Ein süßer Traum (German Edition)
immer bis zum Dach mit Mehl gefüllt sei, für den Fall, dass die Belegschaft wiederkomme und um Lebensmittel bitte. Sie habe es satt, verunglimpft zu werden. Sie – die Pynes – bezahlten inzwischen das Schulgeld für zwölf schwarze Kinder, aber keiner von diesen schwarzen Bastarden in der Regierung gebe den Farmern auch nur einen Penny Kredit. Überall nur heiße Luft und Inkompetenz, sie seien nicht effektiv und kümmerten sich nur darum, wie viel sie für sich selbst zusammenraffen könnten, sie sei es leid …
Ihr Mann wusste, dass sie sich manchmal aussprechen musste - ebenso wie er –, sobald sich auf der Veranda ein neues Gesicht zeigte, und er saß schweigend da und blickte über die Tabakfelder, die in vollem Grün standen und über denen sich die Wolken der Regenzeit zusammenballten, wahrscheinlich zu einem nachmittäglichen Gewitter.
»Du bist verrückt, Cedric«, sagte seine Frau ohne Umschweife zu ihm und setzte damit offensichtlich viele private Auseinandersetzungen fort. »Wir sollten Schadensbegrenzung betreiben und nach Australien gehen, wie die Freemans und die Butlers.«
»Wir sind nicht mehr so jung, wie wir mal waren«, sagte Cedric. »Das vergisst du immer.«
»Und dieser Unsinn, den wir ertragen müssen. Die Frau des Kochs ist krank, weil jemand sie mit dem bösen Blick geschlagen hat. Sie hat Malaria, weil sie nicht gern ihre Tabletten nimmt. Ich sage ihnen, ich sage ihnen immer: Wenn ihr die Malariatabletten nicht nehmt, werdet ihr krank. Aber wissen Sie was? Dieser
n’ganga
hat bei allem, was in diesem Distrikt vor sich geht, mehr zu sagen als jeder Regierungsbeamte.«
Sylvia warf in dieses Sprudeln ein: »Genau dazu wollte ich Sie etwas fragen. Ich brauche Ihren Rat.«
Sofort richteten sich zwei blaue Augenpaare auf sie: Rat geben, genau dafür waren sie gerüstet, das wussten sie. Sylvia umriss die Geschichte und fragte: »Also bin ich jetzt eine Diebin. Und was ist das für ein Fluch, der auf dem neuen Krankenhaus liegt?«
Edna gönnte sich ein schwaches und wütendes Lachen. »Da haben wir’s wieder. Sehen Sie? Nichts als Dummheit. Als das Geld für das neue Krankenhaus ausgegangen ist …«
»Warum ist es ausgegangen? Ich habe gehört, dass die Schweden verantwortlich sind, dann waren es die Deutschen, wer war es denn?«
»Ist doch egal! Schweden, Dänen, die Amis, Krethi und Plethi – aber das Geld ist von dem Bankkonto in Senga verschwunden, und die Geldgeber haben sich zurückgezogen. Die Weltbank oder Global Money oder Caring International oder wer auch immer, es gibt Hunderte von diesen idiotischen Weltverbesserern. Jetzt versuchen sie jedenfalls, neue Gelder aufzutreiben, aber bisher ohne Erfolg. Wir wissen nicht, was da vorgeht. Inzwischen verrotten eben die Kisten mit dem Material, wie die Schwarzen sagen.«
»Ja, ich habe es selbst gesehen. Aber wieso wird das Material geschickt, wenn das Krankenhaus noch gar nicht gebaut ist?«
»Das ist typisch«, sagte Edna Pyne mit der Befriedigung, wieder einmal recht zu behalten. »Da muss man sich doch gar nicht erst den Kopf zerbrechen, es ist halt die verdammte Inkompetenz. Das Krankenhaus sollte innerhalb von sechs Monaten fix und fertig sein, also ich bitte Sie, was kann man schon von diesen Idioten in Senga erwarten? Und da ist der hiesige Big Boss, Mr. Mandizi, wie er sich nennt, zum
n’ganga
gegangen und hat ihn gebeten zu verbreiten, dass er jeden verflucht hat, der etwas aus den Kisten stiehlt oder sie auch nur anrührt.«
Cedric Pyne lachte kurz und bellend auf. »Nicht schlecht«, sagte er. »Komm schon, Edna, das ist ziemlich clever.«
»Wenn du es sagst, mein Lieber. Jedenfalls hat es funktioniert. Aber dann sind Sie offenbar hingegangen und haben sich bedient. Das hat den Fluch gebrochen.«
»Ein halbes Dutzend Bettpfannen. Wir hatten nicht einmal eine in unserem Krankenhaus.«
»Ein halbes Dutzend zu viel«, sagte Cedric.
»Warum hat mir das keiner gesagt? Sechs Frauen aus unserem Dorf sind mit mir und Rebecca hingefahren. Sie haben sich als Erste bedient. Und von dem Fluch haben sie mir nichts gesagt.«
»Na, das macht man doch nicht. Sie sind die Mission, Sie sind Gottvater und die Kirche, und Pater McGuire hackt auf ihnen herum, weil sie abergläubisch sind. Aber weil Sie dabei waren, haben die wahrscheinlich gedacht, Gottes
muti
ist stärker als das vom Medizinmann.«
»Danach sieht es im Moment nicht aus. Denn jetzt sterben die Leute, und zwar weil sie aus den Kisten gestohlen haben.
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