Ein sueßes Stueck vom Glueck
und nur ihre Augen farbig glitzerten.
»Ich gehe ein wenig spazieren.«
Er streifte in dem Raum beim Eingang seine Schürze und die Jacke des Küchenchefs ab und zog den Ledermantel über, den er an diesem Tag zu Ehren seiner Schokoladendiebin angezogen hatte. Er ging in den Jardin du Luxembourg. Der Novemberwind rüttelte an den Ästen, wehte die Blätter herab und blies ihm kalt ins Gesicht. Der Kies knirschte unter seinen Füßen.
Die Gärten waren im Vergleich zum Frühling oder Sommer fast menschenleer, aber selbst in der jetzigen Kälte gab es immer noch Leute, die hier Zuflucht suchten. Selbst im November gab es Touristen in Paris, sie machten Fotos von dem achteckigen Bassin vor dem Palais, kuschelten sich auf den Stühlen ein und sannen vor sich hin oder gingen umher.
Ein Obdachloser hatte sich aus acht zusammengeschobenen Stühlen eine Art Bett gebaut und sich dort mit alten Decken und einer brandneuen Jacke, die er irgendwo aufgegabelt hatte, eingerichtet. Vollkommen happy verschlang er etwas aus einer vertraut aussehenden Schachtel.
Sylvain fiel die Kinnlade herunter, als ihm klar wurde, dass der Mann etwas aus einer Schachtel aß, auf der sein eigener Name stand. Und nicht nur das, er hatte eine große Tasche mit Sylvains Namen darauf, und es befanden sich mindestens acht weitere Schachteln Pralinen darin.
»Wo haben Sie das her?«, fragte er bestimmt, obwohl er, noch bevor er die Frage stellte, seine eigenen Vermutungen anstellte. Zorn loderte in ihm auf, trotz all seiner Ermahnungen zur Selbstkontrolle.
»Une femme.« Der Mann wies mit einer vagen Handbewegung den Parkweg hinab. »Sie gab mir neulich etwas chocolat de merde, und ich habe ihr gesagt, was ich davon halte. Sie muss ein schlechtes Gewissen gehabt haben, denn am nächsten Tag hat sie mir eine Schachtel von dem guten Zeug gebracht. Sylvain Marquis«, sagte der Mann anerkennend. »Ich hätte nie gedacht, dass ich mal was von Sylvain Marquis essen würde.«
»Das ist aber mehr als eine Schachtel«, sagte Sylvain. Ein Teil von ihm hatte ebenfalls ein schlechtes Gewissen, als er den Obdachlosen so dankbar seine Schokolade essen sah. Er musste diesbezüglich etwas unternehmen. Aber in einem anderen Teil begann es zu brodeln. Sie aß seine Schokolade gar nicht selbst? Sie saß gar nicht in ihrer Wohnung und aß unersättlich ein Stück von ihm nach dem anderen?
Der Mann schloss seine Hand schützend über der Tüte, wie in Erwartung einer Drohung. » Ouais , die hat sie mir vor ein paar Minuten gegeben. Sie muss einen echten Komplex wegen des Corey-Riegels haben, den sie mir beim ersten Mal geschenkt hat. Die Jacke hat sie mir auch geschenkt.« Er drückte sie besitzergreifend an sich und genoss ganz offensichtlich ihre Wärme. Und dann schnaufte er. »Zu schade, dass sie sich so rechthaberisch einmischen muss. Sie wollte mich dazu überreden, in eine Unterkunft zu gehen, wo ich doch diesen ganzen wundervollen Park für mich habe.«
Sie war in sein Laboratoire eingebrochen, hatte seine Pralinen gestohlen und sie dann ganz nebenbei an einen Obdachlosen im Park verschenkt? Wer war sie? Robin Hood du Chocolat?
Sylvain gab dem Mann zehn Euro und ging raschen Schrittes in die Richtung, in die der Mann gezeigt hatte, und erblickte auch bald einen roten Mantel. Cade Corey ging zwischen Kastanien und leeren grünen Bänken entlang, vorbei an weißen Statuen französischer Königinnen. Sie machte große Schritte für jemanden ihrer Größe. Der Wind zerrte an ihren Haaren, sie hielt den Kopf gesenkt und die Hände in den Manteltaschen verborgen. Ein- oder zweimal sah er, wie sie den Kopf hob, ließ ihn dann aber wieder sinken.
Sie blieb am Rand des Medici-Brunnens stehen, am Ende des langen bassin d’eau , und starrte auf das dunkle Wasser und die Skulptur der Liebenden, die dort in einer Grotte von einem Zyklop überrascht wurden. Efeugirlanden rankten sich wie eine grüne Schleppe zwischen den nackten Platanen. Ein paar der letzten herabgefallenen Blätter trieben auf dem dunklen Wasser.
Als er sich ihr von hinten näherte, sah er, wie sie die Hand hob und sich in Höhe der Augen übers Gesicht fuhr.
Weinte sie?
Putain. Sein Magen zog sich zusammen, als hätte sie gerade ausgeholt und zugeschlagen.
Non , dachte er und erinnerte sich an das zarte Spiel ihrer Stärke gegen seine in der Nacht zuvor. Es fühlte sich an wie der Fausthieb von jemandem, der viel stärker war als sie.
Vielleicht verfügte sie über weit größere Kraft, als ihm
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