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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Es hatte noch kein Mensch etwas von Pentium-Prozessoren gehört. Man arbeitete mit 2ern auf der DOS-Ebene, später waren es er. Alles wurde fein säuberlich ausgedruckt, abgeheftet oder in einen Umschlag gesteckt und zur Post gebracht. Und manchmal vergingen zwei oder drei Tage, ehe der Empfänger die Sendung dann in Händen hielt, kann sich heute kaum noch jemand vorstellen. Doch sobald eine Neuheit auf den Markt kam, wurden die Computer der Agentur damit ausgestattet. Die Außendienstler mussten sich zwar ein Büro und eine dieser Rechenmaschinen teilen, aber das war kein Problem, weil nie alle zusammen in der Firma waren. Und Hamachers Leute wurden regelmäßig geschult, um mit allen Neuerungen der elektronischen Datenverarbeitung vertraut und auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Ich war sehr beeindruckt, weil auch etliches an Überwachungsgerät zur Verfügung stand, wovon Polizisten nur träumen konnten. Dass alles ganz legal war, will ich gar nicht behaupten. Aber es war sehr effektiv, und Hamacher verstand sich darauf, seine Arbeit als seriös zu verkaufen. Ein Großteil der Aufträge kam inzwischen aus der Industrie, große und kleinere Firmen, Handel, Banken und Versicherungen waren auch vertreten. Werkspionage, Sabotage, Versicherungsbetrug, Unterschlagung, Veruntreuung, alles, was man nicht an die große Glocke hängen wollte, um den Ruf des Unternehmens nicht zusätzlich zu schädigen, klärten Hamachers Mitarbeiter im Außendienst diskret auf. Manchmal wurden Führungskräfte oder Wissenschaftler abgecheckt, bevor man sie unter Vertrag nahm. Und natürlich wurde in solchen Fällen geschnüffelt, ob sich jemand gerne mit Koks und Prostituierten in Hotelsuiten amüsierte. Ob jemand einen Berg Schulden hinter sich her schleppte oder heimlich der Spielleidenschaft frönte. Alles, was einen Mann in gehobener Position erpressbar oder leicht verführbar hätte machen können, musste ans Licht gebracht werden, damit der Konzern, der ihn engagieren wollte, keine böse Überraschung erlebte. Gelegentlich musste auch ein Generaldirektor oder sonst ein wichtiger Mensch vor irgendwelchen Wirrköpfen geschützt werden. Deshalb verlangte Hamacher von der männlichen Fachkraft ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis, das es erlaubte, eine Schusswaffe zu tragen. 
    Eine eigene Pistole musste man nicht besitzen, es gab ein ganzes Arsenal in der Agentur. Aber man sollte auf der Straße einen Ballermann tragen dürfen und wissen, wie man damit umzugehen hatte. Das wusste ich. Weitere Voraussetzungen waren Flexibilität und Unabhängigkeit, mit anderen Worten, man hatte rund um die Uhr sieben Tage in der Woche zur Verfügung zu stehen. Die drei Wochen Jahresurlaub gab es nicht am Stück, sondern tageweise und nur, wenn die Auftragslage es erlaubte. Bei einem Mann mit Familie hätte das problematisch werden können. Deshalb bevorzugte Hamacher bei der Einstellung für den Außendienst ledige Männer. Wenn sie später heirateten, war das ihr Problem oder das ihrer Frauen. Ich war unter etlichen Bewerbern der Einzige, der sämtliche Voraussetzungen auf Anhieb erfüllte. Jung, ungebunden, eine äußerlich unauffällige Erscheinung, körperlich in Bestform. Und ich brauchte nicht lange, um mich zu entscheiden. Hamacher bot mir ein Gehalt, das schon im ersten Jahr doppelt so hoch war wie das, was ich bisher verdient hatte. Und sollte mich noch einmal jemand mit Steinen bewerfen oder vors Schienbein treten, durfte ich nicht nur zurückwerfen oder - treten, es wurde erwartet, dass ich es tat. Das soll jetzt nicht heißen, dass mich die Arbeit für Hamacher mit der Zeit aggressiver machte. Ich wurde nur häufiger als meine Kollegen im Personenschutz eingesetzt. Aber mir wurden auch schon in den ersten Jahren andere Aufträge übertragen. Ich kam viel in der Welt herum, sogar bis Nepal. Dort spürte ich einen verschollenen Erben auf. In Spanien fing ich zwei entlaufene Teenager wieder ein. Im Sudan verbrachte ich mit einem Kollegen zwei aufregende Wochen. Dahin hatte ein Vater nach der Scheidung von seiner deutschen Frau die beiden gemeinsamen Söhne gebracht, obwohl der Mutter das Sorgerecht zugesprochen worden war. Wir holten ihr die Kinder zurück. Und so etwas machte einfach Spaß, von der Genugtuung ganz zu schweigen. Natürlich gab es hin und wieder auch Aufträge, die eher mit Widerwillen erledigt wurden. Da waren vor allem zwei Stammkunden aus Hamachers Anfängen als Detektiv, die seine beziehungsweise die

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