Ein süßer Traum (German Edition)
weiter, biegst an dem großen Affenbrotbaum rechts ab, fährst weitere fünfzehn Kilometer, und dann siehst du ein Schild der St. Luke’s Mission, das am Wegweiser zur Farm der Pynes hängt. Er fand die Landschaft eindrucksvoll auf eine großartige, aber feindselige Art, extrem trocken, und Staub flirrte in der Luft, obwohl, wie er wusste, vor Kurzem Regenzeit gewesen war. Er war oft in Simlia gewesen, aber nie hatte er allein einen Ort finden müssen. Er verfuhr sich, kam aber schließlich an dem Wegweiser zu den Pynes vorbei, und kurz darauf sah er auf der Straße vor sich einen großen Weißen, der ihm zuwinkte. Andrew blieb stehen, und der Mann sagte: »Ich bin Cedric Pyne. Können Sie das Zeug hier mit zur Mission nehmen? Wir haben gehört, dass Sie unterwegs sind.« Ein großer Sack wurde auf den Rücksitz geladen, und der Farmer ging gebückt auf ein Haus zu, das ein paar hundert Meter entfernt stand. Andrew schloss daraus, dass man auf der Farm die Staubwolke abgepasst haben musste, die der Wagen aufwirbelte. Er hielt nach der Mission Ausschau, als er ein niedriges Haus aus Ziegeln sah, mit Gummibäumen darum herum, und dahinter die flachen, niedrigen Baracken, aus denen eine Schule bestand, wie er wusste. Er parkte. Eine Schwarze kam lächelnd auf die Veranda und sagte, Pater McGuire sei in der Schule und Doktor Sylvia komme gleich.
Er folgte ihr auf die Veranda und in den vorderen Raum, wo sie ihm einen Platz anbot.
Andrew hatte bislang das Afrika der Präsidenten und Regierungen erlebt, der Beamten und der luxuriösen Hotels, aber noch nie war er zu dem Afrika hinabgestiegen, das er jetzt sah. Dieses erbärmliche kleine Zimmer kränkte ihn, und zwar gerade, weil es eine Herausforderung war. Wenn er über Global Money sprach, globales Geld verteilte, als Quelle ewiger, unerschöpflicher Großzügigkeit, ging es schließlich um das hier, oder? Aber das war die Mission, Herrgott noch mal! Das war doch die römisch-katholische Kirche? War die nicht eigentlich reich? Es gab einen Riss in dem Cretonne-Vorhang, der das grelle Licht der Sonne abhalten sollte, und die stand bereits so hoch, dass sie den Riss nicht direkt traf. Winzige schwarze Ameisen krochen über den Boden. Die Schwarze brachte ihm ein Glas Orangensaft. Warm. Ohne Eis?
Die Küche, in der die Schwarze hantierte, tat sich rechts von ihm auf. Links von ihm war noch eine Tür, die einen Spalt offen stand. An der Tür hing ein Morgenmantel an einem Nagel: Er wusste, dass er Sylvia gehörte, er erinnerte sich daran. Er ging in das Zimmer. Der bloße rote Ziegelboden, die Ziegelwände und die schimmernde helle Schilfdecke, die für Sylvia jetzt wie eine zweite Haut war, wirkten anstößig karg auf ihn. So klein war dieses Zimmer, so kahl. Auf der kleinen Kommode standen Fotos in Silberrahmen. Da war Julia, und da Frances. Und eins von ihm im Alter von ungefähr fünfundzwanzig, lässig-elegant, skurril, lächelte der Mann darauf ihn direkt an. Es tat weh, dieses jüngere Ich – er wandte sich ab und strich sich unbewusst mit den Händen über das Gesicht, als wollte er dieses zuversichtliche, unschuldige Gesicht wiederherstellen. Wie zum Spott für seine Umgebung, die so feindselig war – dieses kleine Kruzifix –, dachte er, dass er damals noch nicht von den Früchten des Guten und des Bösen gegessen hatte. Er betrachtete das Kruzifix ganz genau, das ihm eine Sylvia zeigte, die er noch gar nicht kannte, und er versuchte es zu akzeptieren, sie zu akzeptieren. Ihre Kleider hingen an Nägeln an der Wand. Ihre Schuhe, größtenteils Sandalen, standen aufgereiht an einer Seite. Er drehte sich um und sah den Leonardo. Die anderen Bilder von der Jungfrau mit Kind beachtete er nicht. Wenigstens etwas Bedeutendes in diesem Zimmer.
Jetzt hörte er, wie sich Schritte näherten, er ging zu dem Fenster, das auf die Veranda führte, und sah, wie Sylvia den Pfad hinaufkam. Sie trug Jeans, ein weites Oberteil ähnlich dem, das er an der Schwarzen gesehen hatte, und ihr Haar war von der Sonne gebleicht und mit einem Gummiband zurückgebunden. Zwischen ihren Augen hatte sich eine tiefe finstere Furche eingekerbt: Die Sonne hatte Sylvia ausgetrocknet und dunkelbraun gebrannt, und sie war dünner, als er sie je gesehen hatte. Er trat hinaus auf die Veranda, und als sie ihn sah, rannte sie auf ihn zu, und sie umarmten sich lange voller Liebe und Erinnerungen.
Als er das Krankenhaus sehen wollte, sträubte sie sich, denn sie wusste, dass er nicht verstehen
Weitere Kostenlose Bücher