Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)
Pong hat den Sinn, rechtes Verständnis zu festigen und dieses dann mit Achtsamkeit bei jeder Aufgabe und in jeder Situation anzuwenden. Diese Art der Praxis kann genausogut inmitten eines geschäftigen Lebens ausgeübt werden. Die Lektionen im Wald sind also auch für uns Menschen aus dem Westen von Bedeutung. Im Kloster sind sowohl das Sammeln von Almosenessen wie auch das Säubern des Bodens Meditation, und Achtsamkeit wird gleichermaßen beim Betrachten des Atems und Rasieren des Kopfes geschult
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An einigen Tagen nimmt Ajahn Chah sehr eng am täglichen Klosterleben teil und säubert und fegt Blätter mit den anderen Mönchen. An anderen Tagen lehrt er mehr formell, indem er den unaufhörlichen Strom von Besuchern empfängt, die seine Weisheit und seinen Rat suchen
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In all diesen Situationen lehrt er die Mönche. Manchmal geschieht dies durch seine Gegenwart, seine einfache, geradlinige Teilnahme am Klosterleben. Oft geschieht dies durch seine Worte – humorvolle Kommentare, praktische Dharma-Pointen oder Antworten auf Fragen, die im Laufe eines Tages entstehen
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In regelmäßigen Abständen hält Ajahn Chah vor den versammelten Mönchen und Laien einen längeren abendlichen Vortrag, indem er einen bestimmten Aspekt der Praxis und des spirituellen Lebens behandelt. Vielleicht ist die Rede für einen besonderen Besucher als Antwort auf dessen Frage gedacht, oder sie ist eine spontan gegebene Lehre. In jedem Fall sitzt er einen Moment lang ruhig da, schließt seine Augen, und ein natürliches Fließen des Dharmas beginnt
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Er inspiriert diejenigen, die das tägliche Leben mit ihm im Wald teilen, auf viele Arten. Er zeigt, daß wir uns nur, indem wir selbst den Pfad gehen, von der Theorie zur Verwirklichung, von Ideen über das Dharma zu einem Leben voller Weisheit und Mitgefühl hinbewegen können
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Ein Leben eines Mönches
Hier im Wald, wo ein Mönch lernen kann, die Wesensmerkmale der Dinge zu untersuchen, kann er glücklich und friedlich leben. Wenn er um sich schaut, versteht er, daß alle Lebensformen degenerieren und schließlich sterben. Nichts, was existiert, ist von Dauer, und wenn er dies versteht, beginnt er, ruhig zu werden.
Die Mönche werden darin geschult, mit wenig zufrieden zu sein – nur zu essen, was sie benötigen, nur zu schlafen, wenn es notwendig ist, sich zufrieden zu geben mit dem, was sie haben. Dies ist die Grundlage buddhistischer Meditation. Buddhistische Mönche praktizieren Meditation nicht aus eigennützigen Beweggründen, sondern um sich selbst zu erkennen und zu verstehen und so in der Lage zu sein, andere zu lehren, friedlich und weise zu leben.
Meditation bedeutet nicht automatisch, in Frieden mit der Welt zu leben. Im Gegenteil, dem Selbst entgegenzutreten kann einem Marsch in einen tobenden Sturm gleichen. Wenn man mit intensiver Praxis beginnt, verzweifelt man oft zuerst und will sich vielleicht sogar umbringen. Manche meinen, das Leben eines Mönches sei faul und leicht – laß sie es selbst versuchen und sehen, wie lange sie es aushalten können. Die Arbeit eines Mönches ist hart; er arbeitet für die Befreiung seines Herzens, um die Liebe zu spüren, die alle Dinge umfaßt. Indem er versteht, daß alles Leben wächst, geboren wird und stirbt wie der Atem, weiß er, daß nichts ihm gehören kann, und so setzt er dem Leiden ein Ende.
Wenn wir einfach mit Aufrichtigkeit praktizieren, werden die Früchte der Praxis sichtbar. Das kann jeder, der Augen hat, sehen. Wir brauchen dafür nicht zu werben.
Zurückhaltung
Der weltliche Weg ist ein Weg des Übermaßes und Überflusses; der Weg des Mönchslebens ist ein Weg der Zurückhaltung und Selbstbeherrschung. Arbeite beständig daran, gegen alte Gewohnheiten anzugehen; iß, sprich und schlafe wenig. Falls du faul bist, entwickle Energie. Falls du meinst, du habest keine Ausdauer, entwickle Geduld. Falls du den Körper magst und fühlst, daß du ihm anhaftest, lerne ihn als unrein anzusehen. Den Wünschen nachzugeben, anstatt gegen sie anzugehen, kann nicht einmal als ein langsamer Weg bezeichnet werden, vergleichbar einer Monats- statt einer Tagesreise. Du wirst einfach niemals ankommen. Arbeite an deinen Wünschen.
Tugend oder das Befolgen der Regeln, Konzentration oder Meditation sind Hilfen für die eigentliche Praxis. Sie machen den Geist ruhig und beherrscht. Doch äußerliche Zurückhaltung ist nur ein herkömmliches Mittel, ein Werkzeug, das hilft, innere Gelassenheit zu gewinnen. Du magst deinen Blick gesenkt
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