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Ein Strandkorb für Oma

Ein Strandkorb für Oma

Titel: Ein Strandkorb für Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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Friederike.
    Ich renne die Hauptstraße hinunter zum Hofplatz und springe in den Mini. Ich muss jetzt zu Maria! Oder?
    Unterwegs zücke ich mein Handy und versuche sie zu erreichen, aber es geht nur die Mailbox ran. Ich sage, dass wir reden müssen, dass ich aber erst mal an den Strand fahre, um nachzudenken.
    Kaum zu glauben, meine Beziehung steht auf der Kippe. Diese Frau liebe ich, wie kann das sein?

[zur Inhaltsübersicht]
17. Föhrer Manhattan
    Immer, wenn Föhr nicht mehr alle seine Bewohnerinnen und Bewohner nähren konnte, wanderten viele von ihnen aus. Die Westerlandföhrer in der Regel nach New York, wo sie meist Delikatessengeschäfte eröffneten, und die Osterlandföhrer als Farmer, Hühnerzüchter und Handwerker nach Kalifornien. Inzwischen leben in den USA mehr Föhrer als auf der Insel selbst. Zwischen den Ausgewanderten und der Insel gab es regen Austausch, Briefe und Reisen hin und her. So landete der «Föhrer Manhattan» auf der Insel, den Auswanderer in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts mitbrachten: eine Hälfte Whisky, die andere roter und weißer Vermouth.
    Arne hat immer zwei Wasserkanister davon in seinem grünen Strandkorbvermieter-Strandkorb gebunkert und ich weiß, wo er den Schlüssel versteckt. Nach der schrecklichen Vernissage in Alkersum war dies der einzige Ort, an dem ich sein mochte. Leider bin ich mit seinem «Föhrer Manhattan» derartig versackt, dass ich hier auch gleich schlafen musste. Maria weiß Bescheid, ich habe ihr eine SMS geschickt, die sie nicht beantwortet hat. Trotzdem bleibt es natürlich ein Armutszeugnis, an dem die Auswanderer keine Schuld haben.
     
    «Arniiiiiiie, hier liegt jemand!»
    Erst versuche ich die schrille Frauenstimme in meinen Traum zu integrieren, dann rüttelt mich jemand an der Schulter.
    «Das ist mein Neffe Sönke», höre ich Arnes Stimme.
    «Hat der kein Zuhause?», kreischt die schrille Frau.
    «Sönke, aufwachen!»
    Widerwillig öffne ich die Augen.
    Es ist viel zu hell, die Sonne steht hoch am wolkenlosen, blauen Himmel. Mein Onkel kommt mir mit seinen kurzen Haaren vor wie ein Fremder. Neben ihm steht eine Frau in meinem Alter, die gar nicht so unsympathisch aussieht, wie ihre Stimme vermuten ließ: rotblonde Haare, grüne Augen und Sommersprossen auf der spitzen Nase.
    «Moin», grüße ich mit trockenem Mund. Arne reicht mir eine Flasche Mineralwasser, die ich mir gierig an die Lippen setze.
    «Alles klar bei dir, Sönke?»
    Was soll in meinem Leben wohl in Ordnung sein, wenn ich hier betrunken im Strandkorb übernachte?
    «Wie spät ist es?», nuschle ich verkatert.
    «Acht.»
    Dann hat Maria schon wieder Dienst. Heiser raune ich Arne zu: «Ich habe es vermasselt.»
    «Was hast du vermasselt?»
    «Alles!»
    «Ärger mit Maria?»
    «Alles!»
    «Du bist ja immer noch besoffen! Los, ab ins Wasser!»
    Ich trotte mit der Mineralwasserflasche in der Hand Richtung Nordsee, die immer noch viel zu hell in der Sonne funkelt. An der Wasserkante kniee ich mich in den Sand und schaufele mir etwas Wasser ins Gesicht. Ich schaue mich kurz um, ziehe schnell Hose und Hemd aus und laufe nackt ins Wasser. An sich eine gute Idee, die diesmal nur komplett versagt: Das Meer ist mir viel zu kalt und bleibt es auch. Nach ein paar Schwimmzügen Richtung Sylt drehe ich um.
    An der Wasserkante erwarten mich Arne und seine Rothaarige mit einem Handtuch, denn neben meinen Sachen hat eine Gymnastikgruppe mit geschätzten zwanzig Frauen mittleren Alters Position bezogen. Netterweise kommt mir Arne mit dem Handtuch im Wasser entgegen, sodass ich mir keine Blöße geben muss.
    Wir setzen uns in den Strandkorb.
    Das heißt, Arne steht, die Rothaarige setzt sich neben mich.
    «Ich bin die Carla», stellt sie sich vor und reicht mir eine Flasche Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktor 50, die ich gerne annehme.
    «Sönke.»
    «Ich weiß, das hat Arnie mir schon verraten.»
    Wieso nennt die Arne eigentlich die ganze Zeit «Arnie»?
    Soll ich ihr sagen, dass sie so alt ist wie Arniiiies Tochter Maria, deren größtes Problem ich gerade bin? Würde sie das vertreiben? Ich schaue meinen Onkel bittend an, Carla ist echt über im Moment.
    «Was ist denn los?», fragt Arne.
    «Nix.»
    «Verarsch’ mich nicht. Was ist mit Maria?»
    «Nix.»
    Arne ist ein feiner Kerl, aber manchmal muss man ihn wirklich sehr mögen, um ihm zu verzeihen. Zum Beispiel wie jetzt, wenn er sagt: «Ich habe vor Carla keine Geheimnisse.»
    Glaubt der, ich würde mein Seelenleben vor seinem

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