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Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Titel: Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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einen Kuchen für Mathilda backen.«
    »Das ist eine sehr schöne Idee.« Henriette Habermick strich ihm flüchtig über die Haare. »Jetzt machen wir aber das Licht aus, ja? Damit du morgen auch ausgeschlafen bist.«
    Wenn du wüsstest, dachte Oskar. Er legte das Backbuch zur Seite und berührte die Tüte mit den Mokkabohnen. Das Knistern beruhigte ihn ein wenig. Plötzlich schoss ihm durch den Kopf, dass er die Bohnen nie gezählt hatte. Weil sie ein Geschenk seines Vaters waren, hatte Oskar wohl ganz automatischdarauf vertraut, dass schon alles seine Richtigkeit haben musste. Inzwischen lag die Sache jedoch anders. Papa war krank geworden, und deshalb fingen die ungezählten Mokkabohnen nun an, Oskar nicht mehr geheuer zu sein. Fröstelnd starrte er auf die Tüte und überlegte. Zwei oder drei Minuten würden genügen. Die Zeit könnte Mama ihm doch wohl noch geben. Langsam drehte er sich um. Als er gerade den Mund aufmachte, löschte Henriette Habermick das Licht.
    »Gute Nacht, mein Schatz«, murmelte sie. »Schlaf gut und träum schön.«
    Zu spät!
    »Gute Nacht, Mama, du auch«, krächzte Oskar.
    Er drückte den Bären an sich und krallte seine Finger in den kratzigen Pelz. Gut, dass Mathilda ihn so nicht sehen konnte. Bestimmt würde sie ihm eine solche Täter-Überwältigungs-Aktion gar nicht zutrauen. – Oje! Er durfte sich gar nicht ausmalen, was heute Nacht alles passieren könnte!
    Dieser Gärtner war bestimmt sehr groß und sehr stark. Er würde Opa Heinrichen einfach in die tausend Klorollen drücken und selbst aus dem Fenster fliehen. Vielleicht packte er sich Oskar und nahm ihn als Geisel mit. Dann würde ihm Mathilda auch nicht mehr helfen können.
    Seine Mutter würde durchdrehen und sein Vater – ja, was würde der wohl dazu sagen? Oskar hätte es sehr gerne gewusst. Vielleicht hatte er gar keine Angst, womöglich wärePapa sogar stolz, dass sein Sohn in ein gefährliches Abenteuer verwickelt war.
    Ich werde es schaffen, dachte Oskar ganz fest. Er dachte es wieder und wieder. Bestimmt an die dreitausendeinhundertundsechsundfünfzig Mal. Mindestens genauso fest konzentrierte er sich auf seinen Vater, der irgendwo in einer Schweizer Klinik war und vielleicht genau in diesem Moment ebenfalls an ihn dachte. Plötzlich fühlte Oskar sich ihm so nah wie noch nie, nicht einmal, als sie noch zusammengelebt hatten.
    Ich werde dir schreiben, Papa, versprach er im Stillen. Gleich Morgen, wenn alles vorbei und gut ausgegangen ist.
    Die Anspannung löste sich. Oskar spürte es zuerst in der Brust, dann im Kopf und schließlich in den großen Zehen. Er war hellwach und konnte jetzt ganz ruhig liegen und auf die Atemzüge seiner Mutter lauschen.
    Sein Blick wanderte zum Schrank hinüber. Wenn es so weit war, würde er einfach auf Mamas gepackten Koffer steigen und den Zimmerschlüssel herunterangeln.
    Wenn es so weit war …
    Mit einem Mal schreckte Oskar hoch. War er etwa eingeschlafen? Oh Gott, hoffentlich war es nicht schon zu spät! Er schielte auf den Wecker. Nein, welch ein Glück, die Zeiger standen erst auf halb elf. Er hatte noch Zeit genug.
    Henriette Habermick grunzte leise, danach atmete sie ruhig weiter. Ihr dunkles Haar glänzte im Mondlicht, das durchden schmalen Vorhangspalt hereinfiel. Ihr Gesicht sah ganz entspannt und friedlich aus.
    Vorsichtig richtete Oskar sich auf, schlug die Decke zur Seite und rutschte zum Fußende durch. Dort ließ er sich auf den Boden gleiten, tappte auf den Schrank zu und setzte einen Fuß auf den Koffer. Oskar streckte die Arme aus, klammerte seine Finger um die Schrankoberkante und zog sich langsam in die Höhe. Der Koffer wackelte unter seinen Füßen, und Oskar musste sich mächtig anstrengen, das Gleichgewicht zu halten. Einen Moment lang stand er einfach so da, bis er sich einigermaßen sicher fühlte, dann löste er eine Hand und tastete nach dem Schlüssel.
    Suchend strich er über die raue, staubige Oberfläche, aber da war nichts – kein Schlüssel!
    Oskar reckte sich auf die Zehenspitzen und linste über die Schrankkante. Er sah über eine lange graue Fläche hinweg. Ganz hinten an der gegenüberliegenden Wand stand ein schwarzer flacher Karton. Das war alles. Ganz sicher lag da kein Schlüssel.
    Oskar unterdrückte ein Niesen und ließ sich auf den Boden zurückgleiten.
    So ein verdammter Mist! Mama musste den Schlüssel diesmal woanders versteckt haben. Bloß wo? Vielleicht hatte sie ihn unter ihr Kopfkissen gelegt oder gleich ganz unter die Matratze

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