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Ein Stueck meines Herzens

Ein Stueck meines Herzens

Titel: Ein Stueck meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ford
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Nebenlöchern herausschlüpften und wütend summten und nach dem Grund für diese ganze Hitze suchten. Mr. Lamb brüllte, daß Landrieu sich davonmachen sollte, bevor die Insekten ihn mit dem Feuer in Verbindung brächten und sich voll Rachsucht auf ihn stürzten, aber Landrieu war zeitweilig außer Gefecht gesetzt. Er war auf sein Steißbein gefallen und lag mit ausgestreckten Armen und nach unten gedrehten Handflächen auf dem Boden und starrte direkt in den Himmel, als wartete er darauf, daß jemand ihn fragte, wie er sich fühle. Beinahe ebenso viele Wespen fielen aus dem Umkreis der Flammen herab, wie in der Luft summten, und es sah so aus, als fielen große Wespenklumpen direkt auf Landrieus Bauch. Eine dicke rostfarbene Wespe flog ganz dicht an seinem Gesicht vorbei, aber Landrieu schien sie nicht zu bemerken, und die Wespe flog wieder höher in die Luft.
    Mr. Lamb brüllte jetzt und schrie Landrieu Flüche und Drohungen zu, als nehme er an, daß Landrieu dadurch schneller wieder auf die Beine käme. Über ihm steckte die brennende Papierfackel immer noch in der Spalte zwischen dem Haus und dem Pfeiler. Kleine Flammen züngelten an der Holzverkleidung, und mehrere kleine Rauchwölkchen quollen kräuselnd aus den Wurmlöchern, und erneut fielen Wespen herab.
    Offensichtlich entdeckte Landrieu die Wespen auf seinem Bauch im gleichen Augenblick, in dem er auch einen Teil seiner Sinne wiedererlangte, und er rappelte sich auf und begann, sich auf die Brust zu schlagen und nach seinem Nacken zu schnappen und auf seine Haare zu dreschen, als hätte er überall stechende Wespen entdeckt und könnte keine erwischen.
    »Schau mal her, mein Sohn«, sagte Mr. Lamb, wandte seine Aufmerksamkeit von Landrieu ab und zeigte auf die kleine Rauchspirale. »Du hast ja mein Haus in Brand gesetzt.«
    Landrieu hörte auf, sich selbst zu schlagen, und starrte zu dem betroffenen Teil des Hauses hoch, als wüßte er, daß es ganz unmöglich war, daß das Haus brannte.
    Mr. Lamb jedoch war zufrieden. Er lehnte am Kotflügel des Willys, spielte mit dem Griff auf der Haube herum und beobachtete, wie das Feuer sich ausbreitete.
    Plötzlich erschien Robard, sprintete die Haustreppe hinunter, wobei er Landrieus Blecheimer schleppte und Wasser in dicken Tropfen verschüttete. Er hetzte an ihnen vorbei, die Augen fest auf den Rauch gerichtet, erreichte den Fuß des Pfeilers, holte mit dem Eimer aus und schleuderte ihn mitten in die Flammen und hüllte alles in eine große zischende Wolke von grünem Rauch. Sofort begann Wasser hinabzulaufen, und Tropfen regneten von der Unterseite des Hauses herab, und Robard trat zurück und musterte die Rauchflechten nach irgendwelchen Flammen, die überlebt hätten, und für einen Augenblick waren alle wie gebannt.
    Und ganz plötzlich wurde ihre Aufmerksamkeit von dem geschwärzten Segment der Verkleidung abgelenkt und unwiderstehlich von dem quadratischen Fenster darüber angezogen, wo Mrs. Lamb stand und die Stirn runzelte. Sie musterte sie alle einen Augenblick lang, wobei ihr Kopfhörer wie ein mittelalterlicher Zirkel an ihrem Kopf festgeklemmt war, und konzentrierte ihr immenses persönliches Mißvergnügen direkt auf Mr. Lamb, der vollkommen fassungslos war. Und dann war sie – so plötzlich, wie sie aufgetaucht war – wieder fort, und das Fenster nahm wieder das stumpfe trübe Grün an, das eine brüchige, verschwommene Spiegelung der Bäume zeigte.
    »Verdammt soll ich sein«, bemerkte Mr. Lamb mit einem kindischen Lächeln, und sein Gesicht wurde breiter. »Wir hätten beinahe  Mrs. Lamb  verbrannt.«
    Robard machte sich auf den Weg ums Haus herum und sah übellaunig aus. Er setzte den Eimer auf der unteren Stufe ab und ging zur Gin Den. Landrieu begann, seinen Stuhl zu dem kleinen Haus zu schleppen, und ging mit einem ruckartigen Hinken, das die Folge seines Sturzes sein sollte, wobei er das eine Bein zur Seite warf. Mr. Lamb stand neben dem Jeep und beobachtete alles. Er hatte seine kleinen Hände auf dem Kotflügel zusammengelegt und das gleiche einfältige Lächeln auf den Lippen, als würde gerade etwas überaus Komisches geschehen, er aber nicht genau sagen können, was es eigentlich war.
    Mr. Lamb drehte sich mit diesem kleinen Lächeln im Gesicht um, und er wußte, daß der alte Mann ihn demnächst auf die Angeltour ansprechen würde. Er warf einen schnellen Blick zur Gin Den hinüber, aber Robard war verschwunden, und der alte Mann hatte ihn in der Falle. Er wollte diesen Augenblick

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