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Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)

Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)

Titel: Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ajahn Chah
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können wir frei sein.
Betrachte alles
    Während du mit deiner Praxis fortfährst, mußt du gewillt sein, jede Erfahrung, jedes Sinnestor sorgfältig zu untersuchen. Übe mit einem Sinnesobjekt wie zum Beispiel einem Klang. Höre zu. Dein Hören ist eine Sache, der Klang eine andere. Du bist bewußt und mehr ist da nicht. Da ist niemand, nichts sonst. Lerne, ganz aufmerksam zu sein. Verlaß dich ganz auf die Natur, untersuche und betrachte, um die Wahrheit zu finden. Du wirst sehen, wie die Dinge sich von selbst trennen. Wenn der Geist nichts ergreift oder kein eigennütziges Interesse verfolgt, wenn er sich nicht verstrickt, dann werden die Dinge klar.
    Beobachte den Geist, während das Ohr hört. Verstrickt er sich und macht aus dem Klang eine Geschichte? Ist er verstört? Du kannst das erkennen, bleibe bei der Übung, sei bewußt. Manchmal willst du einfach dem Klang entkommen, doch das ist kein Ausweg. Du kannst nur durch Bewußtheit entkommen.
    Manchmal mögen wir das Dharma, manchmal nicht, doch dieses Problem ist niemals das des Dharmas. Wir können nicht erwarten, daß wir sofort die Ruhe verwirklichen, sobald wir zu praktizieren beginnen. Wir sollten unseren Geist denken lassen, was er will, ihn tun lassen, was er will, ihn nur beobachten und nicht auf ihn reagieren. Wenn Dinge dann in Kontakt mit den Sinnen kommen, sollten wir uns in Gleichmut üben. Betrachte alle Sinneseindrücke als gleichwertig. Sieh, wie sie kommen und gehen. Halte den Geist in der Gegenwart. Denke nicht darüber nach, was vergangen ist, denke nicht: »Morgen werde ich es tun.« Wenn wir die wahren Merkmale der Dinge jederzeit im gegenwärtigen Moment sehen, dann ist alles sich selbst offenbarendes Dharma.
    Schule das Herz, bis es stark ist, bis es alle Erfahrungen losläßt. Dann werden die Dinge kommen, und du wirst sie wahrnehmen, ohne anzuhaften. Du brauchst die Trennung von Geist und Sinnesobjekten nicht zu erzwingen. Während du praktizierst, trennen sie sich von selbst und zeigen die einfachen Elemente von Körper und Geist.
    Wenn du Formen, Klänge, Gerüche und Geschmäcke der Wahrheit gemäß erfährst, wirst du sehen, daß sie alle von gleicher Natur sind – unbeständig, unbefriedigend und leer von einem Selbst. Wann immer du einen Klang hörst, wird dein Geist registrieren, daß er von dieser Natur ist. Gehört haben ist dasselbe wie nicht gehört haben. Achtsamkeit ist ununterbrochen bei dir und beschützt das Herz. Falls dein Herz diesen Zustand erreicht, wird dir ein wachsendes Verständnis innewohnen, wo immer du auch hingehst. Dieses wird Untersuchung genannt; es ist eines der sieben Erleuchtungsglieder. Es dreht sich, wirbelt herum, es unterhält sich mit sich selbst, es löst auf, sondert sich ab von Empfindungen, Wahrnehmungen, Gedanken und Bewußtsein. Nichts kann ihm nahe kommen. Es hat seine eigene Arbeit zu leisten. Diese Achtsamkeit ist ein unwillkürlicher Aspekt des Geistes, der bereits existiert und den du entdeckst, wenn du dich in den Anfangsstadien der Praxis übst.
    Was immer du siehst, was immer du tust, nimm alles wahr. Lege die Meditation nicht beiseite, um zu ruhen. Manche Leute meinen, sie könnten mit der Übung aufhören, sobald sie einen Zeitabschnitt formaler Praxis hinter sich haben. Wenn sie die formale Praxis beenden, hören sie auch mit der aufmerksamen Betrachtung auf. Handle nicht in dieser Weise. Was immer du siehst, du solltest die Betrachtung beibehalten. Wenn du gute Leute siehst oder schlechte, reiche oder arme, beobachte einfach. Wenn du alte Leute siehst oder kleine Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, betrachte und untersuche alles. Dies ist das Herz unserer Praxis.
    Bei deinem Streben nach dem Dharma solltest du in der Betrachtung die wesentlichen Merkmale der Dinge, Ursache und Wirkung, das ganze Spiel der Objekte deiner Sinne beobachten, groß und klein, weiß und schwarz, gut und böse. Falls Denken da ist, betrachte es einfach als Denken. All diese Dinge sind unbeständig, unbefriedigend und leer von einem Selbst; hafte ihnen also nicht an. Achtsamkeit ist ihr Friedhof; lade sie hier alle ab. Wenn du dann die Unbeständigkeit und die Leerheit aller Dinge siehst, kannst du dem Leiden ein Ende setzen. Bleibe dabei, dieses Lebens zu betrachten und zu untersuchen.
    Bemerke, was passiert, wenn dir etwas Gutes widerfährt. Bist du froh? Du solltest diese Freude betrachten. Vielleicht benutzt du etwas eine Zeitlang und beginnst dann, es nicht mehr zu mögen; du willst es jemandem

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