Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1
Hüften gestemmt und schüttelte wieder und immer wieder den Kopf.
»Darf ich fragen, wo Sie gemeldet sind?«, fragte einer der Beamten gerade, als Mathilda und Oskar herangeschnauft kamen.
»Im Moment noch in Biederstedt«, antwortete Henriette Habermick. »Aber morgen früh werde ich sofort aufs Amt gehen und …«
»Sie wissen, dass Sie sich zuerst in Biederstedt abmelden müssen, bevor Sie hier Ihren Erstwohnsitz beantragen«, fiel ihr der andere Polizist ins Wort. Er war größer und schlanker als sein Kollege und auch ein wenig jünger. Seine Haarewaren blond und wellig, seine Nase ragte spitz in den Himmel und sein Blick war außerordentlich stechend. »Oder wollen Sie das etwa gar nicht?«, fügte er lauernd hinzu.
»Äh …«, machte Henriette Habermick. Unschlüssig blickte sie Opa Heinrichen an.
»Was geht Sie das überhaupt an?«, fragte der. Er hatte damit aufgehört, hin und her zu schlappen und sah die beiden Beamten nun feindselig an. »Frau Habermick und ihr Sohn sind meine Gäste«, fuhr er ungehalten fort. »Ich stelle Ihnen vorübergehend mein Gartenhaus zur Verfügung. Dafür geht Frau Habermick mir im Haushalt ein wenig zur Hand.«
»So, so«, sagte der kleinere Polizist, zog die Augenbrauen hoch und spitzte die Lippen.
»Was heißt denn das?«, mischte Mathilda sich ein. »Glauben Sie ihm etwa nicht?«
Zwei Augenpaare richteten sich ruckartig auf sie und musterten sie durchdringend unter dem Schirm der dunkelblauen Mützen hinweg.
»Wer bist denn du?«, fragte der Blondgewellte.
»Mathilda«, sagte Mathilda und zeigte auf die von Dommelsche Villa. »Ich wohne gleich da drüben.«
»Aha.« Der kleinere Polizist pfiff durch die Zähne. »Dann bist du also die Tochter des Hauses.«
»Jetzt lassen Sie doch mal das Kind in Ruhe!«, herrschte Opa Heinrichen ihn an. »Sagen Sie mir lieber, weshalb Siewirklich hier sind. Mit Frau Habermick und ihrem Sohn wird das ja wohl kaum zu tun haben.«
Oskar, dem das Herz bereits bis zum Hals hinauf klopfte, schabte unruhig mit der Schuhsohle über den Boden.
»Auch, aber nicht nur«, sagte der Blondgewellte. »In der Hauptsache sind wir hier, weil eine Anzeige gegen Sie vorliegt. Wenn Sie uns jetzt bitte umgehend Ihr Grundstück zeigen würden.«
Die Polizisten setzten sich in Richtung Gartenhaus in Bewegung, doch Opa Heinrichen sprang ihnen mit einem Satz vor die Füße, riss die Arme auseinander und versperrte ihnen den Weg.
»Stopp!«, brüllte er. »Nur über meine Leiche.«
Die Polizeibeamten runzelten die Stirn. Dann sahen sie einander vielsagend an. Schließlich räusperte sich der Blondgewellte. »Ja, unter diesen Umständen …«, meinte er. Sein Kollege nickte. »… ist der Beweis wohl erbracht.«
»Was für ein Beweis?«, knurrte Mathilda.
»Das verstehst du nicht, meine Kleine«, sagte der kleine Polizist lächelnd. »Dafür wirst du wohl noch ein wenig wachsen müssen.«
»Pah!«, schnaubte Mathilda. Sie war drauf und dran, diesem Wichtigtuer von einem Staatsbeamten in aller Ausführlichkeit zu erklären, wie gut sie über diesen speziellen Fall informiert war, doch die Polizisten hatten sich bereits von ihr abgewandt.
»Wir werden eine entsprechende Meldung machen«, sagte der Blondgewellte zu Opa Heinrichen. »Packen Sie schon mal das Nötigste zusammen. Spätestens übermorgen stehen wir wieder vor Ihrer Tür – und zwar mit einem Haftbefehl.«
Die Beamten lupften ihre Mützen und verbeugten sich leicht zu Henriette Habermick.
»Vielleicht verraten Sie mir endlich einmal, wer mich angezeigt hat, und vor allem, weswegen«, sagte Opa Heinrichen. Seine Augen blitzten gefährlich und seine Wangen glühten vor Wut.
»Das werden wir nicht tun«, erwiderte der kleine Polizist ungerührt. »Dazu sind wir nicht befugt.«
»Außerdem werden Sie es schon noch früh genug erfahren«, fügte der Blondgewellte hinzu. »Also regen Sie sich ab und nutzen Sie lieber die Zeit, um sich einen Anwalt zu suchen.«
Sein Kollege lächelte beipflichtend. »Nichts für ungut, Herr Heinrichen«, sagte er. »Bis spätestens übermorgen dann.«
Die Beamten lupften noch einmal ihre Mützen, schlüpften durch die Pforte und gingen mit hoch aufgerichteten Köpfen davon.
»Pfff!«, machte Mathilda. »Nicht mal ein Polizeiauto haben die.«
»Also, ich würde die Angelegenheit lieber ernst nehmen«, meinte Henriette Habermick. Sie zog die leuchtend gelben Putzhandschuhe aus und legte Oskar ihren Arm um dieSchultern. »Und wir wollen Ihnen auf keinen
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