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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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wird, zum Abendessen.«
    »Und ich wünsche Doktor Sylvia guten Appetit beim Abendessen.« Er ging lachend über einen Pfad in den Busch. Dann hörte sie ihn singen. Ein mitreißendes Lied, dachte sie: Es war ein Revolutionslied aus dem Krieg und beleidigend für alle Weißen.
    Pater McGuire saß am Tisch, eine zischende Paraffinlampe neben sich, und trank Orangensaft. Ein Glas Saft wartete auf sie. »Wir haben auch Strom, aber es ist Stromsperre«, sagte er.
    Rebecca erschien mit einem Tablett und der Information, dass Aaron über Nacht bei seinem Freund im Krankenhaus bleiben werde.
    »Warum, wohnt er denn hier?«
    Der Priester sah sie nicht an und sagte, Aaron habe eine Familie im Dorf, aber er werde jetzt nachts in diesem Haus schlafen.
    Rebeccas Gesicht und seines sagten ihr, dass die Situation ihnen peinlich war, also fragte sie nach. Es sei absurd, sagte Pater McGuire, es sei lächerlich, und er könne sich nur entschuldigen, aber der junge Mann werde jetzt wegen des äußeren Anscheins im Haus wohnen. Sylvia hatte nicht verstanden. Der Priester wirkte ungeduldig und schien ihr sogar zu verübeln, dass sie ihn zwang, es auszusprechen. »Man hält es nicht für passend«, sagte er, »wenn eine Frau bei einem Priester wohnt.«
    »Was?«
, sagte Sylvia. Sie ärgerte sich, genau wie er.
    Rebecca merkte an, dass die Leute immer redeten, damit müsse man rechnen.
    Sylvia kam sich sittsam vor, als sie bitter sagte, dass die Leute schmutzige Gedanken hätten, und Pater McGuire bestätigte es.
    Nach einer Pause sagte er, man habe vorgeschlagen, dass Sylvia bei den Nonnen oben auf dem Hügel wohnen könne.
    »Was für Nonnen?«
    »Oben auf dem Hügel wohnen Schwestern. Aber weil Sie ja nicht religiös sind, dachte ich, Sie sind hier besser aufgehoben.«
    So viel blieb unausgesprochen, und Sylvia saß da und schaute von ihm zu Rebecca.
    »Unsere Schwestern sollen eigentlich im Krankenhaus helfen, aber nicht jeder ist für schmutzige Pflegearbeit gemacht.«
    »Sind das Krankenschwestern?«
    »Nein, das würde ich nicht sagen. Sie haben Grundkurse in Krankenpflege gemacht. Aber ich schlage vor, Sie vereinbaren mit den Schwestern, dass sie die Bandagen und Verbände und die Bettwäsche waschen. Sie haben doch sicher keinen Vorrat an Einwegbandagen? Nein. Sie sollten vereinbaren, dass Joshua jeden Tag die Sachen zum Haus der Schwestern befördert, die gewaschen werden müssen. Und ich werde sie anweisen, diese Arbeit als Gottesdienst zu tun.«
    »Joshua macht das sicher nicht gern«, sagte Rebecca.
    »Und Sie machen es sicher auch nicht gern, Rebecca, also haben wir ein Problem.«
    »Das ist Joshuas Arbeit, nicht meine.«
    »Hier haben wir ein kleines Problem, dass Sie lösen können, Sylvia, und ich bin gespannt, wie Sie das machen.«
    Nachdem er aufgestanden war, gute Nacht gesagt hatte und zu Bett gegangen war, sagte auch Rebecca gute Nacht und ging hinaus, ohne Sylvia anzuschauen.
     

Es war ein Monat später. Das Loch in der Wand war repariert, und es gab ein Schloss und einen Schlüssel. An zwei Schutzdächern aus Gras waren rundherum Jalousien aus Sackleinen für Tabakbündel angebracht, die zwar Wind und Staub abhielten, aber nicht starken Regen. Eine neue Hütte mit Graswänden und einem Grasdach war gebaut worden, groß und mit Löchern, die in die Wände geschnitten waren, um Licht hereinzulassen. Innen war es kühl und frisch. Der Fußboden war aus gestampfter Erde. In der Hütte fanden die ernstlich Kranken Schutz. Sylvia hatte Fälle von Taubheit geheilt, die schon lange bestand und keine schlimmere Ursache hatte als altes, impaktiertes Ohrenschmalz. Sie hatte grauen Star geheilt. Mit Hilfe von Medikamenten, die sie in Senga aufgetrieben hatte, konnte sie etwas für die Malaria-Fälle tun, aber die meisten litten schon zu lange an der Krankheit. Sie renkte Glieder ein und kauterisierte Wunden und nähte sie, sie gab Medikamente gegen Halsweh und Husten aus. Manchmal, wenn die Medikamente knapp wurden, wandte sie die Ammenkuren an, die Pater McGuire noch aus Irland kannte. Das Krankenhaus fungierte als Entbindungsklinik, und Sylvia holte Babys auf die Welt. All das war schon sehr befriedigend, aber sie war ständig frustriert, weil sie keine Chirurgin war. Es musste sein. Schlimme und dringende Fälle konnte man in ein Krankenhaus fahren, das dreißig Kilometer entfernt war, aber bisweilen war eine Verzögerung der Behandlung lebensbedrohlich. Sie hätte eigentlich in der Lage sein sollen, einen Kaiserschnitt

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