Ein sueßer Kuss als Antwort
beschränkte sich strikt auf die Mitteilung von Fakten, zum Beispiel, dass er die Mine, die reiche Ausbeute versprach, wieder in Betrieb genommen habe oder dass es ihm gelungen war, die notwendige Finanzierung zusammenzubekommen. Er beschrieb ein neues Pumpensystem, das installiert wurde, und sprach davon, dass er einen tüchtigen Verwalter gefunden habe, der sicher bald die Aufsicht über die Anlage übernehmen würde. Denn natürlich hätte er, Lucas, nicht die Absicht, nach Newcastle zu ziehen.
Und noch eine Nachricht erreichte Eve – eine überaus erfreuliche in diesem Fall. Mr. Barstow schrieb ihr. Wie sich herausgestellt hatte, war nicht das ganze Vermögen ihres Vaters verloren. Sie konnte sich immer noch als wohlhabende Frau betrachten, wenn auch vielleicht nicht so reich, wie sie zunächst erwartet hatte. Ein Stein fiel Eve vom Herzen, als sie den Brief las. Jetzt sah die Zukunft bei Weitem nicht mehr so bedrohlich aus wie noch vor Kurzem.
Wenn nicht die verfahrene Situation mit Lucas sie belastet hätte, wäre Eve der glücklichste Mensch auf Erden gewesen. Sie liebte Laurel Court. Es war ein sicherer Hafen in einer unruhigen Welt. Hier fühlte sie sich geschützt und geborgen. Die Tage verliefen friedvoll und harmonisch.
An einem dieser wundervollen Morgen, wie man sie nur auf dem Lande erleben kann, befand Eve sich gerade im Garten, als Besuch gemeldet wurde. Sie eilte ins Haus und erstarrte, als sie sah, um wen es sich handelte. Es war Maxine, und Eve wusste augenblicklich, dass ihr Auftauchen nichts Gutes verhieß.
„Guten Tag, Madam“, sagte sie verhalten und versuchte, ihre Anspannung zu verbergen. Nie hätte sie sich die Blöße gegeben, Maxine zu zeigen, wie erschrocken sie war. „Was für eine Überraschung, Sie hier zu sehen!“
„Und keine angenehme, wie ich vermute.“ Maxine lächelte spöttisch. „Denn ich bin sicher der letzte Mensch, den Sie zu sehen wünschen, nicht wahr? Übrigens, ich bin seit einem Monat Lady Hutton. Mein Gatte und ich haben im ‚King’s Head‘ unten im Dorf Quartier genommen.“
„Dann dürften Glückwünsche angebracht sein“, erwiderte Eve reserviert. „Wenn Sie mir in den Salon folgen wollen.“ Sie wies den wartenden Dienstboten an, Erfrischungen zu bringen, und wandte sich wieder zu Maxine um. „Hier entlang, Lady Hutton.“
Maxine reckte hochmütig das Kinn. „Danke, aber ich kenne mich aus. Ich habe schließlich lange genug hier gelebt.“
„Richtig.“ Eve wartete, bis Maxine auf der Chaiselongue im Salon Platz genommen hatte und der Tee serviert worden war, ehe sie sich in einem der Fauteuils niederließ. Ein unbehagliches Schweigen machte sich breit. Eve verschränkte die Hände auf dem Schoß und blickte die Besucherin gefasst an. „Mein Gatte ist leider nicht da. Ich fürchte, Sie müssen mit mir vorliebnehmen.“
„Ich weiß.“ Maxine nippte an ihrer Tasse und lehnte sich lässig zurück. „Er ist in Newcastle. Sonst hätte ich Sie nicht aufgesucht. Ich wollte nämlich mit Ihnen sprechen.“
„Mit mir?“
„Ja. Ich möchte meine Töchter sehen. Ich kann es nicht länger dulden, dass sie mir vorenthalten werden.“
Eve setzte sich kerzengerade auf. „Ich glaube nicht, dass dies die Situation angemessen beschreibt, Lady Hutton“, erwiderte sie mit fester Stimme. „Niemand hat Ihnen die Kinder vorenthalten. Sie haben es vorgezogen, sie ihm Stich zu lassen.“
„Fragen sie nicht manchmal nach mir?“
„Sophie bisweilen. Abigail war noch zu klein, als Sie sie verließen.“
„Und wie geht es Alice?“
„Sie wächst und gedeiht.“
„Das freut mich zu hören. Und Sie – kommen Sie mit ihnen zurecht?“
„Ob ich mit ihnen zurechtkomme ?“ Eve schüttelte ungläubig den Kopf. „Lady Hutton, man muss die Mädchen einfach gernhaben! Es sind so liebe Kinder. Wie Sie wissen, habe ich eine Tochter in Sophies Alter. Die beiden sind sehr gute Freundinnen geworden.“
Maxine blickte sie lauernd an. „Dann wollen sie bestimmt nicht, dass Ihnen meine Kinder weggenommen werden?“
Eine eiskalte Hand schien nach Eves Herz zu greifen. Sie rang um Fassung. „Was meinen Sie damit? Die Mädchen mussten in ihrem jungen Leben schon viel zu viel Leid ertragen. Sie brauchen Stabilität und Geborgenheit. Und endlich haben sie die Umgebung, die ihnen beides bietet.“
„Ach ja?“ Maxine klang gelangweilt. „Nun, wir werden sehen. Ich wünsche jedenfalls, unverzüglich zu ihnen geführt zu werden.“
„Ich fürchte, das kann
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