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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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London knapp?« Und er schob sie beiseite.
    Als Andrew mit Mona und Sylvia die Treppe herunterkam, sagte er: »Ach, Rose, wie reizend, dich zu sehen.«
    »Hast du meine Nachrichten nicht bekommen?«
    »Hast du mir Nachrichten geschickt?«
    »Gib mir etwas zum Zitieren, Andrew. Wie ist die Konferenz gelaufen?«
    »Das steht morgen bestimmt alles in der Zeitung.«
    »Und das ist Mona Moon – ach, wie wär’s mit einem Zitat, Mona. Wie ist das Eheleben?«
    Mona antwortete nicht und ging mit Andrew weiter. Rose erkannte Sylvia zunächst nicht, und erst wesentlich später kam ihr in den Sinn, dass dieses langweilige Ding wohl Sylvia gewesen war.
    Allein gelassen, sagte sie bitter zu den Delegierten, die an ihr vorüberströmten: »Diese verdammten Lennox. Die waren mal meine
Familie

    Sylvia wurde von Andrew umarmt, von Mona nett geküsst und in ein Taxi gesetzt: Die beiden waren auf dem Weg zu einer Party.
     
    Schwester Mollys Haus war dunkel und verschlossen. Sylvia musste immer wieder klingeln. Das Schnappen von Schlössern, das Knirschen von Ketten, das Klappern von Schlüsseln – dann stand Molly in einem blauen Babydoll-Nachthemd vor ihr, und das silberne Kreuz rutschte auf ihrer Brust hin und her. »Tut mir leid, heutzutage müssen alle in einer Festung wohnen.«
    Sylvia ging in ihr Zimmer, ganz vorsichtig, als würde sie zerlaufen wie Gallert. Sie spürte, dass sie zu viel gegessen hatte, und Wein bekam ihr ohnehin nicht. Sie war benommen und zitterte. Schwester Molly stand da und sah zu, wie sie sich langsam auf das Bett setzte und zurücksank.
    »Das ziehen wir lieber aus.« Molly nahm die äußere Schicht aus Leinen und Schuhen und Strümpfen weg. »Aha. Das dachte ich mir. Wann hatten Sie zuletzt Malaria?«
    »Ach – vor einem Jahr, glaube ich.«
    »Dann haben Sie gerade wieder einen Anfall. Liegen Sie still. Sie haben eine höllische Temperatur.«
    »Sie wird wieder sinken.«
    »Nicht von selbst, nein.«
    Und so machte Sylvia einen Malaria-Anfall durch, keinen von der schlimmen Sorte, der zerebralen, die so gefährlich ist, aber er war schlimm genug, und sie zitterte und bebte und schluckte ihre Tabletten – das altmodische Chinin, denn die neuen wirkten bei ihr nicht –, und als sie schließlich wieder bei sich war, sagte Schwester Molly: »Das war heftig, wenn man so will. Aber wie ich sehe, sind Sie wieder unter uns.«
    »Bitte rufen Sie Pater McGuire an und sagen Sie es ihm.«
    »Was denken Sie denn von mir? Ich habe ihn schon vor Wochen angerufen.«
    »Vor
Wochen

    »Es hat Sie schlimm erwischt. Ich würde allerdings sagen, es war nicht nur Malaria, sondern zusätzlich ein allgemeiner Kollaps. Und vor allem sind Sie auch noch anämisch. Und Sie müssen mehr essen.«
    »Was hat Pater McGuire gesagt?«
    »Ach, machen Sie sich keine Gedanken. Alles läuft weiter wie gehabt.«
    In Wirklichkeit war Rebecca gestorben und ihr kranker Sohn Tenderai auch. Die Schwägerin, von der Rebecca geglaubt hatte, sie hätte sie vergiftet, hatte die beiden Kinder mitgenommen, die noch am Leben waren. Es war zu früh, um Sylvia von den schlechten Neuigkeiten zu erzählen.
    Sylvia aß, sie trank geradezu eimerweise Wasser, und sie nahm ein Bad, in dem der Fieberschweiß schließlich fortgespült wurde. Sie war schwach, aber klar im Kopf. Sie lag auf ihrem kleinen Eisenbett und sagte sich, dass sie gut ohne die Dummheit auskommen konnte, wenn das Fieber sie ihr ausgetrieben hatte. Aber da war die Sache mit Pater McGuire: In schwierigen Zeiten hatte sie sich immer gesagt, dass Pater McGuire ein Heiliger sei, als wäre damit alles gerechtfertigt, aber jetzt dachte sie: Wer bin ich, Sylvia Lennox, dass ich ständig darüber rede, wer ein Heiliger ist und wer nicht?
    Sie sagte zu Schwester Molly: »Mir ist klar geworden, dass ich nicht katholisch bin, nicht richtig, und ich war es wahrscheinlich nie.«
    »Ach, tatsächlich? Entweder sind Sie katholisch oder eben nicht. Dann sind Sie vielleicht doch Protestantin? Ich muss aber zugeben, dass der liebe Gott meiner Ansicht nach Besseres zu tun hat, als sich Gedanken um unsere kleinen Scharmützel zu machen, aber sagen Sie denen in Belfast nie, dass ich das gesagt habe – ich will nicht, dass die mir plötzlich ins Knie schießen, wenn ich das nächste Mal Urlaub habe.«
    »Ich war der Sünde Stolz verfallen, das weiß ich.«
    »Das glaube ich gerne. Sind wir doch alle. Aber es wundert mich, dass Kevin das nie erwähnt hat. Die Sünde Stolz ist sein Ein und

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