Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)
bleibst, wirst du selbst sehen. Ich bin jahrelang als Waldmönch auf Wanderschaft gewesen. Ich lehrte nicht – ich praktizierte und hörte zu, was die Meister sagten. Dies ist ein wichtiger Rat: Wenn du zuhörst, dann hör wirklich zu. Ich weiß nicht, was ich sonst noch sagen soll.«
Er hatte genug gesagt, um uns für eine lange Zeit zu beschäftigen.
Welche Meditationsart ist die beste?
Ajahn Chah ist die meiste Zeit des Tages von Besuchern umgeben – von seinen Schülern, von Bauern, Politikern, Generälen, Pilgern, Anhängern. Sie bitten um Segnungen, suchen Rat, stellen Fragen, loben ihn, fordern ihn heraus, beschuldigen ihn und bringen Tausende von Problemen mit, die er lösen soll. Er belehrt diese unaufhörlich herbeiströmenden Menschen ohne Ruhepause. Eines Tages hörte man ihn sagen, daß er durch diese Begegnungen genausoviel über das Dharma erfahren habe wie durch jede andere Praxis.
Eine wunderbare Mahlzeit
Einige Schüler fragten Ajahn Chah, warum er so selten über Nirvana spreche und statt dessen Weisheit im täglichen Leben lehre. Andere Lehrer sprächen oft vom Erlangen des Nirvana, von dessen besonderer Glückseligkeit und Bedeutung für ihre Praxis.
Ajahn Chah antwortete, daß einige Leute eine gute Mahlzeit genießen und danach jedem, den sie treffen, deren Vorzüge anpreisen. Andere essen und genießen dieselben Speisen, doch wenn sie ihr Mahl beendet haben, sehen sie keine Notwendigkeit, umherzulaufen und anderen von einer Mahlzeit zu erzählen, die sie bereits verzehrt haben.
Ajahn Chahs Hütte
Ajahn Chah sagt, daß er nicht mehr träume. Oben im einzigen Raum seiner Hütte schläft er nachts nur wenige Stunden. Unter dieser Hütte, die im Thaistil auf hölzernen Pfählen steht, befindet sich eine offene Fläche, wo er Besucher empfängt. Oft bringen ihm diese Besucher Geschenke, nicht nur Essen und Roben, sondern auch kostbare alte Statuen und sorgfältig hergestellte Volkskunst mit buddhistischen Motiven. Als einem westlichen Mönch, einem Sammler und Kenner asiatischer Kunst, die Aufgabe zugeteilt wurde, beim täglichen Säubern von Ajahn Chahs Hütte zu helfen, war er ganz aufgeregt über die Möglichkeit, solch wunderbare Objekte zu sehen. Er ging nach oben, öffnete die Tür und fand nur ein leeres Bett und ein Moskitonetz vor. Er entdeckte, daß Ajahn Chah diese Geschenke genauso rasch weggibt, wie er sie bekommt. Er hält an nichts fest.
Heilige Zeremonien und heiße Tage
Seit der Zeit des Buddha wurden die Mönche herbeigerufen, um Zeremonien und Segnungen durchzuführen oder um Laienanhängern in schwierigen Zeiten beizustehen. Es wird gesagt, daß selbst der Buddha die Tradition pflegte, mit heiligem Wasser und Segnungen die Herzen seiner Schüler zu beruhigen.
Da für die meisten Mönche in Thailand Studien und Zeremonien den Platz echter Praxis eingenommen haben, scherzt Ajahn Chah oft über diese Zeremonien, die er als eine Ablenkung auf dem Pfad betrachtet. Trotzdem benutzt auch er Zeremonien, wenn sie hilfreich sind. An einem sehr heißen Nachmittag war er einer Einladung in die Stadt gefolgt, um einen Dharmavortrag zu halten und eine Segenszeremonie für einige Laienanhänger durchzuführen. Nach der einleitenden Rezitation und dem Dharmavortrag beugte Ajahn Chah sich rezitierend über eine Kupferschüssel mit Wasser; diese Schüssel war durch einen Faden, der durch die Hände von acht ihn begleitenden Mönchen ging (Überbleibsel des alten heiligen Fadens der Hindus), mit einem großen Bild, das den Buddha in Meditation zeigte, verbunden. Als die Rezitation über dem Wasser mit dem Darbringen von Kerzen und Räucherstäbchen abgeschlossen war, stand Ajahn Chah auf und verspritzte dieses Wasser mit einem Palmenblatt als Segnung für das Haus und für alle, die gekommen waren, das Dharma zu hören.
Ein junger westlicher Mönch in der Gruppe wurde aufgrund der Hitze ungeduldig, aber noch ungeduldiger wurde er aufgrund der Zeremonie. »Warum geben Sie sich mit solch offensichtlich nutzlosen Zeremonien ab, wenn sie nichts mit der Praxis zu tun haben?« flüsterte er Ajahn Chah zu. »Vielleicht «, flüsterte der Lehrer zurück, »weil es so ein heißer Tag ist und all diese Leute eine kühle Dusche wollen.«
Wahre Magie
Die Dorfbewohner und andere Schüler in der Gegend um Wat Pah Pong erzählen viele Geschichten über Ajahn Chahs übernatürliche Kräfte. Sie sagen, daß er seinen Körper an mehreren Orten gleichzeitig manifestieren könne, und einige behaupten, sie
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