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Ein süßes Abenteuer

Ein süßes Abenteuer

Titel: Ein süßes Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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doch weit gefehlt. Kaum betrat er einen Salon, drehten die anwesenden Gäste die Köpfe, zwinkerten einander zu und flochten bedeutungsvolle Anspielungen in ihre Unterhaltung ein, gerade laut genug, dass er es hören konnte.
    Isabella Marchmont schockierte der scheinbare Gegensatz zwischen Nevilles öffentlichem Ansehen und seinem privaten Betragen ganz besonders. “Na so was, Diana”, rief sie, als sie die Neuigkeit erfuhr. “Wer hätte das von ihm gedacht? Da siehst du, wie sehr man sich irren kann”, fügte sie hinzu, während sie im Geiste Sir Neville Fortescue auf die Liste der nicht gesellschaftsfähigen Personen setzte, die es zu meiden galt. “In Zukunft wirst du ihn hoffentlich nicht mehr empfangen.”
    “Im Gegenteil”, versetzte Diana. “Bestimmt gibt es eine vernünftige Erklärung für sein Missgeschick. Lord Burnside glaubt das übrigens auch, wie er mir neulich auf Emily Cowpers Empfang versicherte.”
    “Nun, mir fällt beim besten Willen keine vernünftige Erklärung ein”, ereiferte sich Isabella. “Jedenfalls werde ich kein Wort mit ihm sprechen, wenn du ihn einlädst.”
    Seit jenem schicksalhaften Morgen hatte Diana ihn nicht mehr gesehen, sondern nur einen Brief von Neville erhalten, in dem er ihr für ihre Güte und für ihre moralische Unterstützung dankte.
    Wollte sie ihn wirklich dazu ermutigen, die Ermittlungen fortzusetzen? Eines stand fest, diese Übeltäter schreckten vor nichts zurück. Das würde sie ihm bei ihrer nächsten Begegnung auch sagen.
    Einige Tage später sahen sie einander auf einer Soiree bei Lady Leominster wieder, die niemals davor zurückschreckte, in Verruf geratene Damen oder Herren zu ihren gesellschaftlichen Anlässen einzuladen. Zweifellos würde Sir Nevilles Anwesenheit das Fest beleben, genau wie früher Lord Byron und seine zahlreichen Geliebten.
    Neville folgte der Einladung nicht etwa, um den Lästermäulern zu trotzen, sondern weil er hoffte, auf der Soiree etwas Nützliches zu erfahren. Außerdem hoffte er, Diana zu begegnen, nach der er sich sehnte wie ein Verdurstender nach Wasser.
    In der Tat entdeckte er sie gleich nach seiner Ankunft, als er den Blick durch die Eingangshalle schweifen ließ. Sie stand mit einem älteren Paar – wahrscheinlich ihr Verwandter, Lord Marchmont, und dessen Gattin – in der Schlange der Neuankömmlinge, die der Gastgeberin ihre Aufwartung machen wollten, und sah so atemberaubend aus wie eh und je.
    Da ihn schon mehrere Personen geschnitten hatten, fragte Neville sich, wie Lady Leominster ihn wohl empfangen würde, doch seine Sorge wurde sofort zerstreut. Sobald ein Lakai ihn ankündigte, stieß sie einen Freudenschrei aus. “Sir Neville! Wie schön, ich freue mich sehr, Sie zu sehen! Hoffentlich haben Sie sich von Ihrem wilden Abenteuer erholt. Jaja, die Männer!”, fügte sie augenzwinkernd hinzu. “Lassen Sie sich nicht unterkriegen. In wenigen Wochen wird kein Mensch mehr über diese Affäre reden, vorausgesetzt, Sie begehen in der Zwischenzeit nicht eine noch größere Dummheit. Aber dazu sind Sie gewiss zu klug.”
    Dann winkte sie ihm mit ihrem Fächer, weiterzugehen. Viele neugierige Blicke folgten ihm, während er allein den Saal durchquerte. Mit der Zeit stellte er fest, dass durchaus nicht alle Gäste ihn schnitten. Nur: Diejenigen, die es nicht taten, würden selbst bald in die Halbwelt absinken, wenn sie sich nicht besserten.
    Zuerst fing Lord Alford ihn ab. “Na Cousin, was höre ich da? Bist wohl neulich mächtig über die Stränge geschlagen. Ich dachte immer, du feierst nicht gerne”, bemerkte er grinsend und klopfte Neville auch noch auf die Schulter, gleichsam als eine Art Ritterschlag.
    Kurz darauf näherte sich Frank Hollis, um Neville in den Reihen der liederlichen Trunkenbolde willkommen zu heißen. Schließlich gehörte Frank selbst zu den stadtbekannten Vertretern dieser Gattung.
    Durch diese unerwünschten Aufmerksamkeiten fand Neville keine Gelegenheit, Diana zu begrüßen. Vielleicht sollte er das ohnehin unterlassen, schon aus Rücksicht auf ihren guten Ruf.
    Auch in diesem Punkt machte er sich unnötig Sorgen. Als sich ihre Blicke trafen, raunte sie ihren Begleitern irgendetwas zu. Die beiden schienen Einwände zu erheben, die sie jedoch mit einer wegwerfenden Geste beiseitefegte. Dann kam sie zu ihm herüber.
    “Sir Neville”, sagte sie, wohl wissend, dass alle Umstehenden sie neugierig beobachteten.
    “Euer Gnaden”, erwiderte Neville mit einer galanten Verneigung.

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