Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)
solltest verstehen, daß es die edelste ist. Jede Handlung vollkommen ausgeführt, achtsam, um ihrer selbst willen, ist Ausdruck unserer Praxis, unseres Dharmas.
Harmonie mit anderen
Moral oder Tugend hat unter anderem den Zweck, Harmonie mit unseren spirituellen Freunden herzustellen. Dies sollte unser Ziel sein, anstatt daß wir nur versuchen, unsere selbstsüchtigen Wünsche zu erfüllen. Unsere Stellung in der Gemeinschaft zu kennen und die der Älteren zu respektieren sind wichtige Aspekte unserer Regeln.
Um Harmonie in der Gruppe zu erreichen, müssen wir Stolz, Überheblichkeit und das Anhaften an flüchtigem Vergnügen aufgeben. Wenn du deine Vorlieben und Abneigungen nicht aufgibst, bemühst du dich nicht wirklich. Nicht loszulassen bedeutet, Frieden zu suchen, wo es keinen gibt. Entdecke diese Wahrheit für dich selbst. Es besteht kein Anlaß, sich auf den Lehrer außerhalb zu verlassen – Geist und Körper belehren uns ständig. Wenn man auf ihre Predigt hört, werden alle Zweifel aus dem Weg geräumt.
Manche Menschen verfangen sich in der Rolle des Anführenden, des Chefs, manche verfangen sich in der Rolle des Schülers, des Anhängers. Wer kann etwas lernen, ohne Schüler zu sein? Wer etwas lehren, ohne Chef zu sein?
Benutze das Verbeugen als ein Mittel, dich um alles, was um dich ist, zu kümmern. Verbeuge dich mit Ehrerbietung und Sorgfalt. Kehrst du zu deiner Hütte, so lege alles ab und verbeuge dich erst einmal. Wenn du rausgehst, um zu kehren, verbeuge dich zuerst. Kommst du zurück, verbeuge dich. Gehst du zum Waschraum, verbeuge dich zuerst, und tue es wiederum beim Zurückkommen, während du im Geiste rezitierst: »Möge mir alles Fehlverhalten, das ich mit Körper, Rede und Geist verübt habe, vergeben werden.« Bleib immer achtsam.
Wir Mönche haben großes Glück. Wir haben unsere Behausung, gute Gefährten, Unterstützung durch die Laien und die Lehren. Zu praktizieren ist das einzige, was noch zu tun ist.
Mönche schwatzen nicht
Wenig zu sprechen heißt, nur das zu sagen, was notwendig ist. Falls jemand fragt: »Wo gehst du hin?«, antworte einfach: »Genuhn-Holz holen.« [›Genuhn-Holz‹, Ariocarpus Integrifolia: ein tropischer Hartholzbaum, aus dessen Kernholz Mönche Färbemittel gewinnen, um ihre Gewänder zu färben. Anm. d. Ü.] Falls sie weiter fragen: »Was hast du mit dem Holz vor?«, antworte nur: »Ich will meine Roben färben«, anstatt »Oh, ich komme gerade von Amper Meuang, und ich habe gehört, daß es dort gutes Genuhn-Holz geben soll, also werde ich welches hacken und diese Gewänder färben, die ich gerade letzte Woche fertig genäht habe. Junge, was das für eine Arbeit gewesen ist! Sag mal, was hast du denn diese Woche so alles gemacht?«
Ordinierte sollten nicht an Schwatzen und Geselligkeit interessiert sein. Nicht, daß sie überhaupt nicht sprechen sollten, doch sie sollten nur sagen, was nützlich und notwendig ist. In Ajahn Muns Kloster war nach den täglich am Nachmittag zu verrichtenden Arbeiten wie Wasserholen, Kehren und Baden kein Ton mehr zu hören, ausgenommen die Geräusche von den Sandalen der Mönche, die Gehmeditation übten. Ungefähr einmal in der Woche versammelten sich die Mönche zur Unterweisung und Belehrung und kehrten danach sofort zu ihrer Praxis zurück. Die Pfade für die Gehmeditation waren in jenen Tagen gut ausgetreten, wohingegen heute die einzigen Fußabdrücke, die zu finden sind, oft die der Dorfhunde sind.
Gute Meditationstempel sind in zunehmendem Maße schwer zu finden. Für die meisten Mönche bedeutet Buddhismus eine Menge Studium ohne echte Praxis. Überall besteht mehr Interesse, die Wälder zu roden und neue Tempel zu bauen, als daran, den Geist zu entwickeln. In früheren Zeiten war dies nicht der Fall – die Meditationslehrer lebten mit der Natur und versuchten nicht, irgend etwas zu bauen. Jetzt ist das Spenden von Gebäuden die religiöse Handlung, welche die Laien am meisten interessiert. So sei es. Doch wir müssen wissen, was der Zweck eines Klosters ist. Die Arbeit eines Mönchs besteht zu 80 bis 90 Prozent darin, sich der eigenen Praxis zu widmen, die übrige Zeit kann damit verbracht werden, der Öffentlichkeit von Nutzen zu sein. Selbst dann sollten diejenigen, die die Bevölkerung belehren, solche sein, die sich selbst unter Kontrolle haben, die nicht mit eigenen Problemen beschäftigt sind und somit anderen helfen.
Die gelegentlichen Vorträge, die der Lehrer hält, bieten eine Möglichkeit, den
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