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Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)

Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)

Titel: Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ajahn Chah
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hundert Mönche zusammen mit den Laienanhängern des Dorfes die ganze Nacht in Meditation. In den meisten Jahren sind in der großen Halle dann ungefähr tausend Dorfbewohnern versammelt. Sie sitzen eine Stunde lang, dann gibt Ajahn Chah oder einer seiner Hauptschüler, die alle Äbte in ihren eigenen Klöstern sind, einen inspirierenden Dharmavortrag. Dann sitzen alle wieder für eine Stunde; die ganze Nacht lang wechseln so stille Meditation und Vorträge einander ab.
    Einer der ältesten westlichen Schüler Ajahn Chahs saß in der Gruppe der neuen Mönche und spürte die Inspiration, die Freude und die Schwierigkeit, die mit dieser langen Feier und Praxis verbunden waren. Mitten in der Nacht, im Anschluß an eine Sitzperiode, verkündete Ajahn Chah den Dorfbewohnern, daß sie nun den Vortrag eines westlichen Mönches in ihrer einheimischen Laosprache hören würden. Der Mönch war genauso überrascht wie die Dorfbewohner, doch da er keine Gelegenheit hatte, sich vorzubereiten oder nervös zu werden, saß er vor der versammelten Menge und sprach über die Inspiration, die ihn bewegt hatte, sich ordinieren zu lassen, und über sein durch die Praxis neu gewonnenes Verständnis des Dharmas. Nach diesem Erlebnis war er kaum noch nervös, wenn er zu einer Gruppe sprach.
    Ajahn Chah erläuterte später, daß das Lehren des Dharmas unvorbereitet aus dem Herzen und der inneren Erfahrung fließen müsse: »Sitze, schließ die Augen und gib auf«, sagte er. »Laß das Dharma selbst sprechen.«
    Ajahn Chah bat bei einer anderen Gelegenheit Ajahn Sumedho, den rangältesten westlichen Mönch, zu sprechen. Ajahn Sumedho sprach eine halbe Stunde lang. »Sprich noch eine halbe Stunde«, sagte Ajahn Chah. Eine halbe Stunde später sagte er: »Sprich noch weiter.« Ajahn Sumedho redete weiter und das, was er sagte, wurde in zunehmendem Maße langweilig. Viele Zuhörer begannen einzunikken.
    »Gib dich ganz dem Sprechen hin«, redete Ajahn Chah ihm gut zu, »tu es einfach.« Nachdem Ajahn Sumedho sich mehrere Stunden lang abgemüht hatte, hatte er gelernt, seine Zuhörer durch und durch zu langweilen, und er fürchtete sich niemals mehr vor ihrem Urteil, wenn er sprach.
    Ajahn Chah fragte einen Mönch, der gerade abreisen wollte, ob er Pläne habe zu lehren, wenn er zurück im Westen sei. Nein, antwortete dieser, er habe keine bestimmten Pläne, das Dharma zu lehren, aber er werde sein Bestes tun, die Praxis zu erklären, falls jemand fragen sollte.
    »Sehr gut«, sagte Ajahn Chah, »es ist nützlich, zu denen über das Dharma zu sprechen, die danach fragen. Und wenn du es erklärst«, fuhr er fort, »warum nennst du es nicht Christentum? Im Westen werden sie es nicht verstehen, wenn du etwas über Buddha erzählst.
    Ich spreche zu Christen über Gott, obwohl ich ihre Bücher nicht gelesen habe. Ich finde Gott im Herzen. Denkst du, Gott sei der Weihnachtsmann, der einmal im Jahr mit Geschenken für die Kinder kommt? Gott ist Dharma, die Wahrheit; jemand, der dies erkennt, erkennt alle Dinge. Und doch ist Gott nichts Besonderes – nur dies.
    Was wir wirklich lehren, ist, wie man von Leiden frei wird, wie man erfüllt von Liebe, Weisheit und Mitgefühl sein kann. Diese Lehre ist das Dharma, überall, in jeder Sprache. Nenn es also Christentum. Dann wird es für einige leichter sein, zu verstehen.«
    Ajahn Chah gab jemandem, der Dharmalehrer werden wollte, folgenden Rat:
    »Laß dich von niemandem einschüchtern. Sei standhaft und direkt. Sei dir deiner eigenen Unzulänglichkeiten bewußt, und akzeptiere deine Grenzen. Arbeite mit Liebe und Mitgefühl, und wenn es Leute gibt, die dich in deiner Fähigkeit zu helfen überfordern, entwickle Gleichmut. Manchmal ist Lehren harte Arbeit. Lehrer werden zu Abfalleimern für die Frustrationen und Probleme der Leute. Je mehr Menschen du belehrst, desto größer das Problem der Abfallbeseitigung. Mach dir keine Sorgen. Lehren ist eine wunderbare Art, das Dharma zu praktizieren. Das Dharma kann all jenen helfen, die es ernsthaft in ihrem eigenen Leben anwenden. Diejenigen, die lehren, entwickeln mehr und mehr Geduld und Verständnis.«
    Ajahn Chah ermutigt seine Schüler, das Erlernte mit anderen zu teilen.
    »Wenn du die Wahrheit erkannt hast, wirst du in der Lage sein, anderen zu helfen, manchmal durch Worte, meistens jedoch durch dein Wesen.
    Mir persönlich liegt es nicht sehr, mich über das Dharma zu unterhalten. Wer mich kennenlernen will, sollte mit mir leben. Wenn du längere Zeit

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