Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Stueck meines Herzens

Ein Stueck meines Herzens

Titel: Ein Stueck meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ford
Vom Netzwerk:
hochgekommen war, war da noch, wie er sich erinnerte, ein Mann namens Buck Bennett gewesen, der für den alten Rudolph gearbeitet hatte. Er war eingestellt worden, um die ortsansässigen Fischer von den Stauseen zu vertreiben, auf den Straßen zu patrouillieren und das Gelände zu überwachen, wenn er nicht zu betrunken war, um die Deputy-Dienstmarke zu finden, für die der alte Mann bezahlte, oder zu betrunken, um seinen alten Jeep aus den Abflußkanälen herauszuhalten, wo er, wie der alte Mann schwor, auch bleiben würde, da er bestimmt keinen Abschleppwagen auf seinen Grund und Boden ließe, um ihn wieder herauszuziehen.
    Aber Buck, sagte er, könnte ja jederzeit kommen und sich seinen Jeep anschauen, wenn er irgendwelche Zweifel daran hätte, ob er noch da war.
    Buck kam immer spät am Abend herunter, trank einen Viertelliter Whiskey, saß auf dem einzigen krummbeinigen Sessel, den das Pumpenhaus besaß, und redete über den alten Mann.
    Buck sagte, daß der alte Mann irgendwann im Jahr 1941 aus Republican City, Nebraska, hergekommen war. Er hatte seine Hälfte der väterlichen Schweinefarm an seinen Bruder Wolfgang verkauft, sich mit zwei Überseekoffern in den Zug nach Little Rock gesetzt und sich in einem Hotel für Handlungsreisende am Fuß der Main-Street-Brücke niedergelassen. Dann hatte er sich ein Buick-Coupé gekauft und war durch das ganze Gebiet zwischen Little Rock und Memphis gefahren, um nach billigem Land Ausschau zu halten. Und nach nicht allzulanger Zeit, sagte Buck, kaufte er ein achthundert Morgen großes Sumpfgebiet zehn Kilometer außerhalb von Hazen. Land, bei dem kein Farmer auch nur dran gedacht hätte, es zu verkaufen, geschweige denn, es zu bebauen. Denn der La-Fourche-Fluß floß mitten hindurch, trat jedes Frühjahr über die Ufer und hinterließ eine feste Decke von Schlamm und fauligem Wasser auf der ganzen Parzelle, so daß sogar die Reisbauern es aufgegeben hatten und das Gelände bloß noch zum Entenjagen benutzten. Buck sagte, daß Rudolph, der in den Dreißigern war und stark wie eine Bulldogge, das Land an sich gebracht hätte und buchstäblich jeden Baum darauf mit seinen eigenen Zähnen zernagt und ein Labyrinth von Abflußkanälen, Wällen und eisernen Schleusentoren angelegt hätte, um das Wasser aus den Niederungen abzuleiten, damit es sich in einer alten Grube voller totem Holz, die er mit drei Schaufeln aus dem Ersten Weltkrieg ausgehoben hatte, sammelte. Nach einem Jahr hatte er das Land so weit kultiviert, daß er eine Farm darauf errichten konnte. Er baute ein zweistöckiges Schindelhaus und eine Windmühle aus Metall, holte einen Österreicher und seine Familie aus Republican City, damit sie dort lebten und die Farm betrieben, zog auf der Stelle aus dem Hotel für Handlungsreisende in das R. E. Lee in der Markham Street und verliebte sich in die Frau, der dieses Hotel und sechs weitere dieser Art in Memphis und Shreveport gehörten und deren Mann ertrunken war, als er aus einem Schlauchboot in den Lake Nimrod gefallen war, und der ihr alles hinterlassen hatte.
    Buck sagte, daß Rudolph der Frau nach ziemlich kurzer Zeit seine Gefühle offenbart hätte, einer kleinen, drahtigen, rothaarigen Person namens Edwina, und daß sie Knall auf Fall in der Hotelhalle heirateten und Rudolph auf der Stelle in ihre Suite im elften Stock einzog und anfing, Obstkörbe und Whiskeykartons zu bestellen und die Hotelpagen immer wieder die Fahrstühle herauf und herunter zu jagen, bis Edwina ihm schließlich sagen mußte, daß das Hotel nicht gebaut worden war, um ihn glücklich zu machen.
    Als die Farm mehr Geld abwarf, als er zählen konnte (aber nicht mehr, als er zu sparen vermochte), begann Rudolph Edwinas Freunde zur Entenjagd auf dem großen Stausee einzuladen, oder er nahm sie mit in die Wälder, wo er im Winter das Wasser nicht ablaufen ließ. Aber jedesmal, wenn er das tat, sagte Buck, dann schaffte er es, auf alle wütend zu werden und jedem die Hölle heiß zu machen, weil sie angeblich zu schnell auf den Schotterstraßen fuhren, die er mit eigenen Händen planiert hatte, oder Löffelenten statt Stockenten töteten, oder wegen irgendeiner anderen Mißachtung der Regeln, die er sich erst unterwegs ausdachte, und so vertrieb er schließlich all ihre Freunde, einfach weil sie sich nicht so benahmen, wie er es wollte. Aber das, sagte Buck, war auch sehr schwer herauszukriegen. Er fing an, für den Fall, daß er auf jemanden stieß, den er nicht mochte oder den er vertreiben

Weitere Kostenlose Bücher