Ein sueßer Kuss als Antwort
einmal Beth Seagrove?“
„Zu Tratsch und Klatsch neige ich nicht. Das überlasse ich anderen.“
Lucas holte tief Luft. „Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet“, sagte er erleichtert.
Als sie in der Upper Brook Street ankamen, half Lucas Mrs. Brody aus der Kutsche und eilte voraus, um ihr die Haustür aufzuhalten.
„Mrs. Coombs!“, rief er, worauf die Haushälterin eilends aus dem Küchentrakt angelaufen kam, wie immer ganz in Schwarz gekleidet, Schürze und Häubchen frisch gestärkt und blütenweiß.
Mrs. Coombs stellte keinerlei Fragen und zeigte sich auch nicht sonderlich überrascht. Sie verhielt sich, als käme Lord Stainton ständig mit irgendeinem Baby nach Hause. Erst als ihr Blick auf die schlammverkrusteten Schuhe Ihres Dienstherrn fiel, war ihr eine leichte Missbilligung anzusehen.
Eve, der dieser Blick nicht entgangen war, sagte schnell: „Mrs. Coombs, entschuldigen Sie bitte, aber was halten Sie davon, einen Kessel Wasser aufzusetzen? Ich bin sicher, Sie stimmen mir zu, dieses kleine Wesen hier braucht dringend ein Bad und saubere Kleidung – vielleicht gibt es ja noch irgendwo Babysachen von Abigail.“
Mrs. Coombs blickte nur wortlos von Eve zu Lord Stainton.
„Tun Sie, was Mrs. Brody angeordnet hat“, sagte Lucas.
„Sehr wohl, Euer Lordschaft“, erwiderte die Haushälterin lächelnd. „In der Küche gibt es jede Menge heißes Wasser … und irgendwo sind bestimmt auch noch ein paar Babykleider. Ich gehe sie suchen.“
„Ich danke Ihnen vielmals, Mrs. Coombs. Aber ich glaube, wir müssen erst einmal das Kind füttern. Ich habe keine Ahnung, wann es zuletzt etwas zu essen bekommen hat.“
„Haferflocken in warmer Milch wären genau das Richtige.“ Mrs. Coombs nickte gewichtig. „Wollen Sie sich ins Kinderzimmer begeben?“
„Ich hielte es für besser, wenn das Baby nicht mit den anderen in Kontakt käme, bevor es sein Bad hatte.“ Eve warf der Haushälterin einen vielsagenden Blick zu, den die alte Angestellte sofort verstand.
„Neben der Küche befindet sich ein kleiner Raum, der gut geheizt ist. Der böte sich an.“
Bevor Eve der Haushälterin folgte, wandte sie sich Lord Stainton zu, der unschlüssig schien, wie er sich verhalten sollte.
„Auf dem Dachboden müsste eigentlich noch eine Wiege stehen. Ich könnte sie herunterholen lassen“, bot er an.
Eve unterdrückte ein Lächeln. „Das wäre ausgezeichnet. Und vielleicht weisen Sie Ihren Diener an, Ihnen ein Bad einzulassen. Wer weiß, was man sich in diesem Rattenloch eingefangen hat.“
Als Lucas dämmerte, was sie meinte, zeigte sein Gesicht einen derartig verdutzten Ausdruck, dass Eve laut auflachte. Dann folgte sie Mrs. Coombs.
„Mein Gott!“, rief die Haushälterin, als sie das Baby ausgezogen hatten. „Das arme Würmchen. Es ist ja halb verhungert!“
„Machen Sie sich keine Sorgen, bald werden wir es wieder aufgepäppelt haben“, beruhigte Eve die Frau.
„Das heißt, es bleibt bei uns?“, fragte Mrs. Coombs neugierig.
„Ich denke ja.“
„Dann werden wir eine Amme brauchen.“
Fragend blickte Eve die Haushälterin an. „Wüssten Sie jemanden, der so kurzfristig kommen könnte, Mrs. Coombs?“
„Überlassen Sie das ruhig mir. Lady Carstairs, ein paar Häuser weiter, beschäftigt eine Amme. Soweit ich weiß, wird das Kind gerade abgestillt. Ich bin mir sicher, die Frau wäre bereit, in unsere Dienste zu treten.“
„Es würde mich ungemein erleichtern, Mrs. Coombs, wenn Sie die Sache in die Hand nehmen könnten“, erklärte Eve aufatmend.
Inzwischen hatte die Haushälterin eine kleineWanne mit warmem Wasser bereitgestellt, und Eve begann, Alice zu baden. Dem Baby schien es zu gefallen. Es strampelte mit seinen Ärmchen und Beinchen. Dabei gab es gurgelnde Laute von sich. Nach dem Bad trocknete Eve den Säugling mit einem weichen, angewärmten Handtuch ab und rieb ihn mit nach Rosen duftendem Babypuder ein. Anschließend nahm sie Alice auf den Arm und trug sie ins Kinderzimmer, wo Nelly, die Küchenmagd, zwischenzeitlich die Mädchen gehütet hatte. Mit großen Augen schauten Estelle, Sophie und Abigail zu, wie Eve das Baby anzog. Es waren tatsächlich noch ein paar von Abigails Babysachen gefunden worden. Mrs. Coombs reichte Eve die Milch mit den Haferflocken, und Löffel für Löffel flößte Eve der Kleinen die warme, wohltuende Flüssigkeit ein. Ausgehungert, wie es war, aß das Baby alles auf. Dann nahm Eve den Säugling hoch und bettete ihn an ihre Schulter, bis er ein
Weitere Kostenlose Bücher