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Ein Stueck meines Herzens

Ein Stueck meines Herzens

Titel: Ein Stueck meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ford
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nachmittag vorbeigekommen und hat sich Ihr’n Laster von oben bis unten angeguckt. Ist eingestiegen und hat sich da drinnen umgesehen. Ich hab ihm gesagt, Sie wär’n drüben beim alten Mann, und ich mußte ihm dann zeigen, wo Sie war’n.«
    »Der wollte sicher meinen Laster kaufen.«
    »Viel-leicht«, sagte Gaspareau, und seine Augen flackerten.
    »Was hat er noch gesagt?«
    »Wollte wissen, wer Sie sind. Ich sagte ihm, ich wüßte nicht, wer Sie sind. Ich sagte, daß Sie auf der Insel arbeiteten und zum Atmen nicht meine Erlaubnis bräuchten.«
    »Was noch?« Er starrte durch die Windschutzscheibe in den Regen.
    »Das war alles. Hat sich bloß den Pickup angeguckt – bevor ich da hinkommen und ihm sagen konnte, er sollte die Finger davon lassen. Wir sind dann auf den Anleger gegangen, und ich mußte ihm zeigen, wo Sie da drüben mit dem Boot angelegt haben.«
    »Haben Sie seinen Namen mitgekriegt?« Es regnete auf Newels Arm.
    »Den hat er nicht erwähnt.« Das Gesicht des alten Mannes troff. Der Regen war laut.
    Er tippte mit dem Fuß leicht aufs Gaspedal. »Ich hätte nichts dagegen, ihn zu verkaufen, wenn ich das wieder rauskriege, was ich reingesteckt habe.«
    »Na klar«, sagte Gaspareau und lächelte breit.
    »Wie sah er noch mal aus?«
    »Tüchtiger Junge, lange spiddelige Arme.«
    »Ich kenne keine tüchtigen Jungen«, sagte er und drosselte laut den Motor. »Außer Newel hier.«
    »Und was höre ich da über den alten Mr. Lamb?« fragte Gaspareau und lächelte, als finde er irgend etwas ausgesprochen komisch, während der Regen von seinen Ohren tropfte.
    »Er ist gestorben. Das ist aber komisch, was?« sagte Newel Gaspareau ins Gesicht.
    Gaspareau trat einen Schritt zurück und machte ein böses Gesicht, wobei er seine Wangen hochzog. Ein paar Tropfen rannen rings um seinen Hals hinunter, über die silberne Scheibe, die in seine Kehle eingepaßt war, und verschwanden in dem Loch. Newel legte die Hand auf die Fensterkurbel, blickte ihn an und dann auf seine Beine, die immer nasser wurden.
    »Die Polizei möchte vielleicht mal mit Ihnen reden«, sagte Gaspareau und schaukelte auf seinem Stock hin und her. »Wo soll ich ihnen sagen, daß sie Sie finden?«
    »In Chicago, Illinois«, schnauzte Newel zurück und kurbelte das Fenster zur Hälfte hoch.
    »Irgendwo werd ich auch sein«, sagte er und ließ seinen Blick umherschweifen. »Ich werd mich mit denen schon einigen.«
    »Und was ist, wenn der Typ noch mal wegen Ihnen vorbeikommt?« fragte Gaspareau und blickte wieder zu Landrieu hinüber, der sich unter der Dachtraufe in Sicherheit gebracht hatte und niedergeschlagen wirkte.
    »Sagen Sie ihm, es täte mir leid, daß ich ihn verpaßt habe«, sagte er.
    »Es wird ihm leid tun, daß er Sie verpaßt hat«, sagte Gaspareau. Er trat zurück und schaute auf seine nassen Füße und löste dabei einen Schwall Wasser, der von seinem Hutrand schoß und seine Schuhe überschwemmte. Gaspareau grinste, als hätte er das absichtlich getan, und plötzlich ließ er den Pickup durchstarten und den alten Mann da stehen und ins Leere grinsen.
    Der Pickup polterte den Weg hinunter, über den Hundekadaver und den Damm hinauf. Dahinter regnete es heftig, und die Felder, die sich bis Helena erstreckten, waren wie ausgewischt. Goodenough’s war nur zur Hälfte sichtbar, und sowohl der Traktor als auch der Mähdrescher, die im Schlamm steckengeblieben waren, standen bis über die Hauben in glitzerndem Wasser. Bloß ein einzelner Zipfel blauen Himmels war eben zu erkennen, wo der Regen schon vorbeigezogen war und den Himmel reingewaschen hatte. Die Sonne war schon unter die Horizontlinie der Felder gesunken, und ihr Licht brach sich hinter der Regenwand in einem leuchtenden pfirsichfarbenen Ton. Er fuhr schwankend mit dem Pickup den Damm hinunter, in die Felder hinein und auf den Sandweg, von dessen erhöhtem Mittelstreifen das Wasser ablief.
    »Wer war das, der da nach Ihnen gesucht hat?« fragte Newel.
    Er hielt seinen Blick auf die Straße gerichtet. »Das kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
    »Aber machen Sie sich denn keine Gedanken darüber?«
    »Nicht allzu viele.«
    »Sie sagten doch, Sie würden nicht gern allzuviel Reklame machen, oder?« sagte Newel.
    »Kann sein, daß ich das gesagt hab.«
    »Wenn Sie keine Reklame machen, wer hat dann nach Ihnen gesucht? Irgendwo müssen Sie doch ’ne Anzeige aufgegeben haben.«
    »Davon wüßte ich nichts«, sagte er. Er versuchte, den Umriß des Ladens im Regen auszumachen, und

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