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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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niedergeschlagen waren, weil sie davon geträumt hatten, Ärzte zu werden … Wie schlecht sie alles bewältigt hatte, so war es wohl, wenn alles so hatte enden müssen.
    Mona plauderte mit dem Mann links von ihr über den bitterarmen Slum in Quito, aus dem sie kam: Sie war einem Berichterstatter aufgefallen, der eine Konferenz über »Die Trachten der Welt« besuchte. Sie vertraute ihm an, dass Simlia das Allerletzte sei, sie sehe zu viel auf den Straßen, das sie an das erinnere, dem sie entronnen sei. »Im Grunde gefällt mir nur Manhattan. Es ist doch alles da? Ich weiß gar nicht, warum man überhaupt wegfahren sollte.«
    Jetzt sprachen alle über die jährliche Konferenz, die mit zweihundert Delegierten aus aller Welt bald stattfinden und eine Woche dauern sollte, mit einer programmatischen Rede über »Perspektiven und Auswirkungen der Armut«. Wo sollte sie abgehalten werden? Die Delegierte aus Indien, eine hübsche Frau in einem purpurroten Sari, schlug Sri Lanka vor, man werde zwar vorsichtig sein müssen wegen der Terroristen, aber es gebe keinen schöneren Ort auf der Welt. Geoffrey Bone sagte, er habe drei Nächte in Rio verbracht, auf einer Konferenz zum Thema »Bedrohte Ökostruktur der Welt«, und es gebe da ein Hotel … Aber schon die letzte Jahreskonferenz sei in Südamerika gewesen, sagte ein japanischer Herr, und es gebe da ein schönes Hotel auf Bali, und dieser Teil der Welt solle die Ehre haben. Die Gespräche über Hotels und ihre Attraktionen zogen sich beinahe über die gesamte Dauer der Mahlzeit hin, und man war sich einig, dass es an der Zeit war, sich für Europa zu entscheiden, wie wäre es mit Italien, obwohl eine strikte Überwachung dort sicher wesentlich sei, denn sie seien alle verlockende Ziele für Entführer.
    Auf jeden Fall mussten sie alle nach Kapstadt fahren, denn die Apartheid in Südafrika würde bald verschwinden, und sie wollten Mandela ihre Anerkennung zollen.
    In einem Nebenraum wurde Kaffee serviert, und Andrew hielt eine Rede, als wäre es an ihm, die Gesellschaft zu entlassen; er sagte, wie sehr er sich darauf freue, sie im nächsten Monat in New York wiederzusehen – eine Konferenz. Und dann kamen Geoffrey, Daniel, Jill und James zu Sylvia und sagten, sie hätten sie nicht wiedererkannt und es sei so nett, sie zu sehen. Die lächelnden Gesichter zeigten Sylvia, wie erschrocken sie waren über das, was sie sahen. »Du warst ein wunderschönes kleines Ding«, gestand Jill. »Oh nein, ich wollte nicht sagen … Aber ich dachte immer, du bist wie eine kleine Fee.«
    »Und schau mich jetzt an.«
    »Schau mich doch an. Also, Konferenzen sind nicht besonders gut für die Figur.«
    »Versuch es doch mit einer Diät«, sagte Geoffrey, der so dünn war wie eh und je.
    »Oder mit einer Gesundheitsfarm«, sagte James. »Ich fahre jedes Jahr auf eine Gesundheitsfarm. Das muss sein. Zu viele Versuchungen im House of Commons.«
    »Unsere bourgeoisen Ahnen sind nach Baden-Baden oder nach Marienbad gefahren, um das Fett wieder loszuwerden, das sich in einem Jahr mit übermäßigem Essen angesammelt hat«, sagte Geoffrey.
    »Deine Ahnen«, sagte James. »Mein Großvater hatte einen Lebensmittelladen.«
    »Oh, wunderbar«, sagte Geoffrey.
    »Und mein Großvater war Büroangestellter bei einem Bauinspektor«, sagte Jill.
    »Und meiner war Hilfsarbeiter auf einer Farm in Dorset«, sagte James.
    »Gratuliere. Gewonnen. Damit kann sich keiner messen.« Geoffrey winkte Sylvia zu und ging davon, und Daniel folgte ihm.
    »Er war schon immer ein Angeber«, sagte Jill.
    »Ich würde sagen, eine Tunte«, sagte James.
    »Na, na, politische Korrektheit können wir hier doch mindestens erwarten.«
    »Du kannst erwarten, was du willst. Was mich angeht, ist politische Korrektheit wieder nur ein Beispiel für den amerikanischen Imperialismus«, sagte der Mann des Volkes.
    »Darüber müssen wir diskutieren«, sagte Jill.
    Und diskutierend gingen sie weg.
    Auf der Treppe des Butler’s Hotel lungerte Rose Trimble aufgeregt herum, in schicken Kleidern, die sie in der Hoffnung gekauft hatte, dass Andrew sie zu dem Essen einladen würde: Aber er hatte auf ihre Nachrichten nicht reagiert.
    Jill erschien und ignorierte Rose, die ihren Stadtbezirk als Schande für die Prinzipien und Ideale der Demokratie bezeichnet hatte.
    »Ich habe nur meine Arbeit gemacht«, sagte Rose zu Jills Rücken.
    Dann kam ihr Cousin James, und sein Gesicht erstarrte: »Was zum Teufel machst du denn hier? Wird der Dreck in

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