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Ein sueßer Kuss als Antwort

Ein sueßer Kuss als Antwort

Titel: Ein sueßer Kuss als Antwort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dickson
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mitgebracht hatte.
    „Ich habe getan, was ich konnte“, rechtfertigte sich Mrs. Unwin. „Obwohl das bei so vielen Mäulern gar nicht einfach ist. Die Mütter kommen, legen ein paar Münzen hin, und fort sind sie. Ich kann dann sehen, wo ich bleibe.“
    „Wie schaffen Sie es unter diesen Umständen, die Kinder zu ernähren?“, fragte Eve. „Und warum nehmen Sie sie überhaupt auf? Wäre denn nicht die Kirchengemeinde für sie zuständig?“
    Mrs. Unwin lachte höhnisch auf. „Die Kinder gehen betteln, manche stehlen auch – aber auf diese Weise kommt genug zusammen, dass alle etwas zu essen kriegen. Bei mir haben sie es jedenfalls besser als andernorts. Ich prügele sie nicht. Und was die Kirche angeht – dort will man die Kinder nicht und betrachtet sie nur als Last.“
    Eve sah die Frau kopfschüttelnd an. „Und was soll einmal aus ihnen werden, Mrs. Unwin?“
    Die Frau zuckte die Achseln. „Na, irgendwann werden sie abhauen – wie alle anderen vor ihnen auch.“
    Eve drehte sich um und warf Lucas einen flehenden Blick zu. Er griff in seine Tasche und zog die Geldscheine heraus, die er bei sich hatte. Es war nicht sehr viel – aber mehr, als Mrs. Unwin jemals auf einem Haufen gesehen hatte.
    „Kaufen Sie den Kindern etwas zu essen.“ Eve drückte Alice fest an sich und verließ, so schnell es ging, mit Lucas das Haus.
    Erleichtert, dem unvorstellbaren Elend schadlos entronnen zu sein, eilten sie gemeinsam zur Kutsche. Erst als sie losgefahren waren, ließ die Anspannung nach. Lucas und Eve atmeten auf.

5. KAPITEL
        
    Das kostbare Bündel schützend im Arm haltend, schlug Eve behutsam den Schal zurück, in den sie das Baby gewickelt hatte. Unwillkürlich entrang sich ihr ein Ausruf des Schreckens, als sie in das schmale, bleiche Gesichtchen blickte. Sie dachte an Estelle – daran, wie ihre Tochter im gleichen Alter ausgesehen hatte. Welch ein Unterschied! Die kleine Alice hatte viel Leid erfahren müssen, und ihre Züge wirkten so ernst, als ahne sie, wie schwer der Anfang ihres Lebens gewesen war. Eve stiegen Tränen in die Augen, und ihr Herz zog sich zusammen.
    Lucas, der ihre Gemütsbewegungen an ihrer kummervollen Miene ablesen konnte, musste sich aufs Neue eingestehen, Mrs. Brody völlig falsch eingeschätzt zu haben. Wie hatte er nur jemals annehmen können, sie sei launisch und besserwisserisch? Eine äußerst empfindsame und mutige Frau war sie, außerdem tüchtig und intelligent. Und sie war eine Schönheit.
    Als Eve Lucas’ Blicke spürte, hob sie den Kopf. „Wie kann man einem Kind nur etwas so Grausames antun?“, fragte sie mühsam beherrscht.
    „Maxine ist eine selbstsüchtige Frau“, erwiderte er. „Aber erst jetzt ist mir klar, wie weit sie gehen würde. Was meinen Sie, ist das Kind gesund?“
    Eve nickte. „Es ist ziemlich unterernährt und braucht dringend ein Bad, aber sehen Sie nur, es ist ein wunderschönes Baby. Und ganz eindeutig ist die kleine Alice eine Stainton.“
    „Sind Sie sicher?“
    „Sie kommt ganz nach ihrem Onkel Lucas, mit ihren schwarzen Haaren und den blauen Augen …“ Eve seufzte. „Werden Sie sie behalten?“, fragte sie vorsichtig.
    Lucas zuckte die Schultern. „Was bleibt mir anderes übrig? Sie ist Stephens Kind – und meine Nichte – und gleichzeitig die Halbschwester meiner Töchter.“
    „Aber was, wenn Alices Mutter das Kind wiederhaben will?“, fragte Eve besorgt.
    „Ich glaube nicht, dass auch nur ein einziges Gericht in England dies zulassen würde“, antwortete er und sah sie durchdringend an. „Doch was ist mit Ihnen? Verkraften Sie einen weiteren Schützling?“
    Eve schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. „Lord Stainton, Sie kennen meine Einstellung, Sie wissen, wie sehr ich Kinder liebe.“
    Stumm blickte Lucas sie an. Seine starren Züge verrieten nicht, welcher Sturm an Empfindungen in ihm tobte. Nicht nur, dass ihn das Schicksal dieses kleinen Wesens stark bewegte, ihn hatte auch eine Woge des Hasses erfasst. Er verabscheute Maxine mit einer Heftigkeit, die ihn selbst überraschte. Normalerweise neigte er nicht zu Rachegefühlen, doch in diesem Falle … Zunächst aber musste er sich Eves Stillschweigen vergewissern.
    „Es gibt da etwas, um das ich Sie bitten möchte.“
    „Und das wäre?“, erwiderte Eve, die sich über das Baby gebeugt hatte und es sanft wiegte.
    „Kann ich mich darauf verlassen, dass Sie keiner Menschenseele etwas von dieser Angelegenheit verraten?“
    „Selbstverständlich.“
    „Nicht

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