Ein sueßer Kuss als Antwort
letzte Nacht vorgefallen ist? fragte sie sich und klopfte schweren Herzens an die Tür der Bibliothek.
Lucas blickte nicht auf, als sie eintrat. Er war in seine Arbeit vertief und ließ durch nichts erkennen, in welchem Gemütszustand er sich befand.
„Bitte setz dich“, sagte er. „Es dauert nur einen Moment.“
Eve tat, wie ihr geheißen. Wie kann er nur so unbeteiligt wirken? dachte sie. Sie selber traute sich kaum zu atmen, während sie ihn beobachtete. Lediglich das Kratzen der Feder war zu hören.
„Du wolltest mich sprechen?“, sagte sie, als er schließlich hochblickte.
„Richtig.“ Lucas schob seinen Stuhl zurück und stand auf. „Ich wollte dich informieren, dass wir morgen nach Laurel Court zurückkehren. Sorg bitte dafür, dass die Kinder gegen neun Uhr reisefertig sind.“
Damit hatte Eve nun am allerwenigsten gerechnet. „Du willst nach Laurel Court? Aber … wäre es nicht besser, die Dienstboten erst einmal vorzuschicken, damit sie alles vorbereiten?“
„Dafür ist keine Zeit“, erklärte er kurz angebunden. „Die Diener werden morgen mit uns abreisen. Wenn ich mich nicht täusche, hat es dir auf dem Lande gefallen. Ich gehe also davon aus, dass du keine Einwände hast.“
„Natürlich nicht.“ Eve versuchte sich zu fassen. „Gleichwohl würde es nicht schaden, wenn wir ein paar Tage Zeit für die Reisevorbereitungen hätten.“
„Das ist leider nicht möglich“, erwiderte Lucas ungeduldig. „Ich muss mich einer dringenden Sache wegen nach Newcastle begeben. Aber ich möchte dich und die Mädchen nicht allein in London zurücklassen. Die Kinder sind auf dem Lande sehr viel besser aufgehoben als in der Stadt, und ich gehe davon aus, dass du froh bist, wenn dir meine Anwesenheit erspart bleibt. Nichts liegt mir ferner, als vorzugeben, wir seien eine große, glückliche Familie. Davon bist du doch hoffentlich nicht ausgegangen, oder?“
Seine Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht für Eve. Unwillkürlich zuckte sie zurück. Sie hatte sich immer noch der Hoffnung hingegeben, sie und Lucas fänden einen Weg, der ihnen ein einigermaßen friedliches Zusammenleben ermöglichte. Auch wenn dies nach dem gestrigen Tag ziemlich unwahrscheinlich war. Wehmütig schüttelte sie den Kopf.
„Ganz sicher nicht, Lucas, dafür waren die Vorkommnisse viel zu gravierend.“
„Gut. Dann sind wir uns ja zumindest in einem Punkt einig. Bei all den Lügen und Missverständnissen, die zwischen uns stehen …“
„Lügen? Missverständnisse?“, fuhr Eve auf. „Ich habe dich nie angelogen, aber wenn du es so sehen und mich für etwas bestrafen willst, das ich in keiner Weise zu verantworten habe … dann bin ich wahrhaftig froh, von deiner Gegenwart verschont zu bleiben.“
„Von Bestrafung kann keine Rede sein“, widersprach er unbeeindruckt. „Ich versuche lediglich, einen Ausweg aus dieser verfahrenen Situation zu finden und uns darüber hinaus vor dem sicheren Niedergang zu bewahren.“
„Indem du weggehst?“
„Richtig.“
„Nun gut. Ganz wie du willst.“ Eve erhob sich und wandte sich zum Gehen. „Wenn du mich dann entschuldigen würdest. Ich werde Sarah anweisen, unsere Sachen zu packen.“
Widerwillig zollte Lucas ihr einen gewissen Respekt. Eve hatte ebenfalls alles verloren, und was immer sie sich von einem Leben an seiner Seite erhofft haben mochte, sie würde es zu Grabe tragen müssen. Sie war gezwungen, sich damit abzufinden, auf Gedeih und Verderb an einen Mann gefesselt zu sein, der sie nicht wollte.
Obwohl, so ganz stimmt das nicht, gestand sich Lucas widerstrebend ein. Und genau dies war das Problem. Er begehrte sie. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als sie in seine Arme zu nehmen und mit ihr die Leidenschaft zu erleben, die ihr verführerischer Körper verhieß. Aber er musste sich von ihr fernhalten.
Lucas saß vor dem Kamin im Esszimmer von Laurel Court und schwenkte den Brandy in seinem Glas. Als er hinter sich das Geräusch von Eves Schritten hörte, stand er auf und drehte sich zu ihr um.
„Und, bist du froh, wieder hier zu sein?“ Er trat zur Anrichte, goss ihr ein Glas Sherry ein und reichte es ihr.
Eve nickte. „Ich muss gestehen, das bin ich. Ich liebe diesen Ort, und auch die Kinder sind begeistert.“
Lucas schoss ihr einen scharfen Blick zu. „Ist dir klar, dass wir Laurel Court verlieren werden, wenn sich meine finanziellen Angelegenheiten nicht bald zum Günstigeren wenden?“
Eve zwang sich, gelassen zu bleiben. „Lucas, ich weiß,
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