Ein sueßer Kuss als Antwort
durch eine Zweckehe, die ihren Zweck nicht erfüllte, gedemütigt hatte, obendrein verweigerte sie sich ihm auch noch. Ihm – ihrem Mann. Und dann dieses Versprechen, ihr Zeit zu lassen. Aber warum sollte er sich eigentlich daran gebunden fühlen? Sie hatte ihren Anteil des Abkommens schließlich nicht eingehalten. Und wenn sie sich nicht freiwillig seinem Willen beugte, würde er sie eben dazu zwingen.
Eve, die schließlich doch in einen leichten Schlummer gefallen war, schreckte hoch. Ihr war, als hätte sie ein Geräusch gehört. Im Schein des erlöschenden Feuers sah sie eine Gestalt am Fußende ihres Bettes stehen. Lucas! Eine vage Bedrohung ging von ihm aus, wie er so regungslos dastand und sie unverwandt ansah. Sein Haar war zerwühlt, das Hemd bis zur Taille aufgeknöpft und die Hemdsärmel hochgekrempelt.
In aller Hast griff Eve nach ihrem Morgenrock, zog ihn über und stand auf.
„Was tust du hier? Was willst du?“ Ihre Gedanken überschlugen sich. Warum war er in ihrem Schlafzimmer? Zu so später Stunde! Eine Mischung aus Angst und Faszination ergriff Besitz von ihr. Zweifelsohne war er ein unglaublich gut aussehender Mann. Seine muskulöse Gestalt strahlte eine Vitalität und ungebärdige Kraft aus, die sie nicht kalt ließ. Aber in diesem Moment überwog die Aura der Bedrohung. Sein Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt.
Schweigend trat Lucas auf sie zu, bis er sie fast berührte. In seiner Haltung lag etwas, das sie nicht zu benennen wusste, aber was auch immer es war, es machte ihr Angst. Außerdem hatte er getrunken. Eve wich zurück.
„Was ich will? Was denkst du? Es ist unsere Hochzeitsnacht.“ Ein anzügliches Lächeln umspielte seine Lippen. Unverblümt ließ er seinen Blick über ihren Körper wandern. Er strich über ihr Haar „Und es ist längst Zeit fürs Bett … ich weiß, meine Liebe. Genau deshalb bin ich hier.“
Flammende Röte schoss in Eves Wangen, als sie sich der Bedeutung seiner Worte bewusst wurde. Ihr Atem stockte. Wie kann er es wagen? dachte sie.
„Zeit, dass du dich in dein Bett begibst“, brachte sie mühsam hervor. „Nicht in meins .“
„Ich weiß. Aber findest du nicht, dass es hier viel gemütlicher ist? Deshalb habe ich beschlossen, zu dir zu kommen.“
Eves Stimmung schlug um. Sie stemmte die Arme in die Seiten und funkelte Lucas an. „Und dafür musstest du dir anscheinend gehörig Mut antrinken. Du solltest jetzt lieber gehen. Du bist betrunken.“
„Stimmt“, räumte er ohne Umschweife ein. „Und dazu habe ich ja wohl auch allen Grund. So wie du die Unschuld vom Lande spielst. Aber ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich dir das nicht abkaufe. Es ist schließlich nicht deine erste Ehe. Offensichtlich hast du dich damals nicht so geziert, sonst hättest du kein Kind. Du weißt genau, worum es geht. Soweit mir bekannt ist, ist es durchaus üblich, die Ehe in der Hochzeitsnacht zu vollziehen.“
Eine schwere Last schien sich Eve auf die Brust zu legen. „Aber du hast gesagt …“
„Vergiss es“, unterbrach er sie ungehalten. „Eine Frau hat ihrem Mann zu Willen zu sein. Auch im Bett.“
„Und was ist mit unserem Abkommen?“
„Unser Abkommen?“ Seine Stimme troff vor Ironie. „Du willst wirklich, dass ich mich daran halte?“
„Ja.“
„Und wenn ich es ablehne?“
Eve schwieg. „Dann werde ich mich fügen“, erklärte sie schließlich leise.
„Fügen?“, wiederholte er höhnisch. „Du sollst dich nicht fügen .“
„Dann setz mich nicht unter Druck“, konterte sie. „Du hast versprochen, mir Zeit zu lassen. Es gibt eine Vereinbarung zwischen uns, und ich dachte, du wärst ein Gentleman, der seine Versprechen hält.“
„Gentleman?“ Lucas spie das Wort förmlich aus. „Das war gestern. Ich betrachte die Vereinbarung als null und nichtig. Die Lage ist inzwischen eine völlig andere.“
„Und ich soll dafür büßen?“, stieß Eve wütend hervor, bereute ihren Ausbruch jedoch sofort. Trotz des spärlichen Lichts, das der Mond durch die Fensterscheiben warf, sah sie, dass Lucas’ Augen einen unheilvollen Glanz angenommen hatten. Wie ein Raubtier vor dem Angriff, dachte Eve.
Am liebsten hätte sie die Flucht ergriffen, aber Lucas versperrte ihr den Weg zur Tür.
„Würdest du mir verraten, warum der Gedanke, mit mir ins Bett zu gehen, dich so in Angst und Schrecken versetzt?“, fragte er.
„Ich habe keine Angst“, beteuerte sie, ohne es selbst zu glauben. „Wirklich nicht. Ich will einfach nicht, dass
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