Ein sueßer Kuss als Antwort
er als Diener Gottes gutheißen konnte.
Er vermied es, Eve und Lucas anzusehen, während er die Trauungsformel sprach, die sie zu Mann und Frau erklärte. Wie aus der Ferne hörte Eve die sonore Stimme ihres Bräutigams, der die Worte mit einer Aufrichtigkeit wiederholte, als ob er jedes einzelne davon meinte. Dann steckte er ihr den schmalen goldenen Ring an den Finger.
Sobald der Geistliche dem frischgebackenen Ehemann die Erlaubnis erteilt hatte, die Braut zu küssen, beugte Lucas sich zu Eve hinunter und berührte ihre Lippen mit seinen. Es war ein zarter, keuscher Kuss, der Situation durchaus angemessen. Leidenschaft hatte zwischen Lucas und ihr keinen Platz.
Die Hochzeitsgesellschaft begab sich in das Haus in der Upper Brook Street, wo ein Frühstücksbüfett sie erwartete. Henry küsste Eve herzhaft auf die Wangen. „Meinen Glückwunsch! Ich hoffe aufrichtig, dass ihr glücklich werdet.“
Auch die anderen Gäste umringten das Brautpaar. „Meine liebe, liebe Eve“, murmelte Beth und schloss ihre Freundin in die Arme. „Du bist so eine schöne Braut. Auch von mir alles Gute.“
„Das wünsche ich euch ebenfalls“, kam es von William. Er umarmte Eve und schüttelte Lucas fest die Hand.
Eve fand, dass William nicht ganz überzeugt klang. Sie wusste, dass er ihrer Entscheidung reserviert gegenüberstand, diese aber respektierte. Dafür war sie ihm dankbar.
„Mama, du siehst so schön aus“, wisperte Estelle. Auf ihrem Gesichtchen lag ein Ausdruck strahlender Freude. Eve hob ihre Tochter hoch und drückte sie an sich.
„Du auch, mein Schatz“, erwiderte sie. Dann setzte sie Estelle ab und zog Sophie und Abigail an sich. Mrs. Coombs, die den Hausangestellten noch letzte Anweisungen gab, beteuerte, dass die neue Herrin ganz bestimmt die richtige Frau an der Seite Seiner Lordschaft sei. Sarah Lacy freute sich und gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass ihre neue Herrin so glücklich werden würde wie sie selber mit ihrem Mark. Sie hielt die kleine Alice auf dem Arm, die zufrieden strampelte. Gerührt küsste Eve das Baby auf die Wangen, die sich allmählich rundeten.
„So, meine kleinen Prinzessinnen. Ab mit euch! Zeigt doch mal den Jungs das Haus, aber bleibt nicht so lange fort, wir wollen gleich essen“, rief sie den Kindern zu.
Während die Kleinen losrannten, setzte sich Eve neben ihren Gatten auf eine Chaiselongue. Er überraschte sie damit, dass er sie lange anblickte und seine Hand auf die ihre legte. Niemals zuvor hatte sie einen derart zärtlichen Ausdruck in seinen Augen gesehen.
Lucas war Eves inniger Austausch mit den Kindern nicht entgangen. Eine Ahnung davon, was für ein Glück es bedeuten konnte, eine Familie zu haben, stieg in ihm auf. Eve schien die perfekte Mutter zu sein. Sie war warmherzig und liebevoll und scheute sich nicht, ihre Gefühle zu zeigen. Lucas konnte sich nicht erinnern, dass Maxine ihre Töchter jemals geküsst hatte, und es erfüllte ihn mit Freude, zu sehen, welches Vertrauen die beiden Mädchen ihrer neuen Mutter schenkten.
Es kam ihm vor, als ob er Eve zum ersten Mal sähe. Ja, seine Frau war eine Schönheit, und sie stellte die jungen Damen des englischen Adels weit in den Schatten. Und wenn er ganz ehrlich war, musste er sich eingestehen, dass sie ihm schon vom ersten Moment an gefallen hatte. Sie war eine mutige Frau, die nicht mit ihrer Meinung hinterm Berg hielt. Anders als bei Maxine lag jedoch kein Funke Bösartigkeit in ihrer Unverblümtheit. Und obwohl sie sich darüber im Klaren war, welch Risiko es bedeutete, ihn zu heiraten, vertraute sie ihm dennoch und setzte alles aufs Spiel. Nun lag es an ihm, sie nicht zu enttäuschen.
Einen Augenblick lang schien es nur ihn und Eve zu geben. Ihr sinnlicher roter Mund lockte voller Verheißung, und in ihren strahlenden Augen konnte man sich verlieren. Wie gerne hätte er ihre zarten Schultern geküsst, ihren schlanken Hals. Es drängte ihn danach, seine Hände um ihre schmale Taille zu legen und Eve an sich zu ziehen. Wie gern hätte er ihren Körper von Kopf bis Fuß liebkost … Streng gebot Lucas seinen Gedanken Einhalt.
Wenn er ganz ehrlich war – Eve hatte ihm schon damals gefallen, als er sie im Park beinahe niedergeritten hatte. Ein leichter Hoffnungsschimmer keimte in ihm auf, wenn er an ihre gemeinsame Zukunft dachte. Er war bereit, ihr die Zeit zuzugestehen, die sie brauchte, um wirklich seine Frau zu werden.
„ Verheiratet sind wir jetzt“, sagte er schließlich ernst. „Nun müssen wir nur
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