Ein süßer Traum (German Edition)
von uns ist sehr krank.«
»Dann komm mit ins Badezimmer.« Im Medizinschränkchen waren nur Malariatabletten und Aspirin und ein paar Bandagen. »Nimm dir, was ihr braucht«, sagte er.
»Ist das alles? Ich glaube dir nicht.« Der junge Mann nahm alles, was da war. »Wir wollen, dass ein Arzt kommt.«
»Lass uns in die Küche gehen«, sagte der Priester. Dort bat er ihn, Platz zu nehmen. Er kochte Tee, holte Kekse hervor und sah zu, wie sie verschwanden. Er nahm ein paar Laibe von Rebeccas frisch gebackenem Brot und reichte sie ihm, zusammen mit kaltem Fleisch. Diese Dinge verschwanden in einem Stoffbündel.
»Woher soll ich hier einen Arzt nehmen? Was soll ich sagen? Schließlich liegen deine Leute immer an der Straße im Hinterhalt.«
»Sag, du bist krank und brauchst einen Arzt. Wenn du ihn erwartest, bindest du ein Stück Stoff an das Fenster da. Wir beobachten das und bringen unseren Genossen. Er ist verwundet.«
»Ich versuche es«, sagte der Priester. Als der junge Mann in die Nacht verschwand, drehte er sich um und drohte: »Sag Rebecca nicht, dass wir hier waren.«
»Dann kennst du Rebecca?«
»Wir kennen alles.«
Pater McGuire überlegte und schrieb dann an einen Kollegen in Senga, dass für einen ungewöhnlichen Fall ein Arzt gebraucht werde. Er solle tagsüber hinausfahren, auf keinen Fall anhalten und unbedingt eine Waffe mitnehmen. »Aber sagen Sie unseren guten Schwestern nichts davon.« Ein Anruf: ein diskreter Austausch, der scheinbar das Wetter und den Stand der Ernte betraf. Dann: »Ich besuche Sie mit Pater Patrick. Er ist medizinisch ausgebildet.«
Der Priester band einen Lappen an das Fenster und hoffte, dass Rebecca ihn nicht bemerken würde. Sie sagte nichts, doch er wusste, dass sie viel mehr verstand, als sie verriet. Der Wagen mit den Priestern kam. In dieser Nacht erschienen zwei Guerilla-Kämpfer und sagten, ihr Genosse sei zu krank, um bewegt zu werden. Sie brauchten Antibiotika. Der Priester hatte Antibiotika mitgebracht, zusammen mit einem ordentlichen Vorrat an Medikamenten. Alles wurde den Guerilla-Kämpfern übergeben, während Pater Patrick ihnen Anweisungen zur Einnahme erteilte. Wieder wurde der Speiseschrank leer geräumt, obwohl kaum noch etwas übrig war, nachdem zwei halb verhungerte junge Männer so viel gegessen hatten, wie sie konnten.
Pater McGuire wohnte weiter in diesem Haus, das jeder jederzeit betreten konnte. Die Nonnen hatten sich hinter einem Sicherheitszaun verschanzt, aber er hasste das. Er sagte, er fühle sich wie ein Gefangener, wenn er auch nur hineingehe, um sie zu besuchen. In seinem eigenen Haus war er ausgeliefert, und er wusste, dass er beobachtet wurde. Er rechnete damit, ermordet zu werden: Nicht weit entfernt hatte man Weiße umgebracht. Dann war der Krieg zu Ende. Die beiden jungen Männer kamen zu dem Haus – um sich zu bedanken. Rebecca gab ihnen etwas zu essen, weil man ihr das befohlen hatte. Sie sagte zu dem Priester: »Das sind schlechte Menschen.«
Er fragte, was mit dem Verwundeten passiert sei. Er war gestorben. Danach sah er sie immer wieder. Sie waren jetzt arbeitslos und wütend, denn sie hatten geglaubt, dass die Befreiung ihnen gute Jobs und schöne Häuser bringen würde. Einen stellte der Priester in der Schule als Mädchen für alles ein. Der andere war Joshuas ältester Sohn, der in einer Klasse voller kleiner Kinder mit der Schule anfing. Er sprach ziemlich gut Englisch, konnte aber nicht lesen und schreiben. Er war krank, sehr dünn und hatte Wunden.
Pater McGuire erwähnte diese Vorfälle niemandem gegenüber, bis er Sylvia davon erzählte. Rebecca sprach nicht darüber. Die Nonnen wussten nichts davon.
Er brauchte in seinem Haus einen immer größeren Vorrat an Medikamenten, weil die Leute kamen und danach fragten. Er baute die Hütten und den Schuppen unten am Hügel und bat in Senga darum, dass ein Arzt kam: Genosse Präsident Matthew hatte kostenlose Medikamente für alle versprochen. Man schickte ihm einen jungen Mann, der seine medizinische Ausbildung wegen des Krieges nicht abgeschlossen hatte und Sanitäter hatte werden wollen. Pater McGuire wusste das nicht, bis der junge Mann sich eines Nachts betrank und sagte, er wolle seine Ausbildung beenden, ob Pater McGuire ihm helfen könne? Pater McGuire sagte: »Wenn Sie aufhören zu trinken, schreibe ich den Brief für Sie.« Aber der Krieg hatte diesen Kämpfer zerstört, der zwanzig gewesen war, als er begann: Er konnte nicht aufhören zu trinken. Das war der
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