Ein süßer Traum (German Edition)
gesehen haben, im Kabinett sitzen werden oder irgendwo sonst, wo man Bildung braucht.«
Er nahm einen Schluck Tee und fuhr fort: »Es wird besser werden. Außerdem ist das hier ein armer Distrikt.«
»Gibt es viele Schulen wie diese?«
»Ja, allerdings«, sagte Pater McGuire gleichmütig. »Viele. Sehr viele.«
»Und was passiert dann mit diesen Kindern? Oder sollte ich besser sagen: kleinen Erwachsenen, denn so sehen manche tatsächlich aus?«
»Sie werden arbeitslos«, sagte Pater McGuire. »Arbeitslos, ja, ganz bestimmt.«
»Ich glaube, ich fahre besser zurück«, sagte Andrew. »Ich muss um neun mein Flugzeug erreichen.«
»Und wenn ich so frech sein darf, danach zu fragen: Gibt es eine Möglichkeit, dass Sie etwas für uns tun? Für die Schule? Für das Krankenhaus? Werden Sie an uns denken, wenn Sie zurückkehren in das behagliche und angenehme – was sagten Sie, wo der Sitz ist?«
»New York. Aber ich glaube, Sie haben das missverstanden. Wir werden Geld nach Simlia schicken – ein großes Darlehen, aber nicht …«
»Sie meinen, wir sind unterhalb Ihrer Aufmerksamkeitsebene?«
»Nicht unterhalb von meiner«, sagte Andrew lächelnd. »Aber Global Money zielt auf die hohen Ebenen innerhalb … Ich werde an anderer Stelle ein Wort für Sie einlegen. Bei Caring International.«
»Wir wären ausgesprochen dankbar«, sagte Pater McGuire. Sylvia sagte nichts. Durch die Furche zwischen ihren Augen wirkte sie wie eine kleine Hexe mit einem bösen Gesicht.
»Sylvia, mach doch mal Ferien in New York!«
»Das sollten Sie wirklich tun«, sagte der Priester, »das sollten Sie, mein Kind.«
»Danke. Ich überlege es mir.« Sie sah Andrew nicht an.
»Wären Sie so nett und würden etwas von uns bei den Pynes abgeben? Nur abgeben, Sie müssen nicht hineingehen, wenn Sie es eilig haben.«
Sie gingen zum Volvo, und der Sack für die Pynes wurde auf den Rücksitz gelegt.
»Ich schicke dir die Bücher, Liebes«, sagte Andrew zu Sylvia.
Ein paar Wochen später brachte ein Kurier aus Senga mit dem Motorrad einen Sack. Bücher aus New York, die mit dem Flugzeug nach Senga gebracht und dort von jemandem von Inter- Globe in Empfang genommen worden waren, der sie durch den Zoll und bis zur Mission gebracht hatte. »Was hat das gekostet?«, fragte Pater McGuire und bot dem Kurier, den man aus dem strahlenden Senga aufs Land verbannt hatte, Tee an.
»Sie meinen, alles?«, sagte der Kurier, ein schicker junger Schwarzer in Uniform. »Das steht hier drin.« Er zog die Papiere hervor. »Es hat den Absender wohl knapp hundert Pfund gekostet, das hierher zu bringen.« Er staunte selbst über die Höhe der Summe.
»Damit könnten wir einen Lesesaal bauen oder eine Säuglingsstation«, sagte Sylvia.
»Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul«, sagte der Priester.
»Ich schaue ihm aber ins Maul.« Sylvia sah die Liste der Bücher durch. Andrew hatte ihre Liste der Sekretärin gegeben, und die hatte sie verlegt. Also war sie in den nächsten großen Buchladen gegangen und hatte alle Bestseller bestellt. Sie war sehr zufrieden mit sich, geradezu befriedigt, als hätte sie die Bücher selbst gelesen: Sie hatte wirklich vor, bald eins dieser Bücher zu lesen. Für Sylvias Bibliothek waren die Romane alle unpassend. Zu gegebener Zeit bekam sie Edna Pyne, die sich ständig beklagte, dass sie all ihre Bücher hundertmal gelesen hatte. »Wer hat, dem wird gegeben.«
Die Geschichte des Krankenhauses, die Andrew nicht hörte, war wie folgt:
Während des Befreiungskrieges waren in diesem Gebiet im Umkreis von Kilometern überall Kämpfer gewesen, weil die Gegend hügelig war und Höhlen und Schluchten aufwies, gut für den Guerilla-Krieg. Eines Nachts war Pater McGuire aufgewacht, und vor seinem Bett sah er einen jungen Mann, der eine Waffe auf ihn richtete und sagte: »Aufstehen, Hände hoch.« Der Priester war steif vom Schlaf und schon unter normalen Umständen langsam, und der junge Mann beschimpfte ihn und sagte, er werde ihn erschießen, wenn er sich nicht beeile. Der Mann war sehr jung, höchstens achtzehn, und er hatte noch mehr Angst als Pater McGuire: Sein Gewehr zitterte. »Ich komme«, sagte Pater McGuire und stieg schwerfällig aus dem Bett, aber er konnte die Hände dabei nicht oben halten. »Immer mit der Ruhe«, sagte er. »Ich komme.« Er zog seinen Morgenmantel an, während neben ihm mit der Waffe gefuchtelt wurde, und dann sagte er: »Was wollt ihr?«
»Wir wollen Medizin, wir wollen
muti
. Einer
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