Ein sueßer Kuss als Antwort
dass die Nachricht vom Verlust meines Vermögens ein schwerer Schlag für dich war. Es ist nicht nötig, mich ständig daran zu erinnern.“
„Wie leicht du dich provozieren lässt!“ Mit Genugtuung beobachtete Lucas, wie sich ihre Augen vor Zorn verdunkelten.
„Du hast einfach die Gabe, mich bis zum Siedepunkt zu reizen“, entgegnete sie. „Dessen ungeachtet werde ich jedoch als Herrin dieses Hauses alles tun, um dich zu unterstützen.“
Lucas zuckte die Achseln. „An Arbeit wird es dir die kommenden Wochen nicht mangeln. Bei dem wenigen Personal, das wir uns noch leisten können. Übrigens“, wechselte er unvermittelt das Thema, „kannst du eigentlich reiten?“
„Ja, sicher“, erwiderte sie steif. „Ich reite sogar sehr gern.“
„Dann nehmen wir uns morgen Zeit für einen Ausritt, damit ich dir das Anwesen zeigen kann.“
„In Ordnung.“ Eve nippte an ihrem Sherry. „Wann hast du vor abzureisen?“
„In zwei bis drei Wochen. Wenn ich sicher bin, dass ihr euch eingelebt habt.“
„Und wie lange wirst du wegbleiben?“
„Ich habe keine Ahnung.“
Ihr Gespräch wurde unterbrochen, als der Lakai hereinkam und das Dinner auftrug. Eve und Lucas ließen sich am Tisch nieder. Kerzen verbreiteten ein warmes Licht, das sich im funkelnden Kristall der Gläser brach.
In unbehaglichem Schweigen begannen sie zu essen, aber die guten Speisen und der Wein verfehlten ihre Wirkung nicht. Nach und nach begann Eve, sich zu entspannen.
„Mrs. Coombs ist eine exzellente Köchin. Mit diesem Menü hat sie sich selbst übertroffen.“
„Sie war sich der Tatsache bewusst, dass dies unser erstes gemeinsames Mahl als Ehepaar sein würde, und wollte uns verwöhnen. Genieß es einfach, und vergiss nicht, ihr hinterher zu danken.“
Eve legte ihr Besteck ab. „Es ist völlig unnötig, mich an Benimmregeln zu erinnern, Lucas“, sagte sie ungehalten. „Wenn jemand diesbezüglicher Ermahnungen bedarf, dann bist eher du das. Wo ich herkomme, gilt es als höchst unhöflich, beim Essen zu streiten.“
Belustigt blickte Lucas sie an. Diese Frau ließ sich wirklich nichts gefallen. „Ich bitte um Verzeihung“, erwiderte er scheinbar zerknirscht. Auch er legte das Besteck beiseite, dann lehnte er sich zurück. „Was soll nur aus uns werden, Eve? Nichts ist, wie wir es erhofften. Wir haben beide einen immensen Verlust erlitten, und jetzt müssen wir einen Weg finden, damit zurechtzukommen. Aber vielleicht gibt es ja eine Lösung …“
Eve hob die Augenbrauen. „Denkst du daran, eine Bank auszurauben?“, fragte sie scherzend.
Lucas grinste. „Nein, ganz so dramatisch wird es nicht.“
„Hängt es mit deiner Reise zusammen?“
Er nickte. „Ich habe ein Stück Land in der Nähe von Newcastle geerbt, auf dem sich eine stillgelegte Kohlengrube befindet.“
Erstaunt sah Eve ihn an. „Eine Kohlengrube?“
Lucas nickte. „Ich erhielt erst kürzlich Kenntnis davon und habe unverzüglich einen Experten beauftragt, sich die Sache einmal anzusehen. Der Mann versichert mir, dass es sich durchaus lohnen könnte, den Betrieb wieder aufzunehmen. Es sind natürlich zahlreiche Reparaturen an den Gebäuden und der Förderanlage selbst durchzuführen.“
„Wie willst du das ohne Kapital bewerkstelligen?“
„Ich habe vor – sozusagen mit dem Hut in der Hand – jeden Bankier und Geschäftsmann aufzusuchen, den ich kenne, und um ein Darlehen zu bitten. Vergiss nicht, dass die Grube selbst eine hohe Sicherheitsgarantie bietet.“
Eve runzelte die Stirn. „Verstehst du denn überhaupt etwas von Kohleförderung?“
„Nicht das Geringste. Aber man kann alles lernen, nicht wahr? Wie das Schicksal es will, wohnt Henrys Familie in der Nähe, und er hat mir freundlicherweise seine Gastfreundschaft angeboten. Er wird übrigens hierher kommen, und wir werden gemeinsam nach Newcastle reisen.“
Lucas unterbrach sich, als der nächste Gang aufgetragen wurde.
„Hast du dir hier eigentlich schon die Räume ausgesucht, die du für dich beanspruchen möchtest?“, fuhr er fort, als sie wieder allein waren.
„Ja, die Zimmer zur Gartenseite.“ Eve lächelte flüchtig. „Sie haben eine wundervolle Aussicht, und sie liegen in der Nähe des Kinderzimmers. Ich hoffe, du bist einverstanden.“
„Mehr als das.“ Seine Stimme hatte einen seltsamen Unterton, den Eve nicht zu deuten wusste. Misstrauisch musterte sie Lucas.
„Wirklich? Ganz sicher? Sonst kann ich mich gern nach deinen Wünschen richten.“
„Das hast du
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