Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Titel: Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
Vom Netzwerk:
überhaupt nicht in Betracht gezogen hatte.
    Geschäftig eilte sie Opa Heinrichen in den Schuppen hinterher.
    »Wo bewahrst du das Ding denn auf?«, fragte sie, während sie dabei zusah, wie er die Verschraubungen der anderen Klappstühle überprüfte und schließlich zwei weitere auswählte.
    »Im Badezimmer«, sagte Opa Heinrichen.
    »Den Ratschenkasten? Im Badezimmer?«, vergewisserte sich Mathilda. Sie wollte ganz sicher gehen, dass sie einander nicht missverstanden hatten.
    »Ich musste das Abflussrohr auseinanderbauen und reinigen«, sagte Opa Heinrichen und schlappte in seinen Lederschlappen in den Garten zurück.
    Mathilda war noch nicht ganz aus der Tür raus, da ertönte hinter ihr im Schuppen ein Poltern – ja, sie glaubte sogar, so etwas wie einen unterdrückten Aufschrei gehört zu haben.
    »Was war das?«, presste sie hervor.
    »Ratten, nehme ich an«, sagte Opa Heinrichen.
    »Ratten?« Mathilda lachte auf. »Doch nicht hier bei uns, in dieser sauberen Gegend.«
    »Sie kommen zum Kompost«, erwiderte Opa Heinrichen gelassen. »Hin und wieder gebe ich ihnen ganz besondere Leckerbissen.«
    »Du fütterst sie?« Mathilda war entsetzt. Nicht dass sie Ratten nicht ausstehen konnte, im Gegenteil, sie fand sie eigentlich recht niedlich. Aber ihrem Vater und den anderen Nachbarn war ja bereits Opa Heinrichens Blumenwiese ein Dorn im Auge. Mathilda mochte sich gar nicht vorstellen, was passierte, wenn ihnen die Sache mit den Ratten zu Ohren kam.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn ich mal nachsehe«, sagte sie.
    »Willst du ein Pläuschchen mit ihnen halten?«, fragte Opa Heinrichen.
    »Nein, ich will bloß …« Mathilda brach ab. Es hatte wohl wenig Sinn, ihm zu erklären, dass Ratten nicht aufschreien konnten. Es sei denn, es handelte sich um irgendwelche abartigen Monsterratten, die sich im amerikanischen Großstadtdschungel mit menschlichen Genen vermischt hatten und anschließend irgendwie nach Vielendorf geraten waren.
    »… Torte essen«, vollendete Opa Heinrichen ihren Satz. »Also, vergiss das Gepolter, das hat nichts zu sagen. Das passiert hier im Schuppen und im Haus andauernd.«
    »Im Haus?« Mathilda schüttelte den Kopf. »Du hast die Ratten sogar im Haus?« Hoffentlich hat Oskars Mutter keine Mäuse- und Rattenschwanzallergie, dachte sie besorgt.
    »Vielleicht sind es ja auch Gespenster«, meinte Opa Heinrichen und zwinkerte ihr zu. Dann warf er einen Blick in den Himmel hinauf, der allmählich das rote Licht der untergehenden Sonne annahm. »Wir sollten uns lieber beeilen. Sonst musst du nach Hause, ehe du auch nur einen Happs Torte gegessen hast.«

    Zehn Minuten später waren der Ratschenkasten geholt, die Muttern an den Klappstühlen festgezogen und die vier Tortenstücke auf den Tellern verteilt. Eine Weile aßen Oskar, Mathilda, Opa Heinrichen und Henriette Habermick still vor sich hin und schauten dabei in den roten Abendhimmel. Nur das Klappern von Opa Heinrichens Tasse, die alle fünf Minuten mit frischem Kaffee gefüllt wurde, und Mathildas Schmatzen waren zu hören.
    »Wundervoll, mein Junge«, schwärmte Opa Heinrichen, nachdem er sich das letzte Stück in den Mund geschoben hatte. »Wo hast du nur so toll backen gelernt, hm?« Er kniffOskar in die Wange und stupste ihn anschließend gegen die Schulter. »Ach, was frag ich! Das hat dir doch bestimmt deine liebreizende Mutter gezeigt.«
    Henriette Habermick errötete ein wenig und Oskar sagte: »Nee, das hab ich mir selber beigebracht. Mama kann überhaupt nicht backen.«
    »Oh!«, sagte Opa Heinrichen und Mathilda stieß ein »Mann!« hervor.
    Oskar sah, dass seine Mutter den Kopf senkte, und errötete ebenfalls. Er schnappte nach Luft und fügte hastig hinzu: »Dafür kocht sie echt super. Und sauber machen und all das kann sie ebenfalls richtig gut.«
    »Na, da bin ich aber beruhigt«, sagte Mathilda trocken. »Die Torte ist übrigens wirklich köstlich, Oskarchen. Der Ratschenkasten gefällt mir allerdings im Augenblick fast noch besser«, murmelte sie, öffnete den Deckel und strich mit den Fingerkuppen sanft über die silbern glänzenden Nüsse. »Ich kann ihn mir doch mal ausleihen, Opa Heinrichen? Oder?«
    »Wofür brauchst du ihn denn, mein Kind?«, erkundigte der sich.
    »Ach, hier im Veilchenweg gibt es eine Menge Leute, bei denen die Schrauben nicht ganz fest sitzen«, erwiderte Mathilda.
    »Du meinst wohl Stühle«, entgegnete Opa Heinrichen und zwinkerte ihr zu. »Ich finde es übrigens sehr nett von dir, dass du dich um

Weitere Kostenlose Bücher