Ein süßer Traum (German Edition)
in dem er zwei absolut nicht mochte, war in seiner Kritik an ihm vereint.
Pater McGuires Gefühle waren nicht schwer zu erraten: »Dieser weiße Anzug da, was hat Sie denn geritten, den anzuziehen, wenn Sie uns in unserem staubigen Land besuchen kommen?«
Und Andrew wusste, wie dumm das gewesen war. Er besaß ungefähr ein Dutzend weiße oder cremefarbene Leinenanzüge, in denen er kühl und schick aussah, wenn er die Dritte Welt bereiste. Aber heute lag Staub darauf, und er hatte gemerkt, dass Sylvia ihn kritisch betrachtete. Sie fand den Anzug symptomatisch.
»Gut, dass du nicht gesehen hast, wie das Krankenhaus war, als ich gekommen bin«, sagte Sylvia.
»Das ist wohl wahr«, sagte der Priester. »Wenn Sie schon das schockiert, was Sie jetzt sehen, wie hätten Sie damals reagiert?«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich schockiert bin.«
»Ich denke, wir sind es gewohnt, bei unseren Besuchern einen gewissen Gesichtsausdruck zu sehen«, sagte Pater McGuire. »Aber wenn Sie dieses Krankenhaus verstehen wollen, dann fragen Sie die Leute in unserem Dorf, was sie denken.«
»Wir glauben, dass Gott uns Doktor Sylvia geschickt hat.«
Rebeccas Worte brachten Andrew zum Schweigen. Sie blieben am Tisch sitzen und tranken dünnen Kaffee, für den sich der Priester entschuldigte – anständiger Kaffee sei schwer zu finden, alles sei so teuer, alles sei knapp, und das liege an der Inkompetenz und an weiter nichts … Er fuhr fort, ein hartes und geübtes Gemecker, und dann schien er sich selbst zu hören, seufzte und hielt inne. »Und Gott vergebe mir«, sagte er, »dass ich mich über so etwas wie schlechten Kaffee beklage.«
Die Geschichte des Krankenhauses – Andrew würde sie nicht erfahren, das erkannte er, und er wusste, dass das seine Schuld war. Am liebsten wäre er gegangen, aber es war ein Besuch in der Schule geplant. Sie würden hinaustreten müssen in das blendende, heiße Licht, das durch das Fenster drang. Pater McGuire sagte, er werde sein Nickerchen machen, und ging in sein Zimmer. Sylvia und Andrew blieben sitzen, auch sie wollten am liebsten schlafen, aber sie hielten durch. Dann kam Rebecca herein, um die schmutzigen Teller abzuräumen.
»Haben Sie die Bücher mitgebracht?«, fragte sie Andrew direkt. Daran, wie Sylvia den Blick gesenkt hielt, konnte man erkennen, dass sie sich nicht getraut hatte, danach zu fragen. Sie hatte ihm eine Liste mit Büchern geschickt, nachdem er angerufen hatte, um ihr zu sagen, dass er kommen wolle. Und er hatte sie vergessen, obwohl sie unter die Liste geschrieben hatte:
Bitte, Andrew. Bitte.
Er sagte zu Rebecca: »Ich habe sie vergessen, es tut mir leid.« Ihr Gesicht war starr:
Nein!
– Und dann brach sie in Tränen aus, rannte aus dem Zimmer und ließ das Tablett auf dem Tisch stehen. Sylvia stapelte Teller und Tassen auf dem Tablett und sah ihn noch immer nicht an. »Es bedeutet uns sehr viel«, sagte sie. »Ich weiß, dass du nicht verstehen kannst, wie viel.«
»Ich schicke sie dir.«
»Sie würden wahrscheinlich unterwegs gestohlen. Macht nichts, vergiss es.«
»Natürlich vergesse ich das nicht.«
Jetzt erinnerte er sich, dass er Regale an der Wand gesehen hatte, als er in ihrem Zimmer gewesen war, und darüber eine gedruckte Karte: Bibliothek. »Warte«, sagte er und ging in ihr Zimmer. Sie folgte ihm. Es standen zwei Bücher auf den Regalen, das eine war ein Wörterbuch und das andere
Jane Eyre
. Beide fielen schon auseinander. An die Ziegelwand war ein Blatt Papier genagelt: Bücher der Bibliothek. Ausgeliehen: … Zurückgegeben: …
Pilgerreise. Der Herr der Ringe. Christus kam nur bis Eboli. Früchte des Zorns. Denn sie sollen getröstet werden. Der Bürgermeister von Casterbridge. Die Bibel. Der Idiot. Betty und ihre Schwestern. Der Herr der Fliegen. Die Farm der Tiere. Die heilige Theresa von Avila.
Das waren die Bücher, die Sylvia mitgebracht hatte, und der Bestand wurde ergänzt, wenn Leute kamen und Bücher daließen, denn jeder, der die Mission besuchte, wurde um eine Bücherspende gebeten.
»Eine lustige kleine Sammlung«, sagte Andrew kläglich. Er war wirklich zu Tränen gerührt.
»Siehst du«, sagte Sylvia, »wir brauchen Bücher. Sie lieben Bücher, und wir kriegen keine. Und die hier sind alle ganz zerlesen.«
»Ich schicke dir die, die du haben wolltest, wirklich.«
Sie sagte nichts. Sie sagte nichts auf eine Weise, die sie gelernt hatte und übte, das wusste er. Er nahm an, das sie im Stillen um Geduld betete. »Weißt
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