Ein süßer Traum (German Edition)
groß genug, um darauf Partys zu feiern, und vor der Befreiung hatte es viele Partys gegeben, aber jetzt waren sie selten, denn so viele Weiße waren fort. Auf dem roten, glänzenden Fußboden standen ein paar niedrige Tische, und dazwischen lagen Hunde und Katzen verstreut. Cedric Pyne saß da und trank eilig seinen Tee, während er seinem Lieblingshund den Kopf streichelte, einer Ridgeback-Hündin namens Lusaka. Edna Pyne, deren Haut von Sonnencreme glänzte, saß schick in Hosen und Hemd neben dem Teewagen, und ihr Hund, Lusakas Schwester Sheba, lag so dicht, wie er konnte, neben ihrem Stuhl. Sie hörte zu, wie ihr Mann sich über die Fehler der schwarzen Regierung ausließ. Sylvia nippte an ihrem Tee und hörte ebenfalls zu.
Sie hatte sich bis zum Ende anhören müssen, wie sich Schwester Molly über den Papst und sein tief verwurzeltes Bild von den Geschlechterrollen ausließ; sie hatte jeden Tag Pater McGuire zuhören müssen, der sagte, er sei jetzt ein alter Mann und der Sache nicht mehr gewachsen und er werde zurück nach Irland gehen; sie hatte Colin zuhören müssen, als er über seine Situation mit Sophie klagte – und jetzt musste sie wieder zuhören und den richtigen Zeitpunkt abpassen, um ihre eigenen Sorgen loszuwerden.
Es gehe ganz einfach um den immer gleichen Zankapfel – die weißen Farmer. Hauptsächlich auf sie ziele der Hass der Schwarzen, und jedes Mal, wenn der politische Führer des Landes den Mund aufmache, würden sie mit Beschimpfungen überhäuft. Dabei seien sie es, die mit ihren Produkten die ausländische Währung ins Land brächten, von der das Land lebe. Wie sonst solle man die Zinsen für Darlehen bezahlen, die man bei allen möglichen Organisationen verlange … vor ihrem geistigen Auge sah Sylvia Andrew, einen lächelnden, lässig-eleganten Kerl, der jemandem einen großen Scheck mit vielen Nullen hinhielt, während er mit der anderen Hand einen Scheck annahm, auf dem genauso viele Nullen standen. Das war das sichtbare Kürzel, das sie sich ausgedacht hatte, um Rebecca die Maschinerie von Global Money zu erklären, und die hatte gekichert und geseufzt und »o.k.« gesagt.
Weil der politische Führer spät im Leben und mit aller Macht eines Glaubensübertritts zum Sozialismus gekommen sei, hätten jetzt verschiedene politische Maßnahmen, die entscheidend für den Marxismus seien, die Bedeutung von Geboten. Dazu gehöre, dass Arbeiter nicht gefeuert werden könnten, und das bedeute, dass jeder Arbeitgeber einen Ballast an Arbeitern trage, die tränken und nicht arbeiteten, die in der Sonne herumlägen und alles stählen, weil sie wüssten, dass sie in Sicherheit seien – genau wie die, die über ihnen stünden. Das war ein Punkt in der Klagelitanei, den Sylvia schon oft gehört hatte. Ein anderer war, dass man keine Ersatzteile für Maschinen bekomme und dass es unmöglich sei, neue Maschinen zu kaufen. Die, die importiert würden, gingen direkt an die Minister und ihre Familien. Ständig höre man derlei Klagen, doch über das Hauptproblem rede niemand, da allgemein zentrale, entscheidende, grundlegende Tatsachen selten erwähnt würden, einfach weil sie so offensichtlich seien: Weil man den weißen Farmern ständig damit drohe, dass man sie hinauswerfen und ihnen ihre Farmen wegnehmen werde, gebe es keine Sicherheit für sie, und sie wüssten nicht, ob sie investieren sollten oder nicht. Also müssten sie von einem Monat zum nächsten in Ungewissheit leben. Jetzt schaltete Edna Pyne sich ein und sagte, sie habe genug, sie wolle fort. »Lass sie doch so weitermachen, und wenn wir weg sind, werden sie schon sehen, was sie an uns hatten.«
Sie hatten die Farm als jungfräulichen Grundbesitz ohne auch nur ein gerodetes Feld gekauft, ganz zu schweigen von dem großen Haus, und jetzt gab es alle möglichen Gebäude, die zu einer Farm gehörten – Scheunen, Schuppen, Koppeln, Brunnen, Bohrlöcher und, als jüngste Entwicklung, einen großen Staudamm. Ihr gesamtes Kapital steckte darin. Sie hatten nichts gehabt, als sie kamen.
Cedric wies seine Frau scharf zurecht, wie Sylvia es schon zuvor gehört hatte: »Ich gebe nicht auf. Sie müssen schon kommen und mich hinauswerfen.«
Edna fing an zu klagen. Seit der Befreiung sei es schwer, auch nur Grundnahrungsmittel zu kaufen, wie anständigen Kaffee oder eine Büchse Fisch. »Die« könnten nicht einmal dafür sorgen, dass genügend Maismehl für die Arbeiter verfügbar sei, nein, sie müsse zusehen, dass ein Vorratsraum
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