Ein Sturm zieht auf
»Da ich selbst eine Art Wächter bin, kann ich Eure Position verstehen.«
»Wir werden dem Ältestenrat die Nachricht von Eurem Eintreffen überbringen und über Eure Gründe, die Borokii aufzusuchen, Bericht erstatten. Inzwischen möchte ich Euch bitten, mir zu folgen und die Gastfreundschaft der Borokii zu genießen.« Mit diesen Worten wendete er sein Reittier und lenkte es wieder den sanften Hang hinab auf das von Leben wimmelnde Lager zu. Der Rest seiner Leute teilte sich auf und nahm Positionen zu beiden Seiten der Besucher ein. Sie waren eine Eskorte, erkannte Luminara, eine Ehrenwache, nichts Bedrohliches. Letzteres wäre auch schwierig für die Wachen gewesen, wenn man die Größenunterschiede zwischen ihren Sadains und den Suubatars der Besucher bedachte.
Das Lager der Borokii unterschied sich so sehr von allem, was die Reisenden bisher gesehen hatten, dass sie nur staunen konnten. Auch dieser Clan war vollkommen beweglich, aber ihr Lager hatte alle Eigenschaften einer dauerhaften Stadt, mit Straßen und bestimmten Bezirken für Wohn-, Handels- und Produktionsviertel. Letzteres widmete sich überwiegend der Aufgabe, Surepp-Fleisch für den Export vorzubereiten. Das kam nicht unerwartet. Etwas, wusste Luminara, musste schließlich für all die importierten Gebäude und neueste Technologie bezahlen, die überall zu sehen war.
Viele starrten sie an, aber niemand gab eine unhöfliche Bemerkung von sich. Wieder bemerkte sie, in welch krassem Kontrast der Mangel an Misstrauen bei den Borokii zu ihrem Empfang durch die Yiwa stand. Angesichts der Macht und des Rufs des Oberclans, verbunden mit der Größe der Nomadengemeinschaft, überraschte sie das nicht. Sie hatten es hier eindeutig mit einem Stamm zu tun, der sich sicher fühlte und glaubte, die Stellung eines Oberclans verdient zu haben.
Dennoch warf sie Obi-Wan einen bedeutungsvollen Blick zu, als man sie zu etwas brachte, was Bayaar als Besucherhaus bezeichnete. Das letzte »Besucherhaus«, in dem sie geweilt hatten, war nicht sehr besucherfreundlich gewesen.
Kyakhta, der ihre Sorgen ahnte, eilte sich, die Jedi zu beruhigen. »Das hier sind keine misstrauischen Yiwa oder betrügerischen Qulun. Da die Borokii stark genug sind, Außenseiter nicht als Herausforderung betrachten zu müssen, sind sie auch selbstsicher genug, um sie willkommen zu heißen. Und sie haben den Ruf der Höflichkeit zu verlieren.« Er zeigte auf das Gebäude vor ihnen. »Ich denke, wir werden hier sicher sein.«
Luminara wies ihr Suubatar an sich niederzuknien. Dann stieg sie ab und sah zu, wie einer von Bayaars Leuten die Zügel des Tieres nahm und es wieder die Straße entlangführte. Andere kümmerten sich um die weiteren Reittiere.
»Was ist mit unserem Gepäck?«, fragte Anakin laut.
»Euer Eigentum wird nicht angerührt werden.« Bayaar fand die Frage nicht beleidigend. Immerhin waren diese Leute nicht nur Außenseiter, sie kamen sogar von außerhalb des Planeten. Man konnte nicht erwarten, dass sie die Sitten der Borokii kannten. Er versuchte zu entscheiden, ob Luminara oder Obi-Wan die Gruppe anführte, kam zu keinem Ergebnis und sprach sie schließlich beide an.
Auch nachdem er wusste, weshalb sie den Oberclan aufgesucht hatten, versuchte er, neutral zu erscheinen, obwohl er persönlich die Absichten der Fremden nicht erfreulich fand.
»Ich werde Eure Bitte dem Ältestenrat überbringen. Inzwischen wird man es Euch bequem machen und Essen und Trinken auftragen.«
»Glaubt Ihr, Euer Rat wird uns empfangen?« Luminara war diesem würdevollen Wächter, der sich bisher nur höflich und neugierig gezeigt hatte, durchaus zugetan. Nicht dass man ihn für einen Verbündeten hätte halten können, aber zumindest fand sie ihn sympathisch.
»Es steht mir nicht zu, das zu sagen. Ich bin nur ein Wächter.« Er legte die Hände auf Augen und Brust, ging davon und überließ es den Reisenden, auf eine offizielle Antwort zu warten. Hoffentlich, dachte sie, würde das nicht zu lange dauern. Ratsgremien jeder Art und Spezies hatten die unangenehme Eigenschaft, sich alle Zeit der Welt zu lassen, bis ein Konsens erreicht wurde. Mit einigem Glück würden die Borokii, ein Volk, das stets in Bewegung war, ein wenig schneller reagieren.
Alles, was sie während der nächsten Stunden erlebte, sprach von der Überlegenheit dieses Clans. Das Essen war besser, die Getränke gehaltvoller, die Ausstattung des Besucherhauses in jeder Hinsicht üppiger als alles andere, was sie bisher auf Ansion
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