Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)
westlicher Mönch zu Ajahn Chah und bat um Erlaubnis abzureisen. Praxis und Hingabe an das Klosterleben waren hart, und dieser Mönch begann, überall Fehler zu finden. »Die anderen Mönche reden zuviel. Warum müssen wir rezitieren? Ich will mehr Zeit, um alleine zu meditieren. Die älteren Mönche unterweisen die Neuankömmlinge nicht besonders gut, und selbst Sie«, sagte er völlig verzweifelt zu Ajahn Chah, »selbst Sie scheinen nicht so erleuchtet zu sein. Sie ändern sich laufend – manchmal sind Sie streng, manchmal scheint Ihnen alles egal zu sein. Wie soll ich wissen, ob Sie erleuchtet sind?«
Darauf lachte Ajahn Chah herzlich, was dem jungen Mönch gefiel, ihn aber auch irritierte. »Es ist gut, daß ich dir nicht erleuchtet erscheine«, sagte er, »denn wenn ich in dein Modell von Erleuchtung passen würde, in dein Ideal, wie eine erleuchtete Person sich zu verhalten habe, wärest du weiterhin darin gefangen, den Buddha außerhalb deiner selbst zu suchen. Er ist nicht dort draußen – er ist in deinem eigenen Herzen.«
Der Mönch verbeugte sich und kehrte in seine Hütte zurück, um nach dem wahren Buddha zu suchen.
Sei deine eigene Stütze
Das Sitzen mit gekreuzten Beinen auf dem harten Boden eines Tempels ist normal für die Dorfbewohner, die in einer Kultur ohne Möbel aufgewachsen sind. Doch für einen neu angekommenen westlichen Novizen, schlaksig und ungelenkig, war es anfangs hart, die täglichen Stunden der Meditation und des Rezitierens durchzuhalten. Mit einiger Erleichterung entdeckte er, daß er, wenn er früh zur Meditation kam, neben der Steinsäule vorn in der Halle sitzen und sich, sobald die Mönche ihre Augen zur Praxis geschlossen hatten, sanft gegen die Säule lehnen und bequem in westlichem Stil meditieren konnte.
Nachdem eine Woche auf diese Weise vergangen war, läutete Ajahn Chah wie üblich die Glocke, um die Meditation zu beenden und mit der abendlichen Dharmarede zu beginnen. »Heute nacht«, sagte er, den neuen Mönch direkt anschauend, »werden wir darüber sprechen, daß Dharmapraxis bedeutet, sich selbst zu unterstützen, sich selbst eine Stütze zu sein und – sich nicht an Dinge außerhalb von einem selbst anzulehnen.« Die anderen Mönche in der Halle kicherten. Der Novize war etwas verlegen und saß für den Rest des Vortrags ungewöhnlich gerade. Von diesem Zeitpunkt an festigte sich sein Entschluß, und er lernte, auf jedem Boden unter allen Bedingungen gerade zu sitzen.
Halte die Lehren einfach
Ajahn Chah bekam von den Dorfbewohnern aus der Umgebung ein großes Areal ungerodeten Waldes geschenkt, um ein Kloster zu gründen. Eine reiche Mäzenin hörte davon und bot an, auf einem kleinen Hügel im Wald eine prachtvolle Halle und einen Tempel zu errichten.
Viele Laienanhänger versammelten sich und berieten über den Bau der Dharmahalle, die als größte von mehreren Provinzen geplant war. Um den Berg herum wurden in Höhlen Hütten für Mönche gebaut, und eine Straße wurde mühsam durch den Wald geschlagen.
Die Bauarbeiten an der Dharmahalle begannen: Betonfundament, hohe Säulen, eine Plattform für einen riesigen bronzenen Buddha. Als die Arbeit voranschritt, wurden neue Entwürfe hinzugefügt. Verwickelte Diskussionen zwischen Spendern und Bauunternehmern folgten. Wie kunstvoll sollte das Dach eigentlich werden? Sollte der Entwurf abgeändert werden, um ihn auf diese Weise zu verbessern? Auf jene Weise? Wie wäre es mit hohen Säulen und einem riesigen unterirdischen Wassertank? Alle hatten gute Ideen, doch sie waren alle sehr teuer.
Der Höhepunkt all dieser Diskussionen war ein langes Treffen mit Ajahn Chah. Experten vom Bau, Spender, sie alle präsentierten unterschiedliche Möglichkeiten der äußeren Gestaltung, der Kosten, der Bauzeit. Schließlich sprach die reiche Mäzenin über ihre Ideen und fragte: »Ajahn, sagen Sie uns, welchem Vorschlag wir folgen sollen. Einem sparsamen? Einem teuren? Wie sollen wir weitermachen?«
Ajahn Chah lachte: »Wenn du Gutes tust, gibt es gute Ergebnisse.« Mehr sagte er nicht.
Die fertiggestellte Dharmahalle war großartig.
Lernen zu lehren
Magha Puja ist ein bedeutender buddhistischer Feiertag, an dem das Treffen von 1250 erleuchteten Schülern mit dem Buddha gefeiert wird. Bei dieser Zusammenkunft wies der Buddha seine Schüler an »hinauszugehen«, um das Dharma zum Wohlergehen, zum Nutzen und zum Erwachen der Wesen überall zu verbreiten.
Um diesen Feiertag zu begehen, sitzen Ajahn Chah und seine vielen
Weitere Kostenlose Bücher