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Ein Strandkorb für Oma

Ein Strandkorb für Oma

Titel: Ein Strandkorb für Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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nicht.
    Alles, was du vorher von dir gedacht hast, existiert nicht mehr. Du bist dir selbst fremd.
    Genau so fühlt sich Eifersucht an!
     
    Diese ganzen Sonderschichten von Maria – ich Trottel habe wirklich geglaubt, es ginge um den Diebstahl im Museum! Dabei hatte mein Unterbewusstsein längst Alarm geschlagen, als Maria auf Hansens Hof ihre Hand Tobias in den Nacken legte. Das war viel zu intim für eine Frau, die es hasst, Fremde zu berühren (was sie als Polizistin häufig genug muss).
    Alte Geschichten aufzuwärmen ist so einfach, wenn man sich im richtigen Moment wiedertrifft. Der Vorteil ist, man weiß noch, wie alles gut funktioniert, vielleicht sogar besser als in der Zeit, in der man zusammen war.
     
    Zu blöde, dass Maria jetzt Tagdienst hat.
    Mit Tobias, dem intellektuellen Supercop aus Wiesbaden.
    Der alles weiß.
    Der gut aussieht.
    Der jedes Problem mit zwei Telefonaten löst.
    Der im Fitness-Studio immer eine gute Figur macht.
    In Kunstmuseen ist er natürlich auch ein Crack.
    Körper und Geist in Höchstform.
    Eine Ausnahmeerscheinung.
    Dagegen ich: versuche mein jämmerliches Arche-Projekt auf die Beine zu stellen, im besten Fall nährt uns das ein Jahr, im schlechtesten ein halbes oder gar nicht. Natürlich bin auch ich eloquent und buffettauglich, aber Tobias hat zusätzlich noch etwas, was ich nicht besitze: Waffengewalt. Ich hingegen kämpfe alleine, ohne Pistole, kein mächtiges BKA steht hinter mir, ich bin immer abhängig von anderen. Was für ein Scheiß.
    Obwohl ich andererseits froh bin, dass die Waffengesetze in Deutschland so streng sind. Wer weiß, was ich sonst tun würde in meiner Lage …
    Vor fünf Tagen habe ich noch mit Maria am Hamburger Flughafen gestanden und gedacht, Jade wird eine Art Testlauf für uns. Wie leben wir mit einem Kind? In Utersum haben wir am Strand getanzt, und in den Dünen geknutscht und gedacht, für diesen Moment lohne sich alles andere! Wir haben zusammengehalten, was Omas Wohnung anbelangte, und Maria hat sich beim Würfeln prächtig mit Oma und Jade verstanden.
    Was ist davon noch übrig? Ich will Maria sehen – jetzt! Sie muss vor mir stehen und es mir ins Gesicht sagen: «Tobias ist der Bessere für mich, mit dir geht es nicht.»
    Sonst begreife ich es nie!
    Ich möchte Maria nicht anrufen, sondern sie direkt treffen, und wenn sie gerade mit Tobias … dann weiß ich wenigstens, woran ich bin, und muss mich nicht mehr nach ihr sehnen.
    Demütigend ist, dass mein Rivale meine Kleidung trägt,
mein
Jackett,
meine
Unterhose,
meine
Identität. Das ist durch und durch böse – von ihr und von Tobias!
     
    Per Inselfunk setze ich eine Fahndung in Gang. Föhr ist 12 Kilometer lang und 6,8 Kilometer breit. In jedem Planquadrat kenne ich jemanden. Als Erstes rufe ich Omas Freund Ocke an, der mit seinem Taxi überall herumkommt. Leider hat er den dunklen BMW mit dem aufgesetzten Blaulicht in den letzten Stunden nicht gesehen. Feuerwehrchef Lükki hat Maria und Tobias zwei Stunden zuvor in Nieblum entdeckt. Der Nieblumer Bürgermeister Brodersen weiß wiederum, dass sie in seinem Amtsbezirk getankt haben und dann Richtung Alkersum gefahren sind. Voilá, die «Kunst der Westküste».
    Es ist heiß, aber ich habe keine Lust, die Klimaanlage anzustellen. Lieber schwitze ich mich tot. Ich habe extreme Schwierigkeiten, mich aufs Fahren zu konzentrieren; jeder zweite entgegenkommende Wagen hupt mich an, weil mein Kurs auf der Landstraße offensichtlich etwas unklar ist. Polizisten sollten Autofahrer nicht nur auf Alkohol überprüfen, sondern auch auf Beziehungsprobleme: Hände weg vom Steuer bei Eifersucht!
    Ich parke den Wagen direkt vor dem Eingang des Museums und stürme hinein. Friederike sitzt wie immer an der Kasse vor dem Museumsshop.
    «Moin», keuche ich und renne an ihr vorbei.
    «Sönke», ruft sie, «was passiert jetzt mit mir?»
    Immerhin hat ihr Maria auf der Vernissage offiziell mit strafrechtlichen Konsequenzen gedroht. Ich kann Friederikes Sorge verstehen, aber jetzt gerade habe ich überhaupt keine Zeit. Wo sind Maria und Tobias? Das ist das Einzige, was jetzt zählt!
    Im Salon renne ich an norwegischen Wasserfällen vorbei, passiere Katastrophen auf See, heitere Abendstimmungen mit Lampions am Wyker Südstrand, «Anziehung» und «Trennung» von Munch lasse ich im schmalen Raum rechts liegen.
    Im kleinen Salon mit dem «Badenden Knaben» von Liebermann sind die beiden auch nicht. Also weiter durch den abgedunkelten Flur über die

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