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Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Titel: Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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pure Heimtücke«, fuhr sie mit ungewohnt ernster Miene fort. »Da hat jemand der guten Frau Seselfink übel eins auswischen wollen. Eigentlich kann ich kaum glauben, dass es ihr Gärtner gewesen sein soll. Hier riskiert doch niemand freiwillig seinen Job.«
    »Hm«, machte Oskar. »Dann hat vielleicht jemand dem Gärtner eins auswischen wollen.«
    Mathilda pfiff leise durch die Zähne. »Du bist ja ’ne echte Kombiniergranate«, sagte sie anerkennend.
    Oskar verzog den Mund zu einem missglückten Grinsen. »Übrigens …«, sagte er, »… ich heiß Oskar.«
    Mathilda lächelte. »Weiß ich doch, Oskarchen«, sagte sie und küsste ihn mitten auf die Nase.

An diesem Abend musste Mathilda ständig an Oskar denken und wie sie laut kreischend in Opa Heinrichens Komposthaufen geplumpst waren.
    »Euch wird das Vergnügen schon noch vergehen!«, hatte Frau Seselfink hinter der Mauer gewettert.
    Oskar und Mathilda hatten sich angesehen und lauthals losgelacht. Sie hatten die Kartoffelschalen abgeschüttelt und Mathilda hatte Oskar ein Salatblatt aus den hellen weichen Haaren gezupft. Anschließend waren sie aus dem Komposter geklettert und hatten Opa Heinrichen und Henriette Habermick von der Pusteblume auf Frau Seselfinks schönem Rasen erzählt. Opa Heinrichen hatte sich köstlich amüsiert, aber Oskars Mutter hatte äußerst finster dreingeblickt.
    »Wenn das mal kein Unglück bedeutet«, hatte sie orakelt. Und dann hatte sie Mathilda energisch nach Hause und Oskar ebenso energisch ins Gartenhaus gescheucht.
    Herr und Frau von Dommel hatten von alledem nichts mitbekommen. Weder wussten sie, dass in Opa Heinrichens Gartenhaus jemand eingezogen war, noch hatten sie etwas von der verirrten Pusteblume gehört. Und natürlich verlor auch Mathilda ihnen gegenüber kein Sterbenswörtchen darüber.
    Als es Zeit war, ins Bett zu gehen, und Mathilda sich in ihr Badezimmer zurückzog, klingelte in der unteren Etage plötzlich das Telefon. Kurz darauf brachten die empörten Ausrufe ihres Vaters die Wände der von Dommelschen Villa ins Wackeln. »Das ist ja ungeheuerlich!«, donnerte er. »Was heißt denn hier entlassen? Bestrafen müsste man diesen Kerl!« – »Das wird ein Nachspiel haben, auch für den alten Heinrichen, diesen Querkopf!« – »Was sagen Sie? Meine Tochter? Und eine fremde Kinderstimme?« – »Herr Heinrichen hat einen Enkel? Nein, das glaube ich nicht!« – »Natürlich werde ich meine Tochter zur Rede stellen. Worauf Sie sich verlassen können!«
    Danach herrschte für einige Sekunden Stille, der schließlich ein heftiger Wortwechsel zwischen Mathildas Eltern folgte.
    »Maaathillldaaa!«, brüllte Barbara von Dommel plötzlich.
    Hastig zog Mathilda die Badezimmertür zu, drehte den Schlüssel um und verkrümelte sich unter die Dusche. Als siesich eine Viertelstunde später wieder in den Flur hinauswagte, herrschte Ruhe im Haus.
    Mathilda huschte in ihr Zimmer, kroch unter die Bettdecke und stellte sich schlafend. Und so lag sie zwei Stunden später immer noch da.

    Auch Oskar tat sich mit dem Einschlafen schwer. Während seine Mutter in der Wohnküche hantierte, lag er bis zum Hals unter der Bettdecke und drehte den Verschlusszipfel der Mokkabohnentüte zwischen den Fingern hin und her. Das leise Knistern beruhigte ihn, konnte den Gedankenstrom, der durch seinen Kopf zog, aber nicht unterbrechen.
    Oskar dachte an seinen Vater, an Opa Heinrichen, an den Gartenhausdachboden, den Gummistiefel, den er sicherheitshalber unters Bett geschoben hatte, die einsame Pusteblume und Frau Seselfinks glücklosen Gärtner. Am meisten aber dachte er an Mathilda.
    Ihr Kuss hatte sich warm und ein winziges klitzekleines bisschen feucht auf seiner Nasenspitze angefühlt. So, dass es gerade eben noch angenehm gewesen war. Es hatte Oskar gefallen, ganz dicht bei Mathilda zu stehen und gemeinsam mit ihr über die Mauer zu spähen. Ja, es hatte ihm sogar Spaß gemacht, mit ihr zusammen in den Komposthaufen zu fallen. Das Einzige, was ihm noch immer quer im Magen lag, war derUmstand, dass Mathilda ihn Oskarchen nannte. Warum tat sie das bloß? Nur weil sie einen halben Kopf größer war als er und ein wenig stämmiger und zudem diesen komischen Einsteindings im Kopf hatte? Machte das etwa einen solchen Unterschied aus?
    Oskar zog den Bären auf sein Kopfkissen und kuschelte sich an ihn. Ob Mathilda wohl auch ein solches Lieblingskuscheltier hatte, ohne das sie nicht einschlafen konnte? Oder fühlte sie sich etwa schon zu alt

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