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Ein Strandkorb für Oma

Ein Strandkorb für Oma

Titel: Ein Strandkorb für Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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höhnisch auf: «Hätte!»
    Ich verscherze es mir gerade mit der gesamten Insel, aber das ist nicht zu ändern. Maria saust durch das Museum, ich hinterher. Überall stehen Menschen, die wir kennen und die uns begrüßen wollen. Wir müssen abenteuerliche Zickzack-Kurse nehmen, um ihnen auszuweichen. Wenn sie direkt vor uns auftauchen, ignorieren wir sie einfach.
    «Du willst doch nicht gegen Oma ermitteln?», flüstere ich mit aller Kraft gegen den Lärmpegel.
    Maria hält sich in der Lautstärke weitaus weniger zurück.
    «Du hättest mir vertrauen können!», ruft sie.
    «Ja.»
    Jetzt wird sie noch lauter: «Hast du aber nicht!»
    «Hallo, Sönke, hallo, Maria», ruft eine Frauenstimme von der Seite. Wir schauen gar nicht hin, wo das herkommt. Hintereinander ziehen wir an meinem Lieblingsbild vorbei, dem «Portrait eines Fischerjungen im Südwester» von Christian Krohg. Ein Bild, vor dem ich normalerweise jedes Mal vor Bewunderung innerlich auf die Knie gehe. Ein zarter Junge in dunkler Fischerkleidung und mit dunklen Augen schaut den Betrachter mit verhaltenem Blick an. Die Landschaft hinter ihm ist in Pastelltönen gehalten und deutet den bevorstehenden Sonnenuntergang an. Eine Stimmung, die gleichzeitig ein Gefühl von Glück und Todesahnung in mir auslöst.
    Plötzlich laufen wir Tobias direkt in die Arme.
    «Na, alles klar? Weitergekommen?», fragt er bei Maria nach. Sie antwortet nicht.
    Was Tobias nicht akzeptieren kann: «Hey, krieg ich vielleicht mal ’ne Antwort? Ich bin dein Vorgesetzter!»
    Was wiederum Maria egal ist.
    «Hallo, meine Kinder, kommt doch mit zur Bar.» Oma.
    Maria wird sie doch nicht ans Messer liefern? Doch nicht mal, wenn sie so wütend ist, wie jetzt, oder?
    «Maria, was guckst du böse», sagt Tobias.
    «Ich
bin
böse», giftet Maria zurück und geht weiter. Oma und Tobias schauen sich vielsagend an: dicke Luft ….
    «Ich komme mit Ihnen zur Bar», sülzt Tobias und bietet Oma galant seinen Arm an. «Was darf ich Ihnen ausgeben?»
    «Wieso ausgeben? Es ist alles umsonst», korrigiert Oma seine große Geste. «Aber gerne.»
    Unsere topverdächtige Oma und der Ermittler des Bundeskriminalamtes, das ist keine gute Konstellation. Aber das kann ich im Augenblick auch nicht ändern.
    Ich folge Maria durch die Menschenmenge, was gar nicht so einfach ist, denn immer wieder schieben sich freundliche Gäste zwischen uns, die ich nicht einfach beiseiterempeln mag.
    «Wie kommst du eigentlich dazu, in meinen Sachen herumzuwühlen?», zische ich, was natürlich vollkommen schwachsinnig ist.
    Maria kämpft sich an einem dicken Mann vorbei, der aussieht wie ein Opernsänger. «Liebe heißt Vertrauen!», ruft sie zurück. «Du hast weder das eine noch das andere!»
    Wir gehen in den Garten im Innenhof, aber auch hier sind lauter Leute. Der massige Ringstaed steht plötzlich neben mir und zwinkert mir zu: «Noah tat das Dach von der Arche und sah, dass der Erdboden trocken war. Wir bekommen das hin.»
    Es klingt wie eine Zusage. Leider kann ich mich im Moment darüber gar nicht freuen. Was Ringstaed nämlich übersieht: Noah hatte keinen Ärger mit seiner Frau, als er auf die Arche ging. Vor allem keinen Ärger, den er sich selbst eingebrockt hatte, sonst wäre sein Kahn bei der Sintflut mit Sicherheit abgesoffen. So wie meiner jetzt.
    Plötzlich ist Maria weg. Ich suche die Menschenmenge ab. Nichts zu sehen. Es ist draußen dunkel geworden und immer noch warm. Die Gäste stehen in kleinen Gruppen zusammen, allesamt bester Dinge, die Gesichter sind vom Alkohol und der Sommerwärme gerötet. Nur Maria ist nirgends zu entdecken.
    Ich renne zu Friederike, die den Eingang bewacht: «Hast du Maria gesehen?»
    Doch Friederike hat ganz andere Sorgen. «Sie war hier. Mensch, Sönke, Maria hat die DVD gefunden und mir einen Höllenärger deswegen angedroht. Ich dachte, die sei sicher bei dir!»
    «War sie auch!»
    «War sie nicht!»
    Ich beruhige sie, so gut es geht: «Es ist extrem blöde gelaufen, Friederike, ich kümmere mich darum.» Falls es nicht zu spät ist.
    Friederikes Blick verrät mehr Zweifel als Zuversicht. Wenn ich bei ihr unten durch bin, kann ich das durchaus verstehen.
    «Ich werde alles gestehen», kündigt sie an.
    «Später, ja?», bitte ich.
    Sie schüttelt heftig den Kopf.
    «Lass mich mit Maria sprechen, bitte, Friederike.» Das scheint mir immer noch sicherer zu sein, als mit Tobias zu reden.
    «Die ist gerade eben mit einem Polizeiwagen weggefahren», verrät mir

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