Ein sueßes Stueck vom Glueck
vermutlich keinen Auslieferungsantrag stellen; wenn du also nach Hause kommst, ehe sie einen Haftbefehl ausstellen können, musst du vielleicht nicht ins Gefängnis«, stellte ihr Großvater hilfreich in Aussicht.
»Ich habe noch nicht das, weswegen ich hergekommen bin«, sagte sie dickköpfig.
»Ich habe auch noch nicht herausgefunden, wie man Spinat in Schokolade einarbeiten kann«, erwiderte ihr Großvater. »Manche Dinge bekommt man eben nicht hin.«
Sie schenkte dem Bildschirm einen zusammengekniffenen Blick. Ihr Großvater war ein Überläufer, jawohl. Bis der Name Corey ins Spiel gekommen war, hatte er voll und ganz auf ihrer Seite gestanden. »Ja, aber du versuchst es immer noch. Und Urgroßvater hat wieder und wieder an dieser Milchschokolade herumprobiert, sogar als er mit seinen Experimenten den ganzen Hof abgefackelt hatte.«
Auf einmal gab ihr diese Erinnerung Zuversicht. Wie unglücklich die Familie auch immer mit ihr sein mochte, Urgroßvaters Familie musste noch viel unglücklicher gewesen sein, als er für ein Hirngespinst den Ort niedergebrannt hatte, an dem sie alle lebten. Und man musste sich ja nur vor Augen halten, wo sie dank dieser Experimente heute waren.
Sie alle waren nun … dem Verhalten eines französischen Chocolatiers ausgeliefert, ihretwegen.
»Habe ich das richtig verstanden …«, sagte Sylvains Mutter Marguerite bei ihrem Anruf aus der Provence, wo Sylvains Eltern sich im Ruhestand mit seiner Unterstützung ein Haus gekauft hatten.
Typisch. Und er hatte gedacht, er bekäme einen Anruf von Le Monde .
»Irgendeine verwöhnte reiche Besitzerin von Corey Chocolate bricht in dein Geschäft ein, um dich zu bestehlen?« Die Stimme von Sylvains Mutter klang beherrscht und liebenswürdig wie immer, aber ihre Empörung klang spürbar durch, sodass es in seinen Ohren schon kribbelte.
»Maman. Wie hast du das so schnell herausgefunden?«
»Ich werde selbstverständlich automatisch über Nachrichten mit deinem Namen informiert«, sagte sie prompt. »Außerdem hatte ich heute Morgen schon zehn Anrufe von Freunden, noch bevor ich aus der Dusche kam. Also, stimmt es?«
»Sie hat außer Pralinen bisher nicht wirklich etwas stehlen können«, sagte er ausweichend. »Meine Rezepte hat sie nicht gefunden.« Nicht, dass sie ihr viel nützen würden. Er hatte nur die Ingredienzien aufgelistet, als kleine Stütze für sein Gedächtnis. Das Timing, die Temperaturen, all das war in seinem Kopf. »Maman, une alerte Google?«
»Wieso sagst du ›bisher‹?«, wollte seine Mutter wissen. »Hast du sie nicht verhaften lassen?«
Sylvain überlegte, auf welche Weise er das am besten verneinen konnte. »Maman. Das sind Schokoladengeschäfte.« Im Sinne von meine Geschäfte. Lass mich in Ruhe. »Das ist schon in Ordnung.«
Natürlich hatte seine Mutter die Andeutung, sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern, nicht verstanden. Das hatte sie noch nie. »Du hast sie nicht verhaften lassen?« Wieder kribbelten seine Ohren aufgrund der mitschwingenden Empörung in ihrer überaus vornehmen Stimme. »Du lässt sie einfach so davonkommen?«
Nicht nur das, er hoffte sogar, sie würde wiederkommen und noch mehr bei ihm stehlen. »Das ist kompliziert, Maman.«
»Was ist daran kompliziert?«, fragte sie mit gefährlichem Unterton.
»Na ja, sie ist eigentlich ganz niedlich«, sagte er entschuldigend.
»Oh Sylvain. Bitte sag mir nicht, du lässt dir das für dich Wichtigste der Welt von einer verwöhnten reichen Göre stehlen. Und dir das Herz brechen.«
»Werde ich nicht«, sagte Sylvain bestimmt. Merde , das klang schon wie eine Lüge. Das war für ihn kein gutes Zeichen.
»Sylvain«, sagte seine Mutter besorgt. Was, zum Teufel? Mussten seinetwegen alle schon im Vorhinein bekümmert sein? »Lernst du denn nie dazu?«
Es war einer dieser Morgende, an dem Cade gern lange geduscht hätte, bevor sie sich dem Lauf der Dinge weiter aussetzte. Aber als sie einen Versuch unternahm, setzte sie vor allem die Tapete unter Wasser, während sie selbst fror. Zu guter Letzt ließ sie die Badewanne volllaufen und sank hinein, bis nur noch ihre Nase zum Luftholen herausschaute. Sie hatte seit Jahren kein Bad mehr genommen, und was den wohltuenden Effekt anging, hatte sie einen eklatanten Mangel zu verzeichnen, zumal es in der Wohnung höchstens 16 Grad warm war.
Sie machte sich so sorgfältig zurecht, wie es einer Frau nur möglich war – mit perfektem Lidschatten, einem perfekten Hauch von Mascara und einer
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