Ein sueßer Kuss als Antwort
Aber wie sollte sie damit umgehen, wie den Aufruhr ihrer Sinne beruhigen …?
Strahlendes Sonnenlicht flutete ins Zimmer, als das Dienstmädchen am Morgen die Vorhänge aufzog. Widerwillig öffnete Eve die Augen. Ihr Blick fiel auf die Uhr auf dem Kaminsims. Schon neun! Eilig stand sie auf.
Sie saß vor ihrem Frisiertisch und bürstete sich das Haar, als Lucas das Zimmer betrat. Er wirkte frisch und ausgeruht, und seine lässige Reitkleidung verlieh ihm etwas Forsches. Indigniert drehte Eve sich zu ihm um.
„Du klopfst wohl nie an, Lucas?“
„Nicht an die Tür meiner Gattin.“ Er lehnte sich gegen die Kante des Toilettentischs und sah Eve zu, die ihre wilde Lockenpracht zu zähmen versuchte. „Welch reizender Anblick!“, kommentierte er und schenkte ihr ein träges Lächeln.
Unwillig registrierte Eve ein leichtes Zittern ihrer Hand. „Was willst du?“, fragte sie kurz angebunden, während sie vermied, ihn weiter anzuschauen. Es war ihr durchaus nicht entgangen, wie gut Lucas in den eng anliegenden Breeches und dem eleganten Reitrock aussah.
„Mich davon überzeugen, dass du in der ersten Nacht als Herrin auf Laurel Court keinen Schaden davongetragen hast.“
„Ich habe jedenfalls gut geschlafen“, log sie.
„Obwohl nebenan der böse Wolf lag?“
„Ja, obwohl nebenan der böse Wolf lag.“ Um das Thema zu wechseln, bemerkte sie: „Es dürfte schon eine Weile her sein, dass es eine Herrin auf Laurel Court gab.“
„Das stimmt.“ Lucas stieß sich von der Kante des Frisiertischs ab. „Stephen hat zwar mit Maxine hier gelebt, aber sie waren ja nicht verheiratet. Meine Mutter war die letzte Herrin des Hauses. Du hättest ihr übrigens gefallen. Familie, Kinder – darauf legte sie Wert. Sie wäre überglücklich gewesen, hätte sie erleben dürfen, dass du ihr den heiß ersehnten Enkel schenkst. Und wie du weißt , hätte ich auch nichts dagegen. Jeder Mann wünscht sich einen Sohn, und bei einer Frau wie dir als Mutter … bei deiner Schönheit und Intelligenz!“
„Ich vermute, du betrachtest das als Kompliment. Leider empfinde ich es nicht so!“ Wütend knallte Eve die Bürste auf den Frisiertisch.
„Meine Liebe, echauffier dich nicht so.“ Lucas hob beschwichtigend die Hände. „Wir haben nun einmal diese Vereinbarung.“
Eve senkte den Blick. „Ich weiß, dass ich dir mein Wort gegeben habe … aber bitte lass mir noch etwas Zeit.“
Er betrachtete sie nachdenklich. „Weißt du, Eve, nur weil unsere Ehe auf einer Art geschäftlicher Transaktion beruht, muss sie nicht zum Scheitern verurteilt sein. Dein Vater hätte sich sicher gewünscht, dass du ein erfülltes und glückliches Leben führst – und genau das möchte ich auch …“
„Meinst du das wirklich ernst?“, fragte sie unsicher. „Meinst du, wir können jemals vergessen, dass unsere Ehe nicht gerade eine Liebesheirat war?“
Lucas hob die Brauen. „Höre ich da womöglich so etwas wie Bedauern? Kann es sein, dass in deiner Brust ein romantisches Herz schlägt? Und kann es sein, dass du die Zeit der Verliebtheit und der ersten zarten Annäherungen vermisst? Sollte dies der Fall sein, können wir gerne tun, als hätten wir uns gerade erst kennengelernt, und es nachholen.“
Eve seufzte. „Dafür dürfte es jetzt wohl zu spät sein, nicht wahr? Aber keine Angst, ich werde zu meinem Wort stehen. Doch wir sollten nun frühstücken – und … wolltest du mir nicht das Anwesen zeigen?“
„Aber mit Vergnügen, meine Liebe. Ich kann es kaum erwarten, dir alles zu zeigen.“
Nach dem Frühstück brachen sie zu ihrem Ausritt auf. Laurel Court, seit Generationen Familiensitz der Staintons, übertraf mit seinen ausgedehnten Ländereien, Wäldern und Parkanlagen Eves Erwartungen bei Weitem.
Es war ein schöner, sonniger Tag. Eine leichte Brise regte sich. Lucas lenkte sein Pferd an Eves Seite und ließ seinen Blick anerkennend über die Gestalt seiner Gattin wandern, die in ihrem jadegrünen Reitkleid bezaubernd aussah.
Eve musste ihre ganze Konzentration darauf verwenden, die temperamentvolle Stute im Zaum zu halten, trotzdem war sie sich Lucas’ Präsenz deutlich bewusst. So hoch zu Ross wirkte er überwältigend männlich. Sein Körper schien förmlich mit dem des Hengstes zu verschmelzen.
Als sie einen kleinen See erreichten, saßen sie ab. Sie ließen die Pferde grasen und gingen am Ufer entlang. Zwei Schwäne glitten majestätisch an ihnen vorüber, und die Sonne, die durch das Geäst der Trauerweiden schien,
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