Ein sueßer Kuss als Antwort
Brody, sind Sie von Sinnen?“
„Ganz im Gegenteil, Lord Stainton. Nie war ich mir einer Sache so sicher.“
„Das ist ja wohl der seltsamste Heiratsantrag aller Zeiten. Sie ! … Bitten mich !…Sie zu heiraten … in aller Bescheidenheit , nicht zu vergessen … Mrs. Brody, Sie wissen nicht einmal, wie man dieses Wort schreibt! Sie sind mit Abstand die unkonventionellste, selbstbewussteste Frau, der ich in meinem ganzen Leben begegnet bin. Sie und bescheiden … ha!“
Eve hob den Kopf und entgegnete energisch: „Bitte, Sir, hören Sie mich an.“
„Das habe ich schon viel zu lange getan!“, stieß Lucas hervor. Eine unbeschreibliche Wut hatte ihn gepackt. Zu tief saß noch Maxines Verrat. Ein Gefühl der Bitterkeit stieg in ihm auf. Was wusste diese … Amerikanerin schon. Wie konnte sie es wagen, sich über ihn lustig zu machen!
„Ich weiß nicht, was Sie erwartet haben oder was Sie in mir sehen, Mrs. Brody“, erklärte er schneidend, „aber eines bin ich ganz bestimmt nicht: Ich bin keiner dieser verarmten Aristokraten, die angesichts Ihres Angebots vor Dankbarkeit auf die Knie sinken und Ihre Hand küssen würden. Wäre das Ganze nicht so ernst, man müsste eigentlich darüber lachen!“
„Zum Lachen finden Sie mein Angebot?“ Eve durchbohrte ihn förmlich mit ihrem Blick. „Ich sehe das nicht so, Lord Stainton. Ich habe mir sehr lange Gedanken darüber gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es die einzig vernünftige Lösung ist – für uns beide.“ Sie machte eine Pause, bevor sie fortfuhr: „Ich habe die Mitteilung erhalten, dass ich in Bälde über mein Erbe verfügen kann. Ein Erbe von nicht geringem Umfang. Mein Vater war ein sehr guter Geschäftsmann und hat außerordentlich umsichtige Investitionen getätigt, die auch in Zukunft einen sicheren Gewinn abwerfen werden.“
Lucas, der sich inzwischen etwas von dem Schock erholt hatte, fing an zu lachen. Es war jedoch ein freudloses Lachen. „Wissen Sie überhaupt, wie absurd das Ganze ist? Ich soll eine Amerikanerin heiraten?“
Eve wich zurück, als hätte ein Hieb sie getroffen, aber so schnell wollte sie sich nicht geschlagen geben. „Ich bin – ebenso wie Sie – in England geboren. Und ich komme aus einer guten Familie, auf die ich stolz bin. Wenn man Sie so hört, könnte man glauben, Sie seien von königlichem Geblüt und man verlangte von Ihnen, eine Dienstmagd zu heiraten. Der Stammbaum meiner Familie reicht mindestens so weit zurück wie der Ihre, Lord Stainton. Die Familie meiner Mutter ist sogar von altem Adel.“
„Ach ja?“, schnaubte Lucas verächtlich. „Und was ist aus diesem edlen Spross geworden?“
„Da es keinen männlichen Erben gab, ist der Titel erloschen. Wenn Sie mich heiraten, sichern Sie die Zukunft Ihrer Kinder, was ja wohl das Wichtigste sein dürfte … und sich selbst ein immenses Vermögen. Lord Stainton, Sie wären nicht der erste Adelige, der sich in widrigen Umständen wiederfindet und gezwungen ist, eine reiche Erbin zu heiraten. So weltfremd bin ich nicht, als dass ich darum nicht wüsste.“
Eve sah ihn herausfordernd an, und Lucas erwiderte nachdenklich: „Wenn ich Sie richtig verstehe, bieten Sie mir ein Geschäft an. Meinen Titel und meinen guten Namen gegen Ihre Mitgift.“
„Genau.“
„Es ist unmöglich. Wir sind zu verschieden.“
„Das ist mir egal. Außerdem haben sich die Zeiten geändert. Standesunterschiede spielen keine so große Rolle mehr. Es geht doch um etwas ganz anderes, können Sie das nicht begreifen? Es geht um die Zukunft Ihrer Kinder. Ihr Wohl liegt mir am Herzen, und ich werde alles dafür tun, dass sie eine glückliche Kindheit haben.“
„Das tun Sie doch bereits …“, wandte Lucas ein.
„Ja.“ Eve nickte energisch. „Aber wenn ich mein Erbe antrete, müsste ich sie verlassen. Und das wäre für mich sehr schmerzlich, da ich Sophie und Abigail und ebenso Alice ins Herz geschlossen habe. Bei Antritt meiner Stelle habe ich Sie darauf hingewiesen, dass dieser Tag kommen würde … Doch wenn wir heiraten, könnte ich bei den Kindern bleiben.“
Mit einem Male glitt ein Lächeln über Lucas’ Züge. „Ich sehe, Sie haben an alles gedacht. Mrs. Brody, Sie sind eine überaus attraktive Frau – und Sie haben Geld. Wer Geld hat, ist mächtig. Ihnen steht die Welt offen, Sie können alles haben, was Sie wollen.“
„Das mag Ihnen so erscheinen, Lord Stainton“, erwiderte Eve bedächtig. „Aber ich bin eine Frau. Noch dazu eine alleinstehende
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