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Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Titel: Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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die Nachbarschaft kümmerst.«
    Mathilda streckte ihm die Zunge heraus, was Oskars Mutter zum Glück nicht bemerkte, da sie immer noch mit ihrer Gesichtsfarbe beschäftigt war. Mathilda klappte den Ratschenkasten zu und fuhr zärtlich über seinen Deckel, da ertönten plötzlich und unmittelbar nacheinander zwei Schreie.
    Der erste Schrei schrie: »Maaathillldaaa!«, und der zweite war einfach nur ein Schrei und kam von der gegenüberliegenden Seite aus dem Garten von Frau Seselfink.
    Henriette Habermick schoss von ihrem Stuhl hoch. »Himmel noch mal, deine Eltern suchen dich schon!«, rief sie und zog Mathilda mitsamt ihrem Klappstuhl unter dem Tisch hervor. »Jetzt aber hopp, hopp, nach drüben mit dir! Ich möchte nicht gleich am ersten Tag schon unangenehm auffallen.«
    »Keine Sorge«, sagte Mathilda. »Meine Eltern suchen mich nicht. Meine Mutter hat bloß nach mir gerufen. Das macht sie immer so. Wenn ich in fünf Minuten zu Hause bin, reicht das dicke«, setzte sie hinzu und rannte los. Allerdings führte ihr Weg sie nicht zur Buchsbaumhecke, sondern in die andere Richtung. »Na los, komm schon, Oskarchen!«, rief sie und ließ ihre Arme durch die Luft kreisen.
    Opa Heinrichens Grundstück und das von Frau Seselfink waren durch eine mannshohe Mauer getrennt. Direkt davor hatte Opa Heinrichen seinen Komposter gebaut. Mathilda kletterte auf die Seitenwand, hob sich auf die Zehenspitzen und spähte über die Mauer.
    »Ach, du ahnst es nicht«, wisperte sie kopfschüttelnd.
    »Was ist denn los?«, raunte Oskar, der ihr trotz des Protests seiner Mutter gefolgt war.
    »Komm hoch und guck’s dir selber an.«
    Unschlüssig trat Oskar von einem Bein aufs andere. Die Seitenwand des Komposters war ziemlich dünn. Er befürchtete, dass sie unter ihrem Gewicht zusammenbrechen könnte.
    »Jetzt mach schon, es lohnt sich«, forderte Mathilda ihn auf. Sie klammerte ihre Finger in einen Mauervorsprung und bog sich so weit wie möglich zurück, damit Oskar Platz zum Aufsteigen hatte. »Du kannst dich an meinen Beinen festhalten.«
    »Und wenn du fällst?«
    »Dann fall ich eben«, meinte Mathilda grinsend. »Sind doch bloß Kartoffelschalen, Salatblätter, Apfelkerne und vielleicht ein paar Rättchen.«
    »Rädchen?«, wunderte sich Oskar, während er zögernd Mathildas Knöchel umklammerte und seinen Fuß auf den Rand der Komposterwand setzte. »Kann das Ding etwa wegrollen?«
    »Hä?«, machte Mathilda. Dann prustete sie los. »Sag bloß nicht, da, wo du herkommst, gibt es Ratten auf Rädern?«
    »Da, wo ich herkomme, gibt es überhaupt keine Ratten, weder auf Inlinern noch auf Skateboards«, knurrte Oskar und linste misstrauisch in den Haufen aus Schalen, Blättern und Strünken. – Hatte sich da nicht gerade was bewegt?
    »Wenn du jetzt nicht bald hier hochkommst, ist Frau Sesel-fink verschwunden«, sagte Mathilda nur.
    »Okay, okay.«
    Kurz entschlossen krallte er sich an Mathildas Rock fest und zog sich nach oben. Die Komposterwand wackelte bedrohlich hin und her.
    »Los, und jetzt schau!«, zischte Mathilda. »Bevor tatsächlich alles unter uns zusammenbricht.«
    Oskar zwang sich, wenigstens für einen Moment nicht an Ratten zu denken. Dicht an Mathilda gedrückt, schielte er über die Mauerkante in den Nachbargarten, der aus nichts weiter als einer kurz geschorenen quadratischen Rasenfläche bestand. Mitten auf dieser Rasenfläche wuchs eine einsame Pusteblume. Davor stand eine ältere Dame. Sie trug ein helles Sommerkostüm, einen winzigen Hut und einen verbitterten Strichmund unter ihrem rosafarbenen Lippenstift. Ihre Augen waren vor Empörung geweitet.
    »Was hat sie denn?«, wisperte Oskar.
    »Na, was wohl?«, stöhnte Mathilda.
    Plötzlich kam Bewegung in Frau Seselfink. Sie machte einen Schritt zurück und ging dann langsam um die Pusteblume herum zum Haus. Als sie kurz darauf wieder zurückkehrte, trug sie eine große Glasvase im Arm. Ein wenig geduckt pirschte sie sich an die Pusteblume heran und stülpte ihr vorsichtig die Vase über.
    »Mannomann!«, zischte Oskar.
    »Tja, Oskarchen, die arme Frau Seselfink war drei Wochen am Gardasee«, erklärte Mathilda ihm. »Zeit genug für dieses heimtückische Löwenzahnpflänzchen, zu wachsen und zu gedeihen. Noch ein paar Tage mehr und die Samen hätten sich über das ganze Grundstück verteilt.«
    »Aber der Rasen ist frisch gemäht«, erwiderte Oskar.
    »Die Erklärung des Gärtners würde ich auch gerne hören«, meinte Mathilda kopfschüttelnd. »Das ist ja die

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