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Ein sueßes Stueck vom Glueck

Ein sueßes Stueck vom Glueck

Titel: Ein sueßes Stueck vom Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Florand
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stellte ihre leere Tasse ab, und das leise Geräusch, das dabei entstand, hatte im Laboratoire einen eigenartig fremden, kalten, endgültigen Klang. »Na dann – danke für die Schokolade.«
    Wenigstens verschaffte ihr die chocolat chaud einen einigermaßen guten Abgang für diese Nacht.
    Er gab ein gedämpftes, ungläubiges Geräusch von sich, als hätte sie es mit einem Schlag in den Magen aus ihm herausgeholt: » Il n’y a vraiment pas de quoi – wirklich keine Ursache.«
    Sie schaute ihn nicht an, sie war zu feige, um den Ausdruck seines Gesichtes zu sehen. Sie ging einfach mit gleichmäßigen Schritten zur Tür. Zumindest fühlte es sich nicht ganz so an wie der Rückzug nach einer unrühmlichen Niederlage. Es war nicht vollkommen erniedrigend.
    Und dennoch höllisch peinlich.
    Er folgte ihr und stand verborgen im Eingang, als sie die Straße überquerte, um sich davon zu überzeugen, dass sie dorthin zurückkehrte, wo sie hingehörte.
    Oder vielleicht nur, um sich zu überzeugen, dass sie sicher in ihre Wohnung zurückkehrte.
    Ein Schatten huschte unter der Markise der Bäckerei vorbei, vielleicht stand dort jemand und beobachtete sie. Sie sah in die Richtung, ihr Puls schnellte im urzeitlichen Angriff-oder-Flucht-Reflex in die Höhe, aber der Schatten zog sich wieder zurück.
    Sie entspannte sich. Wer immer es war, er stellte für sie heute Nacht keine Gefahr dar.
    Vielleicht hatte er ja Sylvain gesehen, der Wache hielt.

14
    »Sylvain. Sylvain!«
    Sylvain blinzelte, schüttelte den Kopf und richtete seinen Blick auf Pascal.
    »Wir versuchen zu entscheiden, welche Pralinen wir heute herstellen sollen.« Pascal wies mit dem Blick auf die abgewetzte Schulkladde, welche die gesammelten Rezepte eines ganzen Jahrzehnts enthielt. Nun, die Zutaten für die Rezepte. Die Verarbeitung, das Timing, die befanden sich in Sylvains Kopf.
    Sylvain rieb sich die Augenbraue. »Pardon. Ich habe nicht viel geschlafen.«
    Pascal verzog den Mund zu einem Grinsen, als seien ihm gleich ein Dutzend Witze über Schlafmangel eingefallen und als müsse er sich beherrschen, keinen davon zu erzählen. »Na schön, lass uns das schnell zusammen durchgehen, dann kannst du nach Hause gehen und dich hinlegen, wenn du willst. Du machst ja fast nie frei.«
    Die Tür zwischen dem Laboratoire und dem Laden wurde geöffnet, und Francine, die für den Laden verantwortlich war, trat herein. »Sylvain, kannst du mir sagen, was das für eine Geschichte von einer Diebin ist? Die Leute kommen seit zwei Tagen in den Laden und fragen danach, und jetzt war sogar einer der Amerikaner, die hier in der Gegend wohnen, da und hat gesagt, heute hätte auf der Webseite der New York Times ein Artikel gestanden. Und von Le Monde ruft gerade jemand an. Ob ein amerikanischer Schokoladenbaron gerade deine Schokolade stehle? Co-ree?«
    Sylvain blinzelte erneut. »Die New York Times? Die New York Times von heute? Ist die schon erschienen?« Er versuchte abzuschätzen, wie spät es jetzt auf der anderen Seite des Atlantiks war. Aber da ihn nie sonderlich interessiert hatte, was auf der anderen Seite des Atlantiks vor sich ging, hatte er keine Ahnung. »Und sie haben Cade Coreys Namen erwähnt?«
    Francine hob die Hände. »Ich habe die Zeitung nicht gelesen. Aber ich nehme an, der Inhalt steht im Netz.«
    Sylvain ließ die Rezeptsammlung liegen und ging ohne ein weiteres Wort an den Laptop in seinem Büro.
    »A Chocolate Thief by Any Other Name« , lautete die Überschrift im Gastroteil. Er grinste. Jedes Mal, wenn sein Name im Gastroteil der New York Times auftauchte, verdiente er die darauffolgenden Monate ein Vermögen an den Einkäufen amerikanischer Touristen. Er hatte mittlerweile einen soliden Kundenstamm unter amerikanischen Promis und extrem wohlhabenden Leuten aufgebaut, die sich seine Schokolade einmal die Woche per Luftfracht schicken ließen; auch hier würde es jetzt noch mal einen Anstieg der Verkaufszahlen geben. Immer wenn er sich einen Film von Steven Spielberg ansah, oder einen, in dem Cate Blanchett mitspielte, wenn er am Computer Excel von Microsoft öffnete oder Google, empfand er eine tiefe Befriedigung bei der Vorstellung, dass all diese Leute in eine seiner Pralinen bissen, während sie an ihren Meisterstücken arbeiteten.
    »In den letzten beiden Tagen haben Blogger von einer Diebin berichtet, die Pralinen des weltberühmten Chocolatiers Sylvain Marquis gestohlen haben soll.«
    Weltberühmt. Sylvain grinste erneut. Es stimmte, aber es war

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