Ein sueßes Stueck vom Glueck
ihrer Augen zu verändern, sah jedoch stattdessen entfernt wie ein Goth aus.
Aber, hey. Ein Goth in Sweatshirt und Baskenmütze. Die Einzigen, die sie in dieser Aufmachung erkennen würden, waren Menschen, die sie als Teenager gekannt hatten.
Der Mann, der die Tür geöffnet hatte, war mit den anderen hineingegangen und verteilte gerade Kochmützen und Jacken an alle Teilnehmer, als sie zurückkam. Mit seinen strohblonden, kurzgeschnittenen Haaren und dem Dreitagebart auf seinen Wangen sah er etwas jünger aus als Sylvain Marquis, und er war auch kleiner, aber auf seine Weise ebenfalls attraktiv. Was hatten diese französischen Chocolatiers nur an sich? Er musterte sie von Kopf bis Fuß, und seine Augenbrauen hoben sich leicht ungläubig. Was, hätte ihm der violette Trainingsanzug vielleicht besser gefallen?
»Hi«, sagte sie auf Englisch mit dem breitesten ihr möglichen Akzent, als könnte sie kein Wort Französisch, was er wahrscheinlich sowieso glauben würde, selbst wenn sie mit ihm in seiner Sprache redete. »Ich bin …« Wie hieß die Frau noch mal? Oh, richtig. »Maggie Saunders. Tut mir leid, dass ich zu spät komme.« Im Blick des Mannes lag zunehmend Ungeduld, und er reichte ihr eine Kochjacke, die ihr fast vier Größen zu groß war. Sie grinste, während sie ihre Haare unter die Papiermütze schob, die er ihr gegeben hatte. Ihr eigener Vater hätte bei einer Gegenüberstellung wahrscheinlich Schwierigkeiten gehabt, sie in dieser Verkleidung zu erkennen.
Cade Corey, Schokoladen-Spionin . Das klang gut, oder? Schokoladen-Spionin . Sie stellte sich vor, sie wäre im Zweiten Weltkrieg, eine Art Mata-Hari-Parodie, welche die Geheimnisse der Schokoladenherstellung aus Frankreich herausschmuggelte, bevor sie den Deutschen in die Hände fallen konnten.
Dann stellte sie sich Sylvain Marquis mit Baskenmütze vor, der schnaubte, weil er nicht glaubte, dass die Deutschen etwas mit den Geheimnissen der Schokoladenherstellung anfangen konnten, selbst wenn sie ihnen in die Hände fielen.
»Madame … Madame … Madame Son-DEEEERRRRsss«, drang eine Stimme in ihr Bewusstsein.
Sie blinzelte den Mann an, der jetzt direkt vor ihr stand, und erinnerte sich an ihren falschen Nachnamen. »Tut mir leid.« Sie wurde rot. Die Sache mit dem Erröten wurde ja fast schon zur Gewohnheit. In Amerika war sie zu selbstbewusst, um rot zu werden.
»Das hier ist Ihr Platz«, sagte er und führte sie zu einer großen Theke mit schwarzer Marmorplatte, die rechteckig um einen freien Stehplatz in der Mitte gebaut war. Die anderen Teilnehmer hatten sich bereits entlang der Platte aufgestellt. Der lange, große Raum hatte drei Zentren: diese große Marmorinsel sowie eine weitere, außerdem am anderen Ende eine Überzugmaschine und einen Kühltunnel von Sollich. Sie kannte den deutschen Hersteller, aber diese Maschinen waren nichts, nur Spielzeug, verglichen mit den großen Überzugmaschinen und Kühltunneln in der Corey-Fabrik.
Cade presste die Hände auf die flache, kühle Theke. Sie war so unglaublich aufgeregt! Das Gefühl, kurz vor der Erfüllung ihres Traumes zu stehen, wrang ihr Inneres aus wie einen triefend nassen Lappen, fester und fester, bis das Wasser sich einen Ausweg suchen musste und fast in ihren Augen glänzte.
Sie hatte durchaus schon Chocolatier-Kurse besucht – zum Beispiel am Culinary Institute in New York. Oder bei Alice Medrich. Aber das waren Amerikaner gewesen. Hier war sie in Frankreich. Kurz davor, die Geheimnisse des besten Chocolatiers von Paris zu erfahren.
Na ja, er glaubt, dass er der beste ist, korrigierte sie sich hastig und erinnerte sich an den herablassenden Ausdruck auf seinem attraktiven Gesicht. Sicher, der Bürgermeister hielt ihn auch für den besten. Und seine schöne Freundin Chantal. Und die meisten Einwohner der Stadt. Aber das bedeutete nicht, dass er wirklich der beste war .
Sie durfte das nicht vergessen, denn er war eindeutig jetzt schon eingebildeter, als gut für ihn war. Sie steckte die Hände in die Kochjacke, entschlossen, sich zusammenzureißen, und ihre Knöchel streiften etwas erschreckend Hartes und Kaltes. Sie zog die Hand zurück, dann untersuchte sie den Gegenstand vorsichtig mit den Fingerspitzen. Es war ein Schlüssel. Sie versuchte, ein ausdrucksloses Gesicht zu machen, während sie sich fragte, was dieser Schlüssel wohl aufschloss.
» Je suis Pascal Guyot, le sous-chef chocolatier – und ich leite diesen Kurs«, sagte der Mann, der sie reingelassen hatte, und
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