Ein sueßer Kuss als Antwort
nicht ganz unberechtigten Meinung, ohne sie würde es gar nicht mehr gehen. Und ich kann ihr nur zustimmen, auch wenn es den Umgang mit ihr zuweilen etwas … sagen wir mal … anstrengend macht.“
Eve goss Tee ein und reichte Lucas eine Tasse über den Tisch hinweg. Schweigend saßen sie sich gegenüber und nippten an dem wohltuenden Getränk.
„Sind Sie sicher, dass es Ihnen nicht zu viel wird, jetzt auch noch ein Baby zu versorgen, Mrs. Brody?“, fragte Lucas besorgt.
„Das Baby braucht eine Amme“, erwiderte Eve. „Mrs. Coombs hat zugesagt, sich darum zu kümmern. Es müsste nicht für lange sein … und ich denke nicht, dass da sehr hohe Kosten auf Sie zukommen, Lord Stainton.“
„Da Sie diejenige sind, in deren Händen alles liegt, habe ich keine Einwände. Sie haben mein volles Vertrauen.“
„Dann danke ich Ihnen vielmals, Lord Stainton.“ Eve erhob sich. Mit einer Grimasse komischer Verzweiflung blickte sie an ihrem schlammverspritzten Kleid hinunter. „Und jetzt – glaube ich – dürfte es an der Zeit sein, dass auch ich ein Bad nehme und mich umziehe.“
Am nächsten Morgen erhielt Eve einen Brief von ihrem Anwalt Mr. Barstow, der ihr mitteilte, dass sie in Kürze ihr Erbe antreten könne. Das veränderte die Situation völlig. Jetzt ist es an der Zeit, dass ich mir grundsätzlich überlegen muss, wie ich mein Leben weiter einrichten will, dachte Eve.
In einem war sie sich jetzt schon sicher: Keinesfalls wollte sie Lord Staintons Kinder im Stich lassen. Das stand für sie fest, auch wenn sie als reiche Erbin nicht in der Position einer Angestellten verbleiben konnte. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Eine zaghafte Hoffnung begann sich in ihr zu regen. Vielleicht war es lächerlich, aber …
Je mehr Eve darüber nachdachte, desto mehr Gefallen fand sie an der Idee. Es musste einfach klappen, eine andere Lösung gab es nicht … Lord Stainton und seine Kinder waren ihr in der kurzen Zeit so ans Herz gewachsen, dass sie sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen konnte … und wollte. Vor ihrem inneren Auge tauchte Laurel Court auf – sie sah sich an diesem Ort … mit den Kindern … und mit Lucas … Jetzt blieb ihr nur noch die Aufgabe, Seine Lordschaft von ihrem Plan zu überzeugen.
Eve fand den Hausherrn in seinem Arbeitszimmer. Tief in Gedanken versunken, saß er am Schreibtisch, der mit Papieren übersät war. Plötzlich war sie sich ihrer Sache gar nicht mehr so sicher, und mit einem Gefühl tiefer Beklemmung trat sie auf Lord Stainton zu.
„Was ist?“, fragte er, ohne aufzusehen.
„Lord Stainton, auf ein Wort … Ich … ich müsste dringend etwas mit Ihnen besprechen.“
Lucas hob den Kopf und warf ihr einen scharfen Blick zu. Wo ist die entschlossene, tatkräftige Mrs. Brody von gestern? fragte er sich verwundert. Die Frau, die jetzt vor ihm stand, wirkte wie ein unsicheres junges Mädchen, das verlegen die Augen niedergeschlagen hielt. Augen, deren ungewöhnlich lange Wimpern einen Schatten auf die Wangen warfen. Er bemerkte, dass Eve über alle Maßen aufgewühlt war. Es schien sich in der Tat um eine Angelegenheit von eminenter Wichtigkeit zu handeln.
„Um was geht es?“, hakte er nach. „Wollen Sie sich nicht setzen?“
Er deutete auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch.
„Nein!“ Sie schüttelte den Kopf. „Lieber nicht … wenn es Ihnen nichts ausmacht.“
Lucas erhob sich. „Was ist los mit Ihnen, Mrs. Brody? Ist etwas mit den Kindern?“
„Nein, nein!“, beeilte sich Eve, ihn zu beruhigen. „Mit den Kindern ist alles in Ordnung.“
Lucas lehnte sich gegen den Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust, dabei blickte er sie direkt an. „Dann heraus mit der Sprache!“
Ruhelos ging Eve auf das Fenster zu und versuchte, sich zu sammeln. Die nächsten Minuten würden entscheidenden Einfluss auf ihr weiteres Leben nehmen. Es war wichtig, dass sie die richtigen Worte fand.
Lucas, der sich bereits fragte, ob sie seine Anwesenheit vergessen hatte, spürte, wie ihre Unruhe allmählich auf ihn übersprang. Unvermittelt drehte Eve sich zu ihm um.
„Ich würde Ihnen gern ein Angebot unterbreiten, Lord Stainton. Ein Angebot, das zu unser beider Vorteil wäre.“
Er lachte auf. „Mrs. Brody, nicht schon wieder! Was haben Sie sich diesmal ausgedacht?“
„Also … eigentlich möchte ich Sie nur bitten“, stammelte Eve, „in aller Bescheidenheit natürlich … mich … zu heiraten.“
„Was?“ Ungläubig starrte Lucas sie an. „Mrs.
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