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Ein sueßes Stueck vom Glueck

Ein sueßes Stueck vom Glueck

Titel: Ein sueßes Stueck vom Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Florand
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eingehenden Erwägung bei der Wahl des richtigen Lippenstiftes. Die schwierige Auswahl der perfekten Hose zog sich ziemlich lange hin, denn sie sollte sowohl sexy als auch businessmäßig wirken und nicht den geringsten Gedanken an schwarzes Leder aufkommen lassen. Sie hatte sich fast für schokoladenbraun entschieden, doch dann brachte sie allein der Begriff »Schokolade« in Rage, und sie schwenkte um auf einen kurzen grauen Bleistiftrock mit hohen schwarzen Stiefeln und grauen dünngestreiften Strümpfen. Dazu ein überaus dunkelroter Pullover. Und eine schwarze Perlenkette.
    Und über dieses ganze Outfit würde sie einen langen Wollmantel anziehen müssen. Es war einfach zu kalt, um ohne Mantel hinauszugehen.
    Aber sollte sie diesen Mantel aus irgendeinem Grund ausziehen, wollte sie, dass die Schicht darunter gut aussah. Trotzig entschied sie sich für den roten Mantel.
    Vor dem Schokoladengeschäft hatte sich eine Schlange gebildet, und Cade überlegte kurz, den ausspionierten Code am helllichten Tage anzuwenden und durch den Hintereingang einzutreten, aber sie war sich ziemlich sicher, dass sich dort bereits ein Journalist mit Kamera postiert hatte. Oder einer von den verdammten Gastro-Bloggern.
    Stattdessen hielt sie es mit den lokalen Gepflogenheiten, setzte sich mit aller Autorität über die Schlange hinweg und marschierte einfach in den Laden. Okay, sie versuchte, einfach durchzumarschieren. Tatsächlich war es ein ziemliches Gedrängel und Gequetsche durch eine dichte Menschenmenge, die sich gierig über die gläsernen Auslagen beugte.
    Schließlich griff sie nach der Tür zum Laboratoire.
    »Madame!« , rief eine der Frauen in braunen Schürzen mit der Aufschrift Sylvain Marquis. »Vous ne pouvez pas …«
    »Vous êtes Cade Co-ree?«, hörte sie einen Mann erfreut ausrufen. Sie ignorierte beide, auch wenn sich ihr Magen zusammenzog, als ihr Name laut im Laden genannt wurde. Vor allem ihr Nachname. Gott sei Dank war die elterliche Firma ein im Privatbesitz gehaltenes Aktienunternehmen.
    Sylvain und Pascal standen über eine abgewetzte alte Schulkladde gebeugt, beide trugen eine Kochmütze aus Papier, die von Sylvain war ein klein bisschen höher als die von Pascal. Sylvain richtete sich sofort auf, als er sie sah, und schloss das Notizbuch.
    Er schien von Energie durchströmt zu werden und lächelte sie an, wenn auch skeptisch.
    Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Kann ich mit – »Sie unterbrach sich, weil sie merkte, dass das Französische sie vor eine wirklich heikle Entscheidung stellte. Entweder sagte sie vous, vollkommen korrekt und geschäftsmäßig. Oder tu, ein plötzliches Umschwenken in eine Vertrautheit, die für alle, die es hören konnten, eine Offenbarung beinhalten musste. Zum Teufel mit den Personalpronomen. Sie tat so, als sei sie wieder im Französisch-Anfängerkurs und könnte sich nicht an den richtigen Gebrauch erinnern. »Können wir uns vielleicht ungestört unterhalten?«
    Einen Sekundenbruchteil zu spät fiel ihr auf, dass sie dieselbe Frage schon einmal gestellt hatte, bei jenem ersten Mal, das damit geendet hatte, dass sie verächtlich aus der Manufaktur geworfen worden war. Wenn er diesmal ablehnend die Augenbrauen hochziehen und sagen würde: »Das hier ist wichtig«, könnte es gut sein, dass sie den gesamten Inhalt dieser Kladde verbrennen würde. Wo bewahrte er sie überhaupt auf, wenn er nicht gerade hineinschaute? Sie hatte doch überall gesucht.
    »Bien sûr«, sagte er. »Ich höre?«
    Sie ärgerte sich und wünschte sich, sie hätte eine Reitgerte oder etwas dergleichen zur Hand, mit der sie drohend fuchteln könnte oder so. Er hatte mitbekommen, dass sie sich um die alles entscheidende Du-oder-Sie-Frage herumgedrückt hatte und stieß sie mit der Nase drauf. Ihr war aufgefallen, wie geschickt er selbst sich um eine Stellungnahme zur zweiten Person herumgedrückt hatte.
    Letzte Nacht hatte er das tu gebraucht. Sie wusste nicht mehr, was sie gesagt hatte.
    »Par ici, Mademoiselle Corey.« Sylvain nahm sie beim Ellbogen. Trotz Mantel und Pulli durchfuhr sie ein elektrischer Schlag. »Ich glaube nicht, dass Sie schon in meinem Büro waren«, sagte er mit einem gewissen ironischen Showgehabe, schließlich wussten sie beide, dass sie einige Nächte in Folge dort eingebrochen war. Und er hatte vous gesagt.
    Sie schluckte die bittere Pille.
    Sylvain führte sie in sein Büro und schloss die Tür. Er ließ sie los, lehnte sich gegen seinen Schreibtisch und

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