Ein süßer Traum (German Edition)
Volk von der Unterdrückung zu befreien.« Sein Glas in der linken Hand, beugte sich Johnny vor und sah Franklin fest in die Augen, während er den Zeigefinger seiner rechten Hand bewegte, als zielte er mit einem Revolver auf ihn. Franklin rutschte auf seinem Stuhl herum und lächelte unangenehm berührt, dann sagte er »Entschuldigung« und ging hinaus zur Toilette, aber es sah aus wie eine Flucht. Als er zurückkam, lächelte er und reichte Frances seinen Teller, damit sie ihm einen Nachschlag gab. Johnny, der darauf gewartet hatte, dass er zurückkam, würdigte er keines Blickes. »Die Geschichte hat auf die Schultern deiner Generation in Afrika mehr Verantwortung gelegt als auf die jeder anderen. Ich wünsche mir so sehr, wieder jung zu sein, ich wünsche mir so sehr, ich hätte das alles noch vor mir.«
Und seine Züge, die normalerweise eine martialische Autorität ausdrückten, wurden weicher und wehmütig. Johnny war jetzt ein alternder Krieger, und wie sehr musste er das hassen, dachte Frances, denn jeden Tag hörte man Neues von neuen, jüngeren Inkarnationen der Revolution. Der arme Johnny gehörte zum alten Eisen. Im selben Moment hob Franklin sein Glas, mit einer wilden Geste, die aussah wie eine Parodie, und sagte: »Auf die Revolution in Afrika.« Sein Kopf fiel vornüber auf den Tisch, und er rührte sich nicht mehr. Als Nächstes stand Jill vom Tisch auf und sagte: »Entschuldigt mich, entschuldigt mich, ich gehe jetzt.«
»Willst du heute Nacht hier schlafen? Es gibt doch das Wohnzimmer. James und du, ihr könnt euch Gesellschaft leisten.«
Jill stand da und schüttelte den Kopf und stützte sich mit einer Hand auf Frances’ Arm ab, und dann sackte sie ohnmächtig vor Frances’ Füße.
»Was für ein Theater«, sagte Johnny fröhlich und sah zu, während Geoffrey und Colin Franklin weckten und ihm ein Glas Wasser an die Lippen hielten und Frances Jill hochhob. Rose blieb sitzen und aß, als wäre nichts passiert. Sylvia flüsterte, dass sie zu Bett gehen wolle, und Andrew brachte sie nach oben. Franklin wurde nach unten in das zweite Zimmer der Souterrainwohnung geführt, und Jill wurde in einen Schlafsack gepackt und ins Wohnzimmer gelegt. James sagte, er werde sich um sie kümmern, aber er schlief sofort ein. Frances kam in der Nacht herunter, um nach Jill zu sehen, und stellte fest, dass beide schliefen. In dem schwachen Licht, das durch die Tür zum Treppenabsatz fiel, sah Jill erschreckend aus. Jemand musste sich um sie kümmern. Am besten sollte man die Eltern des Mädchens anrufen und ihnen die Situation erklären: Sie wussten wahrscheinlich nichts davon. Und am Morgen musste man Jill bitten, nach Hause zu gehen.
Aber am Morgen war Jill fort, war im wilden, gefährlichen London verschwunden. Und als man Rose fragte, was sie meine, wo Jill sein könnte, sagte sie, sie sei nicht Jills Aufpasserin.
Außerdem gab es Anlass, wegen Franklin nervös zu sein, weil er sich mit Rose die Räume teilte. Sie hatten Angst, dass sie Rassenvorurteile hegte, »weil sie aus solchen Verhältnissen kam« – wie Andrew die Klassenfrage umschrieb. Aber es kam anders: Rose war »nett« zu Franklin. »Sie ist wirklich nett«, berichtete Colin. »Er findet sie großartig.«
Das stimmte. Sie war großartig. Eine Freundschaft, die keiner für möglich gehalten hatte, wuchs zwischen dem gutmütigen, freundlichen schwarzen Jungen und dem bösartigen Mädchen, dessen Zorn so zuverlässig brodelte und kochte wie der rote Fleck auf dem Jupiter.
Frances und ihre Söhne wunderten sich, weil man sich keine zwei Menschen vorstellen konnte, die verschiedener waren, aber im Grunde wohnten sie in ähnlichen moralischen Landschaften. Rose und Franklin sollten nie erfahren, wie viel sie gemeinsam hatten.
Seit Rose in dieses Haus gekommen war, war sie besessen von stillem Zorn, dass diese Leute es ihr Eigen nennen konnten, als wäre das ihr Recht. Dieses große Haus, die Einrichtung wie aus einem Film, ihr Geld … Aber das war nur die Grundlage für eine tiefere Qual, denn eine Qual war es, ein bitteres Brennen, das sie nie verließ. Es war die Ungezwungenheit dieser Leute, das, was für sie selbstverständlich war, das, was sie wussten. Sie hatte noch nie ein Buch erwähnt, das sie nicht gelesen oder von dem sie nicht gehört hatten – und sie hatte das phasenweise mit Büchern ausprobiert, von denen kein normaler Mensch etwas gehört haben konnte. Manchmal stand sie in diesem Wohnzimmer mit den beiden Wänden
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