stieß Oskars Mutter hervor.
»Das sind wir doch alle«, sagte Opa Heinrichen freundlich. Er nahm Henriette Habermicks Hand und schüttelte sie. »Morgen von zehn bis dreizehn Uhr? Oder wäre Ihnen der Nachmittag lieber?«
»Auf jeden Fall«, sagte Mathilda und zwinkerte Oskar zu.
Der hatte inzwischen die Mokkatorte auf den Tisch gestellt und mit einem großen Messer in der Mitte durchgeschnitten. Gerade war er dabei, eine der beiden Hälften in vier gleich große Stücke zu zerteilen.
»Oskar, die werden doch viel zu groß!«, rief seine Mutter und machte Anstalten, ihm das Messer aus der Hand zu nehmen.
»Ach, lassen Sie ihn nur«, meinte Opa Heinrichen. »Schließlich ist diese Torte unser Abendbrot.«
Henriette Habermick ließ die Hände sinken und seufzte.
»Warum setzen Sie sich nicht?«, fragte Opa Heinrichen. »Ich hole noch zwei weitere Klappstühle aus dem Schuppenund den Ratschenkasten. Dann können wir die Muttern noch ein wenig anziehen. Die Stühle sind nämlich schon eine Weile unbenutzt«, fügte er erklärend hinzu. »Aber sie sind allemal besser als diese dummen Hocker.«
Mathilda sah ihn mit großen Augen an. »Du hast einen Ratschenkasten?«, rief sie.
Opa Heinrichen nickte. »Aber selbstverständlich«, murmelte er und wandte sich um.
Klar. Wer einen Eispickel aus der Antarktis mitgebracht hatte und Sprengstoff in seinem Schuppen aufbewahrte, der besaß natürlich auch einen Ratschenkasten. Mathilda hätte sich ohrfeigen können, dass sie diese Möglichkeit bisher
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