Ein sueßer Kuss als Antwort
nicht abschütteln lassen, und so wünschte sie Lucas eine gute Nacht und ging zielstrebig zum Hauseingang.
Lucas blickte ihr nach, dann senkte er den Kopf und stieg wieder in die Kutsche, um in die Upper Brook Street zu fahren.
8. KAPITEL
Sechs Wochen, nachdem Eve und Lucas ihre Vereinbarung getroffen hatten, fand die Hochzeit statt. Die Bediensteten des Anwesens in der Upper Brook Street waren nach anfänglichem Erstaunen hoch erfreut. Mrs. Coombs holte sogar ihren Sherry hervor, der sonst wie ein Schatz gehütet wurde, und spendierte eine Runde, um auf das junge Paar zu trinken. „Ich bin ja so glücklich“, verkündete sie jedem, der es hören wollte oder nicht. „Nie hätte ich gedacht, dass ich das noch erleben dürfte.“
Der Tag war sonnig und warm. Ein gutes Omen, hoffte Eve. Zur Trauung waren nur Lucas’ engster Freundeskreis und die Seagroves eingeladen. Eine Feier in größerem Rahmen hatte man für unangemessen gehalten.
Eve konnte sich nicht ganz von einem Gefühl des Unbehagens frei machen. William, der mit ihr vor dem Portal der St.-Georgs-Kirche wartete, tat sein Bestes, um sie abzulenken. „Kopfweh?“, fragte er augenzwinkernd. „Du solltest dich an Beth wenden. Wie wir wissen, hat sie für alles das passende Pülverchen, nicht wahr?“
Dankbar, dass er ihr über die Aufregung hinweghelfen wollte, lächelte Eve ihn an. Ihr wurde etwas leichter ums Herz, und sie ging auf seinen scherzhaften Ton ein. „Auf gar keinen Fall. Wenn ich vor den Traualtar trete, möchte ich gern hellwach sein.“
Dann holte sie tief Luft und betrat an Williams Arm die Kirche. Langsam schritten sie die Bankreihen entlang auf Lucas zu, der neben dem Altar Aufstellung genommen hatte. Estelle, Sophie und Abigail waren die Brautjungfern. Sie trugen fliederfarbene Kleidchen und dazu passende Haarschleifen. In der Hand hielten sie kleine Bouquets aus den gleichen Sommerblumen, aus denen auch Eves Brautstrauß gesteckt war. Andächtig verfolgten sie die Zeremonie.
Henry war ebenfalls unter den Gästen, um diesen Bund fürs Leben zu bezeugen – den Bund zwischen der amerikanischen Erbin Eve Brody und Lord Stainton. Sarah Lacy, die ihrer jungen Herrin alles Glück auf Erden wünschte, hielt die fröhlich vor sich hin brabbelnde Alice auf dem Arm.
All das bemerkte Eve aus den Augenwinkeln, während sie auf ihren zukünftigen Gatten zuschritt. Was für eine gute Figur er macht in seinem mitternachtsblauen Frackrock, den dazu passenden Pantalons und dem strahlend weißen Krawattentuch, dachte sie. Eine Kraft und Vitalität ging von ihm aus, die ein unbestimmtes Sehnen in ihr hervorrief.
Scheinbar unbewegt blickte Lucas ihr entgegen. Es kostete ihn unglaubliche Beherrschung, die Gefühle zu verbergen, die sie bei ihm hervorrief. Nie sollte Eve erfahren, wie sehr es ihn aufwühlte, als er sie so sah. In ihrem elfenbeinfarbenen Seidenkleid und mit ihrem feurig schimmernden Haar wirkte sie hinreißend schön.
Als er ihrem offenen und ernsten Blick begegnete, hatte er jedoch das Gefühl, seine Fassung nicht mehr lange wahren zu können. Angst beschlich ihn, nicht vor ihr zu bestehen.
Und dann … dann sah er, wie sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete, und die Kälte in seinem Innern wich einem Gefühl von Wärme. Niemals in seinem ganzen Leben war er einer Frau wie Eve Brody begegnet, einer Frau, die willens war, sich einem Mann anzuvertrauen, den sie kaum kannte. Einem Mann, den sie nicht liebte und von dem sie annehmen musste, dass auch er für sie keine tiefen Gefühle hegte – und dies nie tun würde.
Eve trat an Lucas’ Seite. Sie gab ihren Brautstrauß Estelle, die sie verzückt anschaute. Einen Augenblick lang sah Eve sich in einer anderen Kirche stehen und ihren Vater ihre Hand jenem Mann geben, der so bald und unter tragischen Umständen von ihrer Seite gerissen werden sollte. Sie holte tief Atem und versuchte, wieder zu lächeln, aber es wollte ihr nicht recht gelingen. Damals war es eine Liebesheirat gewesen … und jetzt … jetzt war es eine Vernunftehe. In ein paar Minuten würde sie Lady Stainton sein, und dann gab es kein Zurück mehr.
Der Pfarrer, normalerweise ein ruhiger und besonnener Mensch, war sichtlich von der Situation überfordert. Er hatte schon oft Trauungen vorgenommen, aber noch nie eine zwischen einer Witwe und einem geschiedenen Mann. Einem Mann, der schon einmal gelobt hatte, eine Frau zu lieben und zu ehren, bis dass der Tod sie scheide. Nein, das war nichts, was
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